Comebacks und deren Versuche sind ja seit einer ganzen Weile an der Tagesordnung. Manchmal gelungen, oft fragwรผrdig, mitunter peinlich. Und nun kommt eine coole 60-jรคhrige und schรผttelt vรถllig unerwartet ein derartig lรคssiges und gelungenes Werk aus dem รrmel.
Viele Mรคnner hatten ja in den frรผhen 80ern Angst vor Grace Jones. Ihr dominant-androgynes Auftreten, ihre mรคnnermordenden Auftritte in sonst eher von den Herren dominierten Filmen wie โJames Bond 007: A View To A Killโ oder โConan The Destroyerโ und ihre einzigartig-eigenartige Stimme, die zu manch musikalischem Highlight zwischen Disco und New Wave beitrug. Ihre besten Alben – bislang – waren wohl โNightclubbingโ (1981) und natรผrlich โSlave To The Rhythmโ (1985). Im Jahr 2008 legt die Dame nun – fast 20 Jahre nach ihrem letzten, eher mittelprรคchtigen Album – ein neues Werk vor.
Schon die starke Vorabsingle โCorporate Cannibalโ – und das dazugehรถrige, fantastisch durch Frau Jonesโ Gesicht morphende Video – machte klar: Sie ist immer noch eine โman-eating machineโ. Der รคhnlich kรผhl dahinschlurfende Album-Opener โThis Isโ ergรคnzt: โThis is my voice, my weapon of choice.โ Dass sie das immer auch mit Augenzwinkern meint, verdeutlicht auch das schรถne Booklet des Albums, in dem sie Modelle ihrer selbst am Flieรband fertigt und prรผfend betrachtet. Aus Schokolade, รผbrigens.
Dazu fast immer ein tiefer Groove, mitunter dubbig, auch mit Reggae-Anflรผgen (insbesondere bei โWell Well Wellโ zu hรถren), zumeist aber im Bereich des Trip Hop angesiedelt, leicht schrรคg angekratzte Gitarren, cineastische Streicher und eben diese Stimme. รberhaupt Trip Hop. Die aus Bristol รผber die Welt gekommene Stilrichtung wird hier von einigen ihrer Vorreiter zelebriert, schlieรlich wirkten die Herren Sly & Robbie sowie Tricky – den man auf dem hypnotisch schleichenden Titeltrack sogar hรถren darf – am Album mit. Weitere Gรคste verfeinerten die Mischung und schlieรlich zauberte auch Altmeister Brian Eno ein wenig.
Ein Hรถhepunkt und eine Freude fรผr Fans der frรผhen Massive Attack ist das poppige und sich zum Ende gewaltig steigernde โWilliamsโ Bloodโ. Doch keiner der neun Songs fรคllt ab, abwechslungsreich variiert die Diva ihr Organ, sogar in warme, hรถhere Gefilde geht es hinauf (โIโm Crying (Motherโs Tears)โ). Knisternde Elektronik und kinotaugliche Streicher tragen schlieรlich den Schlussakkord โDevil In My Lifeโ zum krรถnenden Finale.
Hut ab, endlich mal ein Comeback ohne Werbegetรถse und dafรผr mit jeder Menge Substanz. Ich habe keine Angst mehr vor Grace Jones. Dafรผr jede Menge Respekt und Hochachtung.
(Addison)
P.S. Grace Jones live: 17.03. Berlin – 25.03. Frankfurt – 26.03. Dรผsseldorf
www.theworldofgracejones.com
www.myspace.com/gracejonesofficial