Das neue Album von Primal Scream geht los mit einem Raverockknüller wie zu ihren besten „Screamadelica“-Zeiten. Aber dann biegt es ab und wird zu feinstem Pop, mitunter gar Wave- oder Synthiepop. Da wollen wir uns mal nicht beschweren, oder?
Bei Primal Scream muss der Rezensent ja – neben vielen großartigen Songs der langen Bandgeschichte – an die Anekdoten denken, die man sich von der 1994er Depeche-Mode-Tour in Amerika erzählt, auf der Bobby Gillespie & Co. Support waren. Unter anderem jene, dass selbst Primal Scream, keineswegs als Kostverächter in Sachen bewusstseinserweiternder Substanzen bekannt, blass wurden, als sie sahen, wie hart die Hauptband damals gefeiert hat. Gut, dass das letztlich alle überlebt haben!
Doch zurück zu „Chaosmosis“, dem elften Studioalbum einer Band, die von frühem Rave über psychedelischen Rock und Experimentaltechno schon eine Menge Gesichter präsentiert hat, meistens überzeugend. Auch der Pop ließ sich immer wieder mal blicken – aber definitiv noch nie und über ein ganzes Album hinweg wie hier.
Nach erwähntem recht geradlinig – und bereits höchst zugänglich – rockenden Opener „Trippin‘ On Your Love“ (im Background von den drei Haim-Schwestern unterstützt) gibt es mit „(Feeling Like A) Demon Again“ tatsächlich ganz feinen Synthiepop. Hier hatte, wie noch bei zwei weiteren Stücken, Björn Yttling (von Peter, Björn & John) seine Hitproduzentenhände im Spiel.
So, und ab dem vierten Stück, dem hundertprozentig mitreißenden „100% Or Nothing“, klingen Primal Scream nun endgültig nach New Order. Das passt erstaunlich gut zusammen und ist keine einmalige Erscheinung auf diesem Album, wie wenig später der Hithithit „Where The Light Gets In“ verdeutlicht (hier am Co-Gesang: Sky Ferreira). Nur kurz denkt man, dass jetzt doch noch die wild-rabaukige „XTRMNTR“-Zeit besucht wird: Beim rabaukigen „When The Blackout Meets The Fallout“. Doch schon bollern billige Eurodance-Beats aus dem Keyboard um im gleichen Song („Carnival Of Fools“) von himmelsstürmendem Britpop abgelöst zu werden.
Auch im längsten Stück „Golden Rope“ wandelt sich die Stimmung. Von gitarrenbetont flott zu atmosphärisch erhaben. Was eine elegante Überleitung (wie so oft auf dem Album) zum grandios-eingängigen Finale „Autumn In Paradise“ ergibt. Ganz starke Vorstellung der Schotten!
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