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Der Review-Weihnachtskalender – Türchen 19 bis 21: Tusks, Kelela und St. Vincent

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Dieses Mal haben wir drei künstlerisch (und vermutlich auch sonst) selbstbewusste Künstlerinnen auf dem Prüfstand. Mit drei höchst unterschiedlichen und jederzeit interessanten Alben.

Beginnen wir mit der beim ersten Kontakt sanftesten der drei Platten. Emily Underhill aus London nennt sich nach dem Fleetwood-Mac-Klassiker Tusks, hat aber mit deren Musik sonst wenig gemein. Sie versucht auf ihrem Debütalbum „Dissolve“ eher, wie der Titel schon sagt, sich in der verträumten Musik aufzulösen, in ihr zur zerschmelzen wie Eiswürfel in der Sonne.

Minimalistische Klanglandschaften können einen besonderen Sog entwickeln. Underhills unaffektierter, schöner Gesang verbindet sich mit einer melancholischen, aber nicht deprimierenden Grundstimmung. Denn da ist immer auch Licht in Sicht. Zwischen den getupften Synthesizermotiven, den sachten Beats – die aber schon mal anschwellen können – und den an The xx erinnernden Gitarren stecken auch immer Melodien.

So findet einerseits alles zu einem übergreifenden Sound, andererseits werden geschickt einzelne Höhepunkte gesetzt. Wie in „False“ erst leicht der Rhythmus einsetzt und dann Melodie und Drums mit Macht durchbrechen, wie sich im Titelsong langsam das Drama entfaltet, wie auch „Ivy“ und „Toronto“ in ihrem Verlauf immer mehr Druck aufbauen und wie schließlich im finalen Foals-Cover „London Thunder“ mit wenigen Mitteln Gänsehaut erzeugt wird. – 8 von 10 Dreampopwelten


Die nächste Künstlerin geht das Ganze anders, offensiver an, auch optisch. Kelela machte schon vor vier Jahren mit ihrem Mixtape „Cut4Me“ von sich reden, legte zwei Jahre später eine umfangreiche, wieder im ganzen Netz bejubelte EP („Hallucinogen“) nach – und wartete dann doch bis 2017 mit dem „richtigen“ Debütalbum.

Nun ist „Take Me Apart“ draußen – und, na gut, die Musik wird jetzt dann doch nicht neu erfunden von Kelela Mizanekristos. Aber vor allem Fans von modernem, stärker elektronisch orientierten R’n’B werden begeistert zugreifen. Der Rezensent stört sich ein wenig am mitunter zu typischen R’n’B-Gesangsstil und hätte sich ein paar mehr elektronische Frechheiten wie in früheren Stücken gewünscht (mehr FKA Twigs/SOHN/Banks, weniger Beyoncé, wenn Sie so wollen).

Trotzdem ist das ohne Frage ein gutes, streckenweise sehr gutes Album, aus dessen 14 Tracks sich manche Perle picken lässt, bei wiederholtem Hören aufgrund der Vielzahl spannender Sounds sogar mehr und mehr. Der feine Titelsong, das atmosphärische „Enough“, die eingängige Single „LMK“, das elektronisch verdrehte „Blue Light“ oder das orchestrale „Turn To Dust“. Trotzdem: Da geht noch mehr. – 7 von 10 Zukunftsszenarien


Und nun noch ein bisschen Massenverführung. Wie bitte? Na „Masseduction“, mit dem Hintern ins Gesicht springend, wie das Cover evoziert. Wilder, zwischen bonbonbunt-dynamisch und persönlich-intim changierender Artpop ist das, optisch und auch inhaltlich, den uns Annie Clark alias St. Vincent auf ihrem neuen Album verkauft.

Eine Künstlerin, die über die Kunst- und Musikszene, über Zusammenarbeiten mit Größen wie David Byrne oder Sufjan Stevens hinaus, zuletzt auch in die bunten Blättchen geraten ist, infolge einer (mittlerweile wohl nicht mehr aktuellen) Beziehung zu Model und Schauspielazubi Cara Delevingne. Egal, die Musik ficht das nicht an – und die ist, wiewohl gar nicht so leicht zu greifen, einfallsreich und beeindruckend.

Dabei ist St. Vincent auf diesem somit perfekt betitelten Album womöglich zugänglicher als bisher. Man höre das brillante „Los Ageless“ (und bestaune das Video dazu!), verliere seinen Verstand bei „Pills“ (und bestaune das Video dazu!), verdrücke ein Tränchen bei „New York“ (und… na, Sie wissen schon) und reime den rockenden Titelsong auf ‚mass destruction‘. Bowieesk. – 8 von 10 Chamäleons


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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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