Mit „Ohoho“- und „Ahaha“-Chören geht es hinein ins zweite Album der Engländer. Und das ist fair, denn so weiß man gleich, woran man hier ist. Auf dem Weg ins Stadion nämlich. Doch werden die Hörer der Band dahin auch folgen?
Aus den Überresten der Vorgängerband Balboa gegründet und frei nach der Bezeichnung von Osama bin Laden für die bösen, bösen Ungläubigen benannt, stürmte die Band zunächst nahezu sämtliche kleineren Clubs des vereinigten Königreichs, erspielte sich einen Ruf als vorzügliche und äußerst trinkfreudige Liveband, bevor das Debütalbum „We Are Not The Infadels“ Anfang 2006 die Tanzflächen zum Rocken brachte. Elektronik und Gitarren zündeten so einige Hits wie „Love Like Semtex„, „Jagger `67„, das grandiose „Murder That Sound“ oder natürlich „Can’t Get Enough„, mittlerweile zur Erkennungsmelodie eines japanischen Autoherstellers avanciert.
Doch nun das. Wo sind die Synthesizer hin? Der Opener „Circus Of The Mad“ rockt zwar melodieselig in Richtung Kaiser Chiefs, die gute Single „Make Mistakes“ folgt auf ähnlichen Spuren. Aber die Elektronik, die Ecken und Kanten sind nur noch äußerst rudimentär vorhanden. Das muss man erst mal verdauen und sich völlig neu auf die Band einstellen. Wenn man das schafft (und den entsetzlichen Schunkelschlager „Free Things For Poor People“ nicht mehr als einmal hört, bevor er sich im Hirn festbohrt), erkennt man auch, dass das Händchen für feine Melodien nach wie vor da ist. Sie sind zwar zum Teil unter dem zwanghaften Drang zum Hymnenhaften vergraben, aber eben doch vorhanden. Im schönen „A Million Pieces“ etwa, oder auch im Titelsong (beide auch wieder mit etwas mehr Keyboardeinsatz).
Insgesamt lässt sich zweierlei Fazit ziehen: Für Freunde des elektronisch rockenden Debüts ist vorheriges Probehören dringend angeraten. Neuzugänge und Anhänger hymnischen Stadionrocks dürften womöglich eher zugreifen. Jedem halt das Seine.
(Addison)