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Review: Everything Everything – Get To Heaven

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ee_heavenWillkommen zu einem Album, das beim Kampf um den Titel „Größte Gegensätze von Sound und Inhalt“ wohl ganz weit vorn landen würde. Einer bitterbösen Abrechnung mit der Gesellschaft steht atemberaubende Popmusik gegenüber. Und in den Himmel kommt hier erst einmal nur der Musikhörer.

Die Band, bestehend aus Sänger und Haupttexter Jonathan Higgs, Gitarrist Alex Robertshaw, Bassist Jeremy Pritchard und Drummer Michael Spearman, machte bereits mit dem eigenwilligen Math-Pop ihres Debüts „Man Alive“ auf sich aufmerksam und verstärkte dies mit dem eingängigeren Nachfolger „Arc“ noch. Doch das große Meisterstück haben sie sich für dieses, ihr drittes Album aufgehoben – und ganz nebenbei beweist Stuart Price, dass er als Produzent sowohl schillernde Pophymnen als auch kantige Grenzwanderungen beherrschen kann.

Mit dem ersten Stück „To The Blade“ heißen Everything Everything uns in einer Welt aus Drama willkommen, mit mächtigen Soundwänden, die zackige Gitarren, entfesseltes Drumming und wuchtige Synthesizer zusammen bringen. Hinzu kommt der eindringliche Gesang von Jonathan Higgs, der dem Falsett verschiedenste Höhen abgewinnt, aber durchaus auch andere Tonlagen beherrscht, wie er gleich darauf strophenrappend in der mitreißenden Single „Distant Past“, nach der Großbritannien schon seit Monaten tanzt, beweist. Star-Trek-Samples, 90er-House-Sounds und ein bisschen lyrischer Wahnsinn.

„We can get to heaven, as the tanks roll by“

Der Titelsong groovt dagegen fast entspannt vor sich hin, mit 80er-Sounds, lässigem Gepfeife – und im Text fahren Panzer durch die Flammen. Danach ein kompletter Stilwechsel, das unwiderstehliche „Regret“ ist ein astreiner Pophit, den es (mit anderem Soundbild natürlich) so auch schon in den 60er Jahren (oder gar früher?) hätte geben können. Die Synthesizer dürfen dann in dem ebenfalls sehr eingängigen, aber nie die Grenze zum Kitsch überschreitenden „Spring/Sun/Winter/Dread“ wieder mitspielen.

The Wheel (Is Turning Now)“ ist dann ein richtiger Trip. Startet mit hoppelnden Electro-Beats, schiebt dann einen Popsong dazwischen und schwebt die letzten beiden Minuten wie in Trance davon, in der man dann während des Radiohead-esken „Fortune 500“ gleich bleiben kann. Das wild zappelnde „Blast Doors“ erhöht aber wieder den Puls, und auch bei „Zero Pharaoh“ mit seiner Mischung aus frischer Elektronik und schillerndem Gitarreneinsatz zeigt sich keine Schwäche.

„I’m going to kill a stranger, so don’t you be a stranger“

Im Gegenteil, kurz vor Schluss versprüht „No Reptile“ noch einmal pure Magie (mit abermals düsteren Lyrics), bevor uns „Warm Healer“ vergleichsweise milde aus dem Album entlässt. Wobei hier allerdings unbedingt zum Griff der Deluxe Version geraten wird, denn die sechs zusätzlichen Songs beinhalten noch so einige Melodien, für die andere Bands töten würden (und haben mit „Hapsburg Lippp“ oder „Yuppie Supper“ auch noch herrliche Songtitel).

Everything Everything haben – und das wird mit jedem Hören klarer (ja, auch hier sei wiederholtes Hören ans Herz gelegt!) – mit „Get To Heaven“ eines der Alben des Jahres abgeliefert.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (5/5)

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P.S. Everything Everything live:
12.09. – Berlin – Lollapalooza Festival
29.11. – Hamburg – Molotow
30.11. – Berlin – PBHFCLUB
05.12. – München – Strom

www.everything-everything.co.uk
www.facebook.com/EverythingEverythinguk

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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