Dubstep, alle reden immer von Dubstep (gibt ja auch viel feine Musik da). Von einer artverwandten Stilrichtung, die v.a. in den 90ern sehr populär war, hört man dagegen nur in Insiderkreisen. Drum’n’Bass nämlich. High Contrast ist nun auf dem besten Wege, das zu ändern. Und: Ja, der Mann ist auf die Charts aus.
Lincoln Barrett hat die britischen Charts bereits geknackt. Der Rest der Welt soll folgen, und die Chancen stehen nicht schlecht. Getourt ist er dafür schon fleißig, durch Remixe für namhafte Kunden wie Basement Jaxx, Adele, The Streets oder Missy Elliott hat er sich auch einen Namen gemacht. Bei uns wurde er letztens erwähnt, als es um die Best Of von Underworld ging, womit wir bei der ersten Kollaboration auf seinem neuen Album wären: Für die Single „The First Note Is Silent“ hat er sich nämlich ebenjene Underworld ins Studio geholt. Und Tiësto dazu.
Womit man wohl auch die Pole gefunden hat, zwischen denen die Musik hier osziliert: Glaubwürdige und gerne satte Tanzbarkeit (wie bei Underworld) und nervige Massenunterhaltung (Tiësto). Ähnlich wie bei den Kollegen von Chase & Status oder Example vielleicht. Zum Glück schlägt das Pendel häufiger zur guten Seite aus. Der erwähnte Track ist dann auch bei weitem nicht der beste auf diesem Album. Schon die zweite Zusammenarbeit mit Underworld (allein), „Two Hundred & Thirty Eight Days“ ist atmosphärischer und besser.
Generell versucht High Contrast natürlich schon gern, die Tracks auf Steigerung bis hin zur maximalen Abfahrt zu pushen. Der Titeltrack ist ein Beispiel wie so etwas funktionieren kann. Unterstützt von der starken Gaststimme Selah Corbins lässt er dem Stück eineinhalb Minuten Aufbauzeit (in denen er ein paar fies zuckrige 90er Sounds verbrät), bis dann die fetten Drum’n’Bass-Rhythmen zuschlagen. Zwischendurch ein Break eingestreut und dann wieder: Abgang. Das ist kalkuliert, aber eben auch gut gemacht.
Selah Corbin darf noch zweimal ran, der klassische Drum’n’Bass-Track „Wish You Were Here“ gefällt dabei am besten, wobei „The Only Way There“ zeigt, dass High Contrast auch ohne Vollgas kann. Doch das hat der beste Song des Albums bereits direkt davor bewiesen: Auf „Almost Human“ hört man, dass das mit Clare Maguire (deren Debüt letztes Jahr ja eine tolle Stimme zeigte, aber an Überproduktion scheiterte) doch noch was werden kann. Ein tolles Stück, das an die besten Zeiten von Kosheen erinnert.
Und so schwankt das Album bis zum Schluss zwischen mainstreamtauglicher Partymusik und stimmungsvollem Drum’n’Bass, bekommt das aber meistens ganz gut beides unter einen Hut, so dass man „The Agony & The Ecstasy“ letztlich dann doch als recht gelungen bezeichnen darf.
High Contrast – The Agony And The Ecstasy feat Selah Corbin – Official Video from Hospital Records on Vimeo.
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