Wir dachten uns, wenn wir schon unsere unregelmäßige kleine Klopperrubrik wieder mal aus der Ringecke holen, dann müssen die Kombattanten auch Schwergewichte sein. Da kamen uns die 80er-Legenden Simple Minds und Holly Johnson mit ihren neuen Alben natürlich sehr gelegen.
Zunächst zur Vorstellung der Kandidaten: Da muss man allerdings nicht mehr viel sagen, oder? Hier die Simple Minds aus Glasgow, zig Millionen Platten verkauft, mit mindestens einem Song in einem Jahrhundertfilm („The Breakfast Club“) unsterblich geworden – und, man staunt ein wenig, wenn man sie zuletzt nicht sooo beachtet hat, stets und ständig auf Tour und mit neuen Alben am Start. In der anderen Ecke ein ebenso berühmter Sänger. Holly Johnson, Frontmann von Frankie Goes To Hollywood und damit musikalisch längst ein wichtiger Geschichtsmoment. Seit Ende der 80er solo unterwegs (und da, zumindest anfangs, auch recht erfolgreich) – hier gab es aber längere Zeit nicht viel zu hören.
Jetzt zur aktuellen Musik. Die Simple Minds haben die großen Lautsprecher aufgestellt und machen es nicht unter „Big Music“. Bei der Produktion halfen u.a. Größen wie Steve Osborne (New Order u.a.), Steve Hillage (den die Band von frühen Großtaten kennt) und Iain Cook von den Chvrches. Und so klingt das Album auch. Fett, dick schillernde Synthies, ein paar Gitarren und Jim Kerrs immer noch unverwechselbare Stimme.
Apropos Stimme. Die war und ist natürlich auch der große Trumpf bei Holly Johnson. Eine, die man unter Tausenden wiedererkennt. Das wussten offensichtlich auch alle, die an „Europa“ mitarbeiteten (u.a. die im letzten Jahr verstorbene Houselegende Frankie Knuckles, dazu Phil Manzanera und Mark Ralph, der z.B. schon mit Hot Chip und Franz Ferdinand aufnahm, sowie der gute, alte Vangelis), und so steht Johnson klar im Zentrum der ansonsten sehr elektronischen und irgendwie fröhlichen Produktion.
Zurück zu den Simple Minds. Die hatten – das muss ja auch mal gesagt werden – in den letzten 20-25 Jahren immer mal wieder gute Songs, aber nie so richtig überzeugende Alben. Zu viel Soundbrei, zu viel Pathos, zu viel Mittelmaß. Das ändert sich mit „Big Music“ bestimmt nicht gänzlich, aber dennoch, so gut waren sie ewig nicht. Klar muss man ein paar Punkte abziehen – mancher Beat und mancher Song sind zu platt auf Stadion und die U2-Zielgruppe(n) gebürstet, bei einigen Stücken bleibt nach Abzug der dicken Produktion nicht viel Substanz, die Synthies rutschen ab und zu ins Käsige ab. Dennoch ist die Hitdichte beachtlich (das Eröffnungstrio „Blindfolded“, „Midnight Walking“ und „Honest Town“, das rockige „Let The Day Begin“ und das starke Finale „Spirited Away“) und das Album bereitet, die Kritikerbrille mal gegen den Beimhörenspaßhabenwoller ausgetauscht, einfach Vergnügen.
Mr. Johnson wird sich über cheesy Sounds und simple Beats bei der Konkurrenz kaum beschweren, denn auf „Europa“ gibt es noch viel mehr davon – und einige Songs sind dann auch definitiv einen Schritt zu weit auf die Schlagerseite gerutscht. Das Komische ist – man hat trotzdem Spaß und sortiert das Album schließlich in die Kiste „Guilty Pleasure“ ein. Denn das Ganze geht ordentlich nach vorn, man merkt, dass hier mit Leidenschaft gearbeitet wurde – und die guten Songs (wie die Knuckles-Produktion „Follow Your Heart“, der kraftvolle Titelsong oder der große Abschluss „The Sun Will Shine Again“) lassen die Menge schwacher Songs und textlicher Platitüden fast vergessen.
Die Punktrichter haben schließlich zu entscheiden. Und hier bekommen beide Seiten lobende Erwähnung dafür, sich anständig gehalten und unpeinlich geblieben zu sein. Den Sieg tragen aber aufgrund der höheren Gesamtqualität und der geringeren Ausfallquote die Simple Minds davon.
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P.S. Die Simple Minds sind in Kürze ausführlich auf Tour: 14.02.2015 Zürich, 16.02.2015 Genf, 18.02.2015 Hannover, 20.02.2015 Bremen, 21.02.2015 Lingen, 23.02.2015 Stuttgart, 24.02.2015 Köln, 27.02.2015 Münster, 28.02.2015 Olsberg, 03.03.2015 Kassel, 04.03.2015 Wiesbaden, 06.03.2015 Leipzig, 07.03.2015 Karlsruhe, 08.03.2015 München
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