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Der Review-Weihnachtskalender – Türchen 12: Noel Gallagher’s High Flying Birds – Who Built The Moon?

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Die Gallagher-Brüder füllen mit ihrer, äh, Liebe zueinander noch immer zuverlässig die Presse. Würden mehr Bands so etwas liefern, wäre der NME vielleicht nicht zu einem dünnen Gratisblättchen verkommen. Aber egal, bevor Oasis sich endlich wiedervereinigen, haben beide Brüder fast zeitgleich neue Alben veröffentlicht. Liam mit erwartbarem Auftragsrock, der immerhin deutlich besser als als seine Sachen mit Beady Eye ist. Noel dagegen geht neue, ja mutige Wege.

Bereits auf seinen beiden ersten Soloalben hatte Noel Gallagher sich ja Stück für Stück vom Oasis-Erbe gelöst, ohne jedoch seine Ursprünge zu verleugnen. Da war hier mal Elektronik, dort mal Morricone, ein Saxofon, eine Horde Bläser, etwas Psychedelik – im Kern blieb jedoch das gewohnt starke Songwriting. Für „Who Built The Moon?“ lässt er den Ideen, gefördert von Produzent David Holmes, nun aber völlig freien Lauf.

Das führt zu spannenden, mitunter auch eigenwilligen Resultaten. Gleich „Fort Knox“ zu Beginn, dieses eigentlich ganz zum Schluss der Aufnahmen entstandene Stück. Wuchtig klopft sich der psychedelische Track durch einen schweren Groove. Dumm nur, dass irgendjemand einen Wecker im Studio stehen gelassen hat, der nach zwei Minuten losgeht und das potentielle Highlight böse kaputtklingelt.

Ein Rätsel. Genau wie die Schere, die Noels Tour-Keyboarderin beim Auftritt bei Jools Holland als Instrument benutzt, welche natürlich zwischen den Gitarren des vergleichsweise geradlinigen Fegers „She Taught Me How To Fly“ gar nicht zu hören ist. Ist der Noel etwa ein cleverer Scherzbold (wer Interviews mit ihm sieht/hört/liest, ahnt das ohnehin schon lange)? Doch weiter mit den schrägen Ideen: In „Holy Mountain“ marschiert eine Blaskapelle um ein altes Flötensample – und es kommt ein eingängiger Song dabei heraus!

Es finden sich interessante Stellen auf so ziemlich allen Songs. Beim zackigen „Keep On Reaching“ sind das (schon wieder!) die Bläser, die Breakbeats von „It’s A Beautiful World“ erinnern daran, dass Noel vor Ewigkeiten schon mit den Chemical Brothers gearbeitet hat. Ach ja, die Beatles grüßen auch auf diesem Album mal wieder: Der Geist von „Come Together“ weht durch „Be Careful What You Wish For“. In der zweiten Hälfte wird es luftiger, entspannter, da ist dann nach dem fast an alte Zeiten erinnernden „Black And White Sunshine“ auch Platz für zwei Instrumentale, die einen Mundharmonika-Western und den majestätischen Höhepunkt „The Man Who Built The Moon“ umschließen.

Und frech, die der Meister ist, versteckt er eine so umwerfende Songperle wie „Dead In The Water“ in Form einer Live-Akustikversion als Bonustrack. Wenn man die trotz (oder wegen?) zahlreicher Tonspuren teilweise mumpfige Produktion verträgt, dem Album mehr als zwei Durchläufe gönnt und nicht unbedingt Hardcore-Oasis-Ultra ist, kann man mit „Who Built The Moon?“ viel Freude haben.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

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P.S. Und hier noch die Tourdaten:
08.04.2018 Hamburg, Mehr! Theater
09.04.2018 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
12.04.2018 München, Zenith
16.04.2018 Berlin, Max-Schmeling-Halle
17.04.2018 Wiesbaden, Schlachthof

www.noelgallagher.com
www.facebook.com/noelgallaghermusic

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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