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Interview mit den Autoren

Neues Buch über „Violator“ – Tiefer Blick in Depeche Modes Meisterwerk

Ende September erscheint ein Buch über das Rekordbrecher-Album „Violator“ und über die damit zusammenhängende Ära: „Halo“ wurde von zwei Journalisten geschrieben, die die Musik von Martin Gore & Co. etwa zur selben Zeit wie ich für sich entdeckt hatten.

„Violator“ war nämlich auch für mich das erste Depeche-Mode-Studioalbum, worauf ich als „neumod(e)ischer” Fan schon sehr gespannt wartete. Ich habe die Band am Ende der „Music For The Masses“-Ära kennengelernt, vom Live-Album „101“ war ich ganz verzaubert und fasziniert, der Backkatalog meiner neuen Idole wurde innerhalb von kurzer Zeit durchstudiert und ich war schon bereit, sogar hungrig, auf etwas Neues von ihnen.

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Und dann kamen die Vorab-Singles „Personal Jesus“ und „Enjoy The Silence“ und ich – ein „Little 15“ – stand auf einmal inmitten der Geschehnisse.

Damals war mir natürlich nicht bewusst, dass diese Zeiten später in die Musikgeschichte eingehen werden und dass ich Augen- und Ohrenzeuge von der Geburt eines legendären Albums war.

Dieses Album ist noch immer ein Etalon und gilt als unerlässlich in der Banddiskographie. Gerade deshalb hat mein Interesse sofort geweckt, als ich die ersten Nachrichten über die Entstehung dieses Buches gelesen hatte. Am Ende des Monats erscheint diese spannende Lektüre und ich habe mich mit den Autoren, Kevin May und David McElroy in Kontakt gesetzt, damit ihr ein bisschen mehr über dieses Projekt erfahren könnt.

dm.de: Wenn man ein ganzes Buch einem bestimmten Depeche Mode Album widmet, ist das evident, dass bei einem „Violator“ noch immer an der Spitze steht? Warum habt ihr gerade dieses Album für eine ausführliche Untersuchung ausgewählt?

David: „Violator“ war das erste Depeche Mode-Album, das ich gekauft habe, und ich halte es nicht nur für ihr bestes Werk, sondern auch für das beste Album, das jemals veröffentlicht wurde. Die Musik ist perfekt, die Songs auch und der Sprung nach vorne, den die Band von „Music For The Masses“ zu „Violator“ gemacht hat, ist bemerkenswert. Das Album klingt auch heute noch frisch, was unglaublich beeindruckend ist für etwas, das mittlerweile über dreißig Jahre alt ist.

Kev: Für mich markiert „Violator“ den Moment in der Geschichte der Band, in dem das Regelwerk aus dem Fenster geworfen wurde. Das musikalische Können von Alan Wilder, gepaart mit den Produktions- und Mixing-Fähigkeiten von Flood bzw. Francois Kevorkian, ermöglichte es einigen von Martin Gores bisher besten Songs, sich in Bereiche zu entwickeln, die der Band zuvor unbekannt waren. Das ist die musikalische Seite der Gleichung. Violator war auch die Zeit, in der Anton Corbijns visueller Einfluss auf wunderbare Weise in den Vordergrund trat.

Depeche Mode: Violator (Mute / Sony Music)

dm.de: Wann habt ihr mit der Grundlagenforschung für dieses Buch begonnen? Was war die eigentliche Grundidee dahinter?

David: Kevin hat mich gefragt, ob ich 2019 an dem Projekt teilnehmen möchte, nachdem er auf meinem Blog „Almost Predictable Almost“ am „Global Spirit Tour Project“ teilgenommen hatte. Als er mir von seinem Plan erzählte (siehe Kevins Antwort), habe ich sofort zugesagt, mitzumachen. Es war eine echte Ehre, gefragt zu werden.

Kev: Ich habe schon vor einigen Jahren mit der Arbeit an „Halo“ begonnen (vor COVID, vor den schlimmen Dingen im Leben, die oft dazwischen kamen!), vor allem, weil ich der Meinung war, dass man bei einem so bahnbrechenden Album einen gründlichen Blick darauf werfen sollte, was es für die Band bedeutete, ein solches Meisterwerk zu schaffen, wie es zusammenkam, wer hinter den Kulissen beteiligt war und wie es war, es auf Tour zu bringen.

dm.de: Das Buch beinhaltet viele interessante Interviews und Rückerinnerungen mit und von Personen, die irgendwelche Rolle bei der Entstehung von „Violator“ spielten: im Studio, in den Clips, bei der Promotion, während der Tour… War es leicht, diese Mitwirkenden zu erreichen? Haben die sich gerne interviewen lassen? Und wie war die Reaktion von den (damaligen) Bandmitgliedern zu eurem Buch?

Kev: Die Band hat noch nie mit einem Biographen zusammengearbeitet, also wussten wir – und es wurde uns später offiziell mitgeteilt – dass Dave, Martin und Andy leider nicht an dem Projekt beteiligt sein würden. Alan ist heutzutage auch sehr weit von der Welt von Depeche Mode entfernt. Unbeeindruckt davon wussten wir, dass es viele Leute gibt, die in verschiedene Aspekte der „Violator“-Ära involviert waren, und so versuchten wir, mit so vielen wie möglich zu sprechen! Diejenigen, die wir interviewt haben, waren sehr bereit, sich an ihre Erfahrungen aus dieser Zeit zu erinnern (auch wenn einige ziemlich verschwommene Erinnerungen hatten, wenn es um die genauen Instrumente oder Technologien ging, die verwendet wurden). Ich habe es besonders genossen, den Toningenieur Steve Lyon in seinem Studio in West London und Bruce Kirkland in Los Angeles zu treffen.

dm.de: Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich Gespräche mit Nitzer Ebb – der damaligen Vorgruppe von Depeche Mode auf deren US Tour – geführt habe und die mir erzählten, wie lustig es damals für sie war, während des Soundchecks die Band anzuschauen und dabei Hot Dogs zu essen. Welche „Violator“-Geschichte war in eurem Fall die lustigste oder die schockierendste?

David: Billie Ray Martin von Electribe 101 war eine, die uns eine Menge interessanter Geschichten erzählt hat. In Anbetracht der Art und Weise, wie sich die Depeche-Fans gegenüber den Vorbands verhielten, waren die Geschichten nicht unbedingt lustig – sie waren sicherlich eher schockierend!

Kev: Tourmanager Andy Franks erzählte uns, wie zuversichtlich die Polizei von Los Angeles in Bezug auf die Kontrolle der Menge vor der Veranstaltung bei Wherehouse Records war. Nach dem berüchtigten Vorfall sagte Andy, derselbe Beamte sei „ein gebrochener Mann”. Ich fand das eine ziemlich lustige Anekdote.

dm.de: Ein absoluter, lang ersehnter Holy Grail von den Depeche-Mode-Fans wäre noch immer, einen vollen Live-Videomitschnitt der World Violation Tour einmal in der Sammlung haben zu können. Bisher existieren nur die Teaser-Live-Mitschnitte, die Daniel „Brat” Barassi auf der Webseite der Band veröffentlicht hatte. Gab es eventuell eurerseits eine Nachfrage bezüglich der vollen Veröffentlichung von dieser Videoaufnahme?

David: Im Gegensatz zu Kevin hatte ich nicht das Glück, die Band auf der „World Violation Tour“ zu sehen, also hätte ich gerne etwas von ihnen veröffentlicht. Das möchte ich immer noch.

Kev: Ich habe, wie es scheint, eine ziemlich kontroverse Sichtweise zu diesem Thema. Nach dem erstaunlichen Erfolg von „101“ gab es keinen großen Wunsch, einen weiteren Konzertfilm zu produzieren, so dass eine größere Anstrengung zur Aufzeichnung auf Video nie wirklich in Betracht gezogen wurde. Das Material aus dem Dodger Stadium ist in Ordnung, aber es ist nicht auf dem Niveau der früheren Live-Shows, die gefilmt wurden („Live In Hamburg“ oder „101“), und das ist alles, was es gibt. Mehr als 30 Jahre später bin ich irgendwie froh, dass es nicht in voller Länge veröffentlicht wurde, so einfach wie es ist. Die „World Violation Tour“ hat inzwischen fast einen mythischen Status erlangt, denn DU MUSSTEST DABEI SEIN, und wenn man bedenkt, was danach mit dem erstaunlichen „Devotional“-Film kam, würde es im Vergleich dazu und zu dem, was davor kam („101“), visuell ziemlich gewöhnlich aussehen.

dm.de: Man kann leider nicht außer Acht lassen, dass wir vor Kurzem das eine Gründungsmitglied, Andy Fletcher, für immer verloren haben. Wird es eine kleine Widmung für ihn in eurem Buch geben? Wie habt ihr diese Tragödie verarbeitet?

David: Kevin erklärt im Folgenden die Umstände des Buches und Andys Tod. Wir wollten sehr vorsichtig sein, wie wir mit den Ereignissen umgehen, denn das Letzte, was wir wollten, war, in irgendeiner Weise in die Trauer seiner Familie und derjenigen, die Depeche Mode nahe stehen, einzugreifen. Wir haben das Buch Andy gewidmet. Wir alle vermissen ihn, und ich glaube, alle Depeche-Mode-Fans sind immer noch damit beschäftigt, das Geschehene zu verarbeiten. Das Buch ihm zu widmen, war das Mindeste, was wir tun konnten.

Kev: Andys trauriger Tod war für alle ein Schock, und wir möchten Grainne, Megan und Joe unser Beileid aussprechen. Es war eine Woche voller Höhen und Tiefen. Wir haben das Buch an einem schönen Dienstagabend im Mai an unseren Herausgeber übergeben, und nur 48 Stunden später kam die schreckliche Nachricht über Andy. Wie jeder Fan brauchten wir eine Weile, um zu begreifen, was passiert war, und mussten dann überlegen, welche Auswirkungen das auf „Halo“ haben könnte. Wir haben die Veröffentlichung um ein paar Wochen verschoben, da unser ursprünglicher Termin nur etwa eine Woche nach Andys Beerdigung lag, was wir für viel zu knapp hielten.

Schwarzweiß-Foto von Andy Fletcher
Foto: Yvonne Mielecke

dm.de: Zurück zum Thema „Violator“… Welcher Song ist euer Lieblingslied auf diesem Album und warum?

David: „Enjoy The Silence“. Der Song hat mein Leben verändert, denn er hat mir Depeche Mode richtig vorgestellt. Ohne diesen Song zu hören, hätte ich nicht all die Erfahrungen gemacht, die ich seither in meinem Leben gemacht habe, einschließlich der Mitautorschaft bei „Halo“ und natürlich dem Gespräch mit dir gerade jetzt!

Kev: „Halo“ … Offensichtlich … :). Es hat alles, was Depeche Mode zu dieser Zeit neu und richtig gemacht haben – schwebende Streicher, eine verrückte Bassline, nachdenkliche, aber seltsame Texte, eine großartige Stimme von Dave und war schließlich ein brillanter Live-Song. Ich bin auch froh, dass es keine Single war, wie es einige damals wollten und viele Fans immer noch denken, dass es das hätte sein sollen. Ich mag es, dass es ein herausragender, monumentaler Albumtitel ist.

dm.de: Konntet ihr die Band auf der World Violation Tour live anschauen? Wenn ja, dann wo und welche Erlebnisse habt ihr von dem Konzertbesuch? (Bei uns in Ungarn gab es damals sogar eine Art Fan-Petition, Depeche Mode nach Budapest zum Konzert zu bringen, aber leider erfolgslos. Ich musste also bis 1993 warten, sie endlich live erleben zu können.)

David: Leider nicht. Wie Du, musste ich bis 1993 warten.

Kev: Ich habe Depeche Mode zum ersten Mal auf dieser Tournee gesehen. Das war am 19. November in der Londoner Wembley-Arena, und ich war total begeistert, so sehr, dass ich ein paar Tage später einen Arbeitskollegen überredete, mitzukommen, und wir kauften Karten von einem Straßenhändler. Ich konnte nicht glauben, wie brillant elektronische Musik live dargeboten werden kann, und die Energie, die sie dem Publikum gaben und von ihm zurückbekamen.

dm.de: Ein paar praktische Infos noch zur bzw. vor Veröffentlichung des Buches. Wo kann man es bestellen? Wird es nur im Online-Buchhandel erreichbar sein?

David und Kev: Die Leser können HaloTheViolatorBook.com besuchen, um eine detaillierte Liste zu erhalten, wo das Buch online bestellt werden kann, sowohl als Taschenbuch als auch digital. Wir wissen, dass das Buch auch in einigen Offline-Läden erhältlich ist, die wir ebenfalls in die Online-Liste aufnehmen werden.

dm.de: Mat Smith, ein Pressemitarbeiter aus der Branche und Bucheditor von „Halo“ hat schon seine persönlichen Empfehlungsworte auf Facebook hinterlassen. Und wem empfehlt ihr unbedingt das Lesen Eures Buches?

Kev: Fans natürlich, aber ich denke, jeder, der neugierig darauf ist, wie sich Bands im Laufe der Zeit entwickeln und Gelegenheiten ergreifen, wenn sie die Chance dazu haben, wird es interessant finden. Es mag ein wenig kitschig (oder tatsächlich weit hergeholt) klingen, aber wir würden uns freuen, wenn Dave, Martin und Alan es lesen würden, und sei es nur, um ihnen zu verdeutlichen, dass wir diesem Meisterwerk von einem Album die Analyse und Perspektive gegeben haben, die es verdient, und dass sie nach mehr als 30 Jahren stolz darauf sein sollten, dass es bei den Menschen einen solchen Eindruck hinterlassen hat.

Halo – The Story Behind Depeche Mode’s Classic Album Violator“ wird als Taschenbuch und E-Book (Amazon*) am 29. September 2022 von Grosvenor House Publishing veröffentlicht.

9 Kommentare

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  1. UselessFool

    Schönes Ding aus der guten alten Zeit ;-)
    Warte auf das Buch dazu.

    PS Ich mag Electribe 101, gibt sogar ein neues Album aus 2022

  2. HALO ist auch mein Favorit auf dem Album …

    Eine deutsche Auflage wäre toll.

  3. Interessiert!

    Mein Lieblingssong auf Violator war schon immer „Clean“ der Song ist so schön düster.
    Das Buch hört sich interessant an, vielleicht leg ich es mir als Strand-Lektüre für den nächsten Sommerurlaub zu.

  4. Klingt interessant

    Ich werde es kaufen. Wer damit ein Problem hat, tja, der hat eben ein Problem. ;-)

  5. enjoy the silence

    „enjoy the silence“ – auch mein Lieblingssong auf dem Album.
    Die Stimme von Dave Gahan überragend klar, und natürlich die Gitarre mit Martin Gore.
    Außerdem das Video: schöne Erinnerung an die Band.
    Bei diesem Song ist alles gelungen. Meine Meinung.
    Auch das Albumcover: gut gemacht!

  6. Deutsche Version

    Über eine deutsche Version würde ich mich freuen.

    • @Sleeve
      Das Buch schenke ich mir zum Geburtstag, der am 28.9. ist.
      Nein, ich kaufe es nicht weil „DM“ drauf steht, sondern weil ich neugierig bin
      auf die vielen Anekdoten die ich vielleicht noch nicht kenne.
      Violator war mein erstes DM Konzert das ich besucht habe. :))

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