Heute geht es mal nicht um elektronische Klänge, heute machen wir einen Ausflug in die Welt des Orchestral Art Rock. Klingt schlimmer als es ist, glaubt mir. Hätten Brian Molko und Chris Corner ein Adoptivkind, das den ganzen Tag Bonaparte hört und auf Krawall gebürstet ist, würde es genau so klingen wie The Red Paintings aus Australien. Nach einem Gastspiel während der Tour von Die Krupps vor zwei Jahren verzauberte die Gruppe um Kopf Trash McSweeney auch das Publikum hierzulande. 2017 wurden sie und ihr einzigartiger Sound nicht vergessen und so tummelten sich am 10. Mai äußerst viele Gäste auf dem Gelände der Kulturrampe in Krefeld.
Nachdem das Quartett schon zum Tourstart Probleme mit ihrem Van hatte, erschienen sie wenige Tage nach dem Auftakt ihrer „Deleted Romantic“-Tour entspannt und gut gelaunt in Krefeld. Die Kulturrampe ist kein Tanzpalast, aber auch keine ranzige Minibude und befindet sich auf einer Art Industriegelände. Die Mittwochssonne schlug sich auch auf die Innentemperatur nieder und so war der halb gefüllte Raum kurz vor Konzertbeginn schon kuschelig warm. Das sollte sich aber noch ändern: Denn das Konzert war ausverkauft. Dementsprechend flauschig warm war auch die Temperatur, die sich nur mit ausreichend Alt ertragen ließ.
Orchestral Art Rock, wie oben erwähnt, ist übrigens nichts für alte Herren in angegammelten Bandshirts, sondern geht riiiiiichtig ab! In japanisch angehauchten Kostümen enterten Trash, seine bezaubernde Violinistin Alix und die beiden anderen Damen die Bühne. Auch das Alien im Glas namens Elliott fand sich auf der Bühne wieder und der von der Krupps-Tour bekannte elektronische Hamster im Laufrad. Eröffnet wurde der Abend mit „God Save Silence“, dem ein „Chinese Whispers“ folgte. Trash kommentierte das Geschehen im Publikumsbereich und machte immer wieder lustig-ironische Kommentare. Alien Eliott hielt brav still und beäugte den Hamster, währen sich die Drummerin die Seele aus dem Leib trommelte. Nach vier Stücken erklärte Trash, dass nun die menschliche Leinwand angemalt werden würde. Gold glitzernd stand da auf der Bühne eine Dame mit goldener großer Maske auf und war gewillt sich im Namen der Kunst bemalen zu lassen. Vor der Bühne war eine Leinwand aufgebaut, die ebenfalls verziert wurde. Ein Mitmach-Konzert also, denn nicht nur als menschliche Leinwand kann man sich bei der Band melden, auch als „Künstler“ ist man gern gesehen.
Mit „Wasps“ und „Mad World“ traf die Band voll ins Schwarze, während es in der kleinen Location immer heißer wurde. Ärgerlicherweise blieb das Frontlicht aus, sodass von den aufwendigen Kostümen nur wenig zu sehen war. Ändern wollte der Lichttechniker das nicht. Egal, das tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Show endete mit „The Revolution Is Never Coming“ einem der bekannteren Stücke der Band. Vielleicht kommt sie ja doch noch: In Form einer australischen Band zum Anfassen, die trotz auf MTV laufendem Video in kleinen Locations tourt und sich mit einem halb kaputten Van herumärgert, in Form eines Wahlergebnisses oder eines christlich angehauchten Support Acts… Zu letzterem sei erwähnt, dass Melancho-Popper Janosch Moldau einige Konzerte der Australier unterstützen wird. Cool, oder?
Wer also Lust auf einen kreativen Abend mit Gitarren, Violine, Melancholie und Revolution hat, der sollte sich im Mai noch auf eines der Konzerte von The Red Paintings begeben. Das schafft man übrigens auch zwischen Dave Gahan und Martin Gore im Stadion, die eine weniger interessante Bühnenshow zu bieten haben.
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