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Der Review-Weihnachtskalender - Türchen 7:

Review: Odd Beholder – All Reality Is Virtual

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Wer sich an die letzte Tour der hier ja höchst verehrten Hundreds erinnert: Da war doch diese Vorband, die man sich unbedingt merken wollte. Odd Beholder waren das. Aus der Schweiz. Hier kommt endlich das Debütalbum.

Als Duo mit Partner James Varghese gestartet, sind Odd Beholder aber eigentlich (mittlerweile) ein Ein-Frauen-Projekt, das der Züricherin Daniela Weinmann nämlich. Im Jahr 2016 machten sie mit ihrer ersten EP „Lighting“ auf sich aufmerksam. Auf sechs Tracks entwickelte sich bereits ein typischer Sound. Elektronisch, aber mit akustischen Elementen, aufgeräumt, aber mit geschickt gesetzten Details. Das Video zu „Landscape Escape“ wurde gar preisgekrönt. 2017 folgten die nächsten fünf Songs auf der Atlas-EP, die den Sound vertieften und ein paar mehr Beats wagten, und die (ehemaligen) Labelkollegen Hundreds nahmen sie mit auf „Wilderness“-Tour.

Durchaus passend, denn klanglich ist man sicherlich verwandt. Die Hundreds steuerten (neben The/Das und vier weiteren Künstlern) auch einen Beitrag zur im Frühjahr erschienenen Remix-EP bei. Nun also das Debütalbum, das Weinmann mit dem Produzenten Martin Schenker aufnahm. Keiner der bisher erschienenen Tracks ist darauf enthalten, das spricht für Mut, Selbstbewusstsein und Kreativität. Bei der Spieldauer von 34 Minuten hätten nach unserer bescheidenen Meinung aber durchaus zwei drei frühere Highlights wie eben „Landscape Escape“ oder „Gravity“, „Coins“ oder „Atlas“ mit darauf gepasst.

Doch mehr haben wir wirklich nicht zu meckern. Denn ansonsten ist „All Reality Is Virtual“ ein wunderbar kompaktes Stück Kunst, bei dem jeder Ton an der richtigen Stelle sitzt. Weinmann beherrscht stimmlich die ganze Palette von zurückhaltend-kühl bis warm-gefühlvoll. Wenn sie über „Loneliness“, den „friend that I hate the most“ singt, ist man sofort gebannt.

Eingängige Melodien und vielseitige Synthesizer-Sounds gehen eine perfekte Synth(i)ese ein, dazu kreisen die Gedanken der Künstlerin um die Verlockungen und Verwerfungen der modernen Welt. Ist man offline zur Vereinsamkeit verdammt? Verplempert man andererseits online nicht viel zu viel Zeit mit sinnlosen Dingen? Diese Dilemmata untermalt Weinmann im wohlklingenden Midtempo wie bei „The Likes Of You“ oder „Reforesting Fire“, mit temporeicheren Beats wie beim Titelstück oder „Easy Difficult“, mit Nachdruck wie bei „Uncanny Valley“ oder mit allem zusammen (im Closer „Not The Sun“).

Ist die Realität nun virtuell oder wird die Virtualität real? Who knows, real ist jedenfalls diese Bewertung mit (mindestens):

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

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www.facebook.com/oddbeholder

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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