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Einstürzende Neubauten – Lament

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neubauten_lament_lDie folgende Plattenbesprechung bekommt am Ende keine Punktewertung. Der Anlass gibt es nicht so recht her. Denn es geht um Krieg, genauer gesagt um den 1. Weltkrieg, dessen Ausbruch nun 100 Jahre her ist und dem sich die Einstürzenden Neubauten auf ihre ganz spezielle Art genähert haben.

Die Herren Bargeld, Unruh, Hacke, Arbeit und Moser (so die aktuelle Besetzung), die nun auch bereits seit 1981 ihre avantgardistische Musik erschaffen und mit ihrer Art der Klangerzeugung aus allen möglichen Objekten Pioniere und Vorbilder – nicht zuletzt für Künstler wie Depeche Mode – wurden, haben sich also für ihr neues Album eines besonders schweren Themas angenommen.

Dieses neue Werk hängt wesentlich mit der Stadt Diksmuide in Belgien zusammen, die im ersten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört und danach wieder aufgebaut wurde. Dort gab es nun eine große Ausstellung zum Krieg und zum Gedenken, mit deren musikalischer Gestaltung die Neubauten betraut wurden. Die Performance des Albums fand dann auch ihre Uraufführung am 8. November in Diksmuide.

Wer nun denkt, jetzt gibt es bestimmt gesampeltes Geschützfeuer, Schreie und jede Menge Elend, der wird staunen. Die Neubauten sind subtiler an die Sache herangegangen und haben sich stattdessen durch alte Tonaufnahmen aus dem Lautarchiv der Berliner Humboldt-Universität sowie des Deutschen Rundfunkarchives gehört sowie Material im Militärhistorischen Museum Dresden verwendet.

Und das Resultat ist ein überraschend vielseitiges, streckenweise verstörendes, aber oft auch recht zugängliches Werk. Es gibt natürlich düstere Klangcollagen wie „Kriegsmaschinerie“, aber gleich darauf auch Parodistisches wie „Hymnen“. Mit „The Willy-Nicky-Telegrams“ hört man ein Stück, basierend auf Telegrammen zwischen deutschem Kaiser und russischem Zaren (incl. Autotune), dann eine 13-minütig auf Rohren geschlagene Percussion Version des Krieges mit Nennung aller Teilnehmerländer, es erklingen neue Instrumente wie die (gruselige) Stacheldrahtharfe, Dramatisches wie das dreiteilige Titelstück, aber auch Melodisch-Schönes wie die Songs „On Patrol In No Man’s Land“, „How Did I Die“ und der alte Klassiker „Sag mir, wo die Blumen sind“. Schließlich wird der Beginn des Weltkrieges gar „unter Zuhilfenahme eines Tierstimmenimitators“ dargestellt.

Ein hochinteressantes Werk, das im zugehörigen Booklet noch mit weiterführenden Informationen aufwarten kann – aber auch ein Album, das rein musikalisch spannend und rundum überzeugend ist. Immer noch eine wichtige Band, diese Neubauten.

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www.neubauten.org
www.facebook.com/EinstuerzendeNeubauten

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

1 Kommentar

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  1. Sehr anspruchsvolles Ergebnis für dieses Thema > Respekt. Künstler wie es sie kaum noch gibt.

    Gruß aus Berlin

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