Wow! Den Titel „Hype des Jahres“ haben sich Daft Punk schon einmal gesichert. Was für eine Aufregung in der Musikwelt! Der Charterfolg – Platz 1 in Deutschland und anderswo – gibt dem recht. Doch was steckt letztendlich an Substanz dahinter? Unsere kleine Redaktion macht den Vier-Ohren-Test:
Thomas (Addison): Bei so viel Getöse im Vorfeld darf man durchaus skeptisch sein. Hier hat die vereinte Musikpresse zwar fleißig mitgemacht, aber angeheizt haben es Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo selbst. Zunächst mit einem groß platzierten ersten Video auf dem Coachella-Festival. Dann mit Beiträgen der Mitwirkenden – und deren Liste ist in der Tat lang und beeindruckend: Giorgio Moroder, Nile „Chic“ Rodgers, Pharrell Williams, Julian Casablancas, Paul Williams, Panda Bear, Chilly Gonzales, Todd Edwards. Das Beste der 70er, 80er und der 00er oder so.
Vor allem aber der starke 70er-Einfluss lässt zunächst zweifeln. Das soll die Zukunft der Musik sein? Die Roboter gehen weg vom Roboter-Sound? Na gut, hängen wir die Sache vielleicht nicht ganz so hoch, dann lässt sich das Album viel entspannter begutachten. Und Entspannung ist der Schlüssel: Kein Daft-Punk-Werk kam bisher so lässig abgehangen daher. Nicht das elektrisch zuckende Debüt „Homework“, nicht das comicbunt-quietschige „Discovery“, schon gar nicht das äußerst mäßige „Human After All“ und auch nicht der „Tron: Legacy“-Soundtrack.
Als Fan des Letzteren hatte der Autor zwar zunächst damit zu kämpfen, dass die fette Elektronik dieses Mal zugunsten starken Einsatzes „echter“ Instrumente zurückgefahren wurde (letztlich kamen wohl keine digitalen Gerätschaften zum Einsatz, lediglich analoge Synthesizer waren erlaubt). Doch dann punktet „R.A.M.“ – neben der gigantischen Produktion – mit Stärken auf so klassischen Gebieten wie dem Songwriting. Vom funky Beginn mit der unterschreibenswerten Forderung „Give Life Back To Music“ über das neunminütige Elektronik-Highlight „Giorgio by Moroder“ (in dem der Altmeister aus seinem Leben erzählt und dazu herrlichste Synthie-Eskapaden abgefahren werden), das berührende „Touch“, „Get Lucky“ – den mit ziemlicher Sicherheit größten Hit des Jahres 2013 – bis hin zum großartigen Finale „Contact“ – da sitzt jeder Ton.
Den Stylo-Robotern ist eine überaus gelungene, bis auf ein paar unnötige Softrock-Gniedeleien sogar überragende Mischung aus Disco, Funk, Prog, House und noch einigem mehr geglückt. Auch wenn das Debüt „Homework“ vielleicht doch unerreicht bleibt, direkt dahinter reihen sich die „Random Access Memories“ ein.
Wertung: 8 von 10 analogen Robotern
Ronny: Mit Bits, Bytes und verzerrten Stimmen eroberte das französische Duo Daft Punk Mitte der 1990er Jahre die internationalen Charts und Tanzflächen. Ihr Debütalbum „Homework“ zählt zu den richtungsweisendsten Platten der House Music und auch mit den beiden Nachfolgern „Discovery“ (2001) und „Human After All“ (2005) stiegen Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter in diverse internationale Charts ein und manifestierten ihren Ruf als Soundvisionäre.
Mit ihrem vierten Studioalbum „Random Access Memories“ setzen Daft Punk nun deutlich weniger auf die Bits & Bytes früherer Tage. Statt dessen bedienen sie sich überwiegend konventioneller Musikinstrumente, was einer musikalischen Neuausrichtung bei Daft Punk gleich kommt. Bereits die Vorabsingle „Get Lucky“ (mit Gastsänger Pharrell Williams) deutete eine kräftige Veränderung im Sounddesign der beiden Franzosen an.
Schon im Vorfeld der Single-Veröffentlichung verkündeten Daft Punk, dass ihr neues Album ein Streifzug durch die Musikgeschichte der zurückliegenden Dekaden werden wird. Entsprechende Reminiszenzen an die 70er, 80er aber auch 90er Jahre finden sich permanent im Soundbild von „Random Access Memories“ wieder, was wiederum für entsprechende Abwechslung und Kurzweil sorgt.
Mal ist es der Discosound der 1970er, der wie bei „Giorgio By Moroder“ oder „Get Lucky“ durch die Boxen tönt, mal sind es zuckersüße Melodien wie bei „Instant Crush“ oder den vom ‚Funk‘ beeinflussten „Lose Yourself To Dance„, die für gute Laune und einen mitwippenden Fuß sorgen.
Zwischendurch platzieren sich dann noch die beiden Balladen „The Game Of Love“ und „Within„, die den Hörer in eine ganz eigene Welt mitnehmen. Die sprichwörtliche „Sau“ lassen Daft Punk erst am Ende mit dem vergleichsweise wilden Instrumental „Contact“ raus.
„Random Access Memories“ hebt sich in seiner Gesamtheit von Daft Punks bisherigen Produktionen hörbar ab und hievt die beiden Franzosen auf ein neues musikalisches Level, das deutlich songorientierter ausfällt. Trotz kleinerer Längen, die hier und da auftreten, ist „Random Access Memories“ ein überzeugendes Album geworden, das einige Überraschungen in petto hat.
Wertung: 8,5 von 10 Helmchen
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