Damit alle hören können, woher “unsere” Lena ihren Stil geborgt hat, kommt hier das Original mit seinem zweiten Album. Nee, Quatsch, unnötiger Vergleich eigentlich. Kate Nash hat sich jedenfalls ihre Eigenheiten bewahrt, nix glattbügeln lassen. Im Gegenteil. Neben schicken Popsongs setzt es hier auch richtigen Lärm.
Im Herbst 2007 stürmte das Debüt einer gerade mal 20-jährigen in die Charts (Nr. 1 im UK) und die Herzen. Tolle Texte, tolle Songs – mit dem Übersong “Foundations” sowie zahlreichen weiteren Hits. Dann wurde ausgiebig getourt und irgendwann brauchte Kate eine Auszeit, in der aber, wie das bei kreativen Menschen ist, doch wieder nicht gefaulenzt wurde. So war sie in der Featured Artists Coalition (kümmert sich um Musikerrechte) und dem V Day Movement (kümmert sich um Missbrauchsopfer, v.a. unter jungen Frauen und Mädchen) aktiv.
Und dann waren auch schon genug Songs fertig, als es ins Studio ging, wo, unterstützt von Bernard Butler (Ex-Suede), am Nachfolger zu “Made Of Bricks” gearbeitet wurde. Obwohl jener auch Chartsfräulein Duffy betreut, versuchte er erst gar nicht, Kate Nash in Richtung kantenloses Hitparadenwunder zu schieben. Nein, ihre Vorlieben für sowohl Sixties-Pop als auch Folk als auch ein wenig (Riot-Girl-)Noise durfte sie voll ausleben.
So gibt es nun auf “My Best Friend Is You” wieder wundervolle Pophits wie die Vorabsingle “Do-Wah-Doo”, die mit ihrer Melodie wohl jeden um den Finger wickelt – so dass man den clever-bissigen Text fast überhört. Auch “Kiss That Girl” schlägt in die gleiche Kerbe. Luftig, fluffig, aber mit lyrischen Widerhaken (“Kiss that girl & I will… think up a thousand ways that I can hurt you”). “Don’t You Want To Share The Guilt” beginnt romantisch-eingängig, wechselt aber in der zweiten Hälfte in eine streicherverstärkte Schnellsprechorgie. Streicher trumpfen auch bei “Take Me To A Higher Plane” und anderen Stücken auf, während das geliebte Piano seinen großen Auftritt im reizenden “Pickpocket” hat.
Auf der anderen Seite überrascht “I Just Love You More” mit fast punkigen Sägegitarren, wozu herrlich Spät-70er-Früh-80er-verhallter Gesang kommt, der plötzlich in heftiges Geschrei übergeht. Hoppla! Noch wüster wird es im “Mansion Song”, dessen über anderthalbminütiges Schimpfintro allein den tatsächlich auf dem Album klebenden “Explicit Lyrics”-Sticker rechtfertigt. Überhaupt gibt es wieder eine Menge Texte zum Nachdenken, mit denen sich (nicht nur) intelligente Mädchen identifizieren können sollten.
“My Best Friend Is You” ist ein hervorragendes zweites Album einer beeindruckenden jungen Künstlerin, das sich bei niemandem anbiedert, ordentlich Ecken und Kanten besitzt und trotzdem noch genügend Hits abwirft. Perfekt!
(Addison)
P.S. Kate Nash live: 26.05. Berlin – 27.05. Dresden – 28.05. Hamburg – 31.05. Köln – 04.06. Rock am Ring – 05.06. Rock im Park
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