Wer die Memento Mori Tour im Sommer in Budapest, Prag, Warschau, Krakau, Tallinn oder Oslo besucht hat, kennt Hope auf jeden Fall schon. Alle anderen sollten das nachholen. Wozu „Navel“, das morgen erscheinende zweite Album der Band, beste Gelegenheit bietet. Wie es zur Tour mit Depeche Mode kam, was dabei am beeindruckendsten war – und natürlich, was uns auf „Navel“ erwartet –, darüber sprachen wir mit Christine Börsch-Supan und Phillip Staffa in einem Neuköllner Kiezcafé.
depechemode.de: Gleich mal die offensichtlichste Frage: Vorband von Depeche Mode – wie kam es dazu?
Phillip Staffa: Ich bin an einem Poster vorbeigelaufen, an der Ecke Blücherstraße. Für das Konzert in Berlin. Und ich dachte, das wäre total geil, da als Support zu spielen. Ich habe an dem Tag noch herausgefunden, wer sie bucht, und eine E-Mail geschrieben. Und das war’s. Wir haben später den Manager gefragt, wie es kommt, dass wir da spielen – und der meinte, das sucht sich die Band aus. Die kriegen natürlich eine kuratierte Liste. Wir haben uns also einfach beworben und dann nach drei Monaten diese sieben Konzerte [Helsinki fiel wetterbedingt aus, Anm. d. Red.] angeboten bekommen.
Erstaunlich. Man fragt sich ja immer, wie das mit den Supportacts läuft. Sie haben ja eine sehr spannende Auswahl an Vorbands. Oft welche, mit denen man im Zusammenhang mit Depeche Mode nicht rechnen würde. Mittlerweile sind die Fans auch toleranter geworden. Wenn ich mich da so an die Neunziger erinnere …
Christine Börsch-Supan: Wir wurden auch hart gewarnt.
Phillip: Es war echt schön, zu erfahren, dass sich Martin Gore das auch angehört und dann so entschieden hat. Das fand ich richtig stark. Sehr inspirierend, dass solche Sachen auch heute noch passieren können. Sie entscheiden ja, es so zu machen. Eine andere Band würde es vielleicht anders machen. Das rechne ich ihnen hoch an, sie könnten ja auch sagen: Ist mir wurscht, wer da spielt.
Wie war es dann so auf der Tour? Was könnt ihr da berichten?
Christine: Es war wirklich richtig schön. So zu reisen war total schön. Es war total überraschend, dass wir diese Länder angeboten bekommen haben.
Als Berliner Band landet man plötzlich ganz woanders.
Christine: Genau. Im ersten Moment haben wir dafür etwas gebraucht. Wir hätten ja auch gern in Deutschland gespielt. Letztlich waren wir aber total froh, auf diese Weise die Welt zu sehen. Waren auch total froh, in Polen dabei zu sein, weil wir da gespürt haben, dass das Publikum ein besonderes ist. Und dann war es vor allem so richtig toll, an sechs Abenden Depeche Mode zu sehen. Das haben wir einfach richtig genossen.
Phillip: Einfach auch zu sehen, wie die Musik machen. Jemand, der das seit 40 Jahren macht. Eine Band, die das schafft – das gibt’s nicht oft. Das an sich ist beachtlich und tatsächlich auch inspirierend. Zu sagen, wir [DM] machen das so lange, haben weiterhin einen kreativen Output und hören uns immer noch jeden Tag Musik an. Wir haben sie dann in Oslo auch noch davor getroffen. Obwohl klar war, das ist jetzt das letzte Konzert [der europäischen Sommertour], danach fahren alle nach Hause. Diese Euphorie dabei zu haben, das nehme ich für mich mit.
Christine: Die Crew war auch wirklich toll, total zuvorkommend und unterstützend. Krass kompetente Menschen, aber auch richtig offen und voll nett.
Ihr hattet also schon auch mal Kontakt zur Band. Manchmal ist das ja so, dass da gar kein Kontakt zwischen Hauptband und Support besteht.
Phillip: Wir haben uns zweimal getroffen. Martin Gore meinte, er ist in Prag rausgesneakt, um unser Konzert zu sehen.
Christine: Warschau.
Phillip: Richtig, in Warschau.
Christine: Die Backstage-Bereiche sind natürlich getrennt und überwacht. Uns wurde auch klar, dass es nötig ist, dass sie Personenschützer dabei haben. Aber wir haben sie trotzdem persönlich kennengelernt.
Habt ihr da auch etwas davon mitbekommen, dass manche Fans die Band fast schon stalken?
Christine: Nicht mehr, als sie sollten. Aber schon, dass da überall Fans sind. Das ist ja wie so eine kleine Völkerwanderung durch Europa, auch in den Städten. Wir sind dann auch oft erkannt und angesprochen worden, aber es war total respektvoll.
Phillip: Aber wir erleben sie [die Band] ja auch nicht im Hotel, sondern schon in einem sondierten Backstage. Die werden mit Autos da reingefahren. Man erlebt aber überall – und wir waren oft schon so gegen elf, zwölf an der Halle –, dass da schon Leute sind. Hätten wir jetzt dasselbe Hotel gehabt, hätte man vielleicht noch mehr mitbekommen. Dafür hatte da, wo wir untergebracht waren, am nächsten Morgen immer das halbe Hotel Depeche-Mode-Shirts an. [lacht]
Nehmt ihr für euch aus so einer Tour auch musikalisch etwas mit?
Christine: Ich glaube schon. Ich bin total gespannt, wie sich das langfristig zeigen wird. Wie gesagt, ich fand Depeche Mode einfach sehr inspirierend, und nehme da als Songwriterin eine ganze Menge mit. Aber auch für uns vier auf der Bühne. So große Konzerte zu spielen, die Erfahrung zu machen, dass das geht. Ich glaube schon, dass uns das verändern wird, uns eine Sicherheit, ein Grundvertrauen gibt. Oder?
Phillip: Ja, das glaube ich auch. Super inspirierend, die beiden Personen da auf der Bühne zu sehen. Wie die interagieren als Musiker. Ich war ehrlich gesagt total überrascht, wie nah die beim Musikmachen sind. Dass das möglich ist, allein durch die Musik, die Kompositionen. Die Leute sind da für die Musik. Nicht für eine bestimmte Form von Showerlebnis. Das ist schon sehr musikbezogen. Das habe ich so krass nicht erwartet. Die Musik macht’s, und das ist stark.
Es wird ja immer mal wieder unter den Fans diskutiert, dass sie für ihre Größe und die Stadien, in denen sie spielen, eine recht überschaubare Bühne hinstellen. Da gibt es Für und Wider. Die einen sagen, für ein Stadion ist so eine kleine Zeltbühne teilweise grenzwertig, andere sagen, zu dieser Band würde so ein Brimborium wie bei U2 oder Rammstein gar nicht passen.
Phillip: Interessante Diskussion!
Christine: Ich fand es richtig beeindruckend, wie uneitel die beiden damit sind. Weil es auch ganz viele Stellen in der Show gibt, an denen sie nicht auf der Leinwand zu sehen sind. Das müsste man ja nicht so machen. So zurücktreten zu können …
Phillip: … und auf diese Reduktion auch zu vertrauen. Was ich auch immer an einer Band wie Portishead bewundert habe: Wenn die auf der Bühne stehen, machen sie Musik. Dass das auch auf so einer großen Bühne funktioniert, fand ich beeindruckend. Das spricht auch für die Musik.
Habt ihr einen Lieblingsmoment von der Tour – oder einen Lieblingssong von Depeche Mode, egal, ob jetzt live oder anders?
Phillip: Das ist ganz unterschiedlich für jeden von uns, da haben wir schon drüber gesprochen.
Christine: Ja, die Ohrwürmer, die steppen so durch. [lacht]
Phillip: Ich stehe total auf „World In My Eyes“, was ich vorher nicht so richtig kannte. Live ist mir das total aufgefallen.
Christine: Ich stehe so krass auf „Never Let Me Down Again“.
Phillip: Und der Martin [Knorz, Keyboarder von Hope] hatte einen Narren gefressen an der Ballade vom neuen Album, wie heißt die noch?
„Soul With Me“.
Phillip: Genau. Aber ich fand viele Momente stark. Dieses rote Bild bei „Personal Jesus“ am Abschluss.
Christine: Ich war vorher noch nie in einem Stadion. Und ich wusste auch nicht, dass das [bei „Never Let Me Down Again“] so ein classic move ist.
Das Weizenfeld.
Christine: Ja. Am ersten Abend, als das passiert ist, hat mich das echt umgehauen. Einfach irre, wenn das 70.000 Menschen machen.
Ihr habt ja über eure Platten und Touren auch schon andere namhafte Kontakte gehabt. Ihr wart mit Bauhaus unterwegs, die sich als eure Fans geoutet haben. Mit Algiers, die ja auch schon DM supportet haben. Beth Gibbons, wo wir gerade von Portishead sprachen. Idles – die sehr angesagt sind und ganz andere Musik machen. Was nimmt man denn von so unterschiedlichen Bands für sich mit?
Phillip: Gute Frage. Das sind ja sehr unterschiedliche Künstler, zu denen wir auch sehr unterschiedliche Beziehungen haben. Mit Algiers sind wir mittlerweile gut befreundet, das ist natürlich eine ganz andere Beziehung. Idles haben mich total beeindruckt, die haben wir an einem für uns wichtigen Moment kennengelernt. Da war gerade unsere erste Platte draußen und deren erste Platte auch.
Christine: Wir haben im Gebäude 9 in Münster vor 120 Leuten mit ihnen gespielt.
Phillip: Diese Kompromisslosigkeit und Energie, vor allem von Joe [Talbot], dem Sänger, das hat eine absolute Richtung, was die da machen. Das hat etwas im Kern bei mir berührt.
Christine: Was die alle vereint, ist dieses Musiclovertum. Dass es immer auf die Musik zurückkommt und nicht auf ein Image. Das ist auch etwas, was wir wollen. Wenn ich jemanden sehe, der so für seine ureigene Musik brennt.
Was so ein bisschen zusammenpasst bei Idles, Algiers und vielleicht auch Portishead bei ihrem dritten Album – und im Vergleich mit euch – ist dieses leicht Bedrohliche. Bei eurem ersten Album würde ich es noch Wut nennen, jetzt eher nur so im Unterton. Könnt ihr da zustimmen?
Beide: Total.
Hmhm, offene Fragen stellen und so …
[beide lachen]
Der Weg vom ersten zum zweiten Album war jetzt relativ lang bei euch. Ihr macht ja noch viele andere Dinge, Theater usw. Dann kam noch das Virus dazwischen. Ist viel von dem Album in der Coronazeit entstanden?
Christine: Viel in der Coronazeit, doch.
Phillip: Drei Viertel vielleicht.
Christine: Das fiel tatsächlich so zusammen. Corona kam zu der Entscheidung dazu, dass wir explizit eine Auszeit zum Schreiben nehmen wollten.
Phillip: Bei uns ist der zeitliche Rhythmus auch so, dass wir die Musik so veröffentlichen, wie sie zu uns kommt. Und nicht, dass wir uns eine Timeline vornehmen.
Christine: Wir hätten schon früher veröffentlicht, wäre es denn schneller gegangen.
Ihr seid vom Umfang her auch auf der eher minimalistischen Seite unterwegs. Wenn ich zum Beispiel am Ende meine Alben des Jahres zusammenstelle, sage ich immer: Unter 30 Minuten ist es kein Album. Da habt ihr jetzt zweimal knapp Glück gehabt.
[beide lachen]
Die 33:33 Minuten sind aber Zufall, oder?
Phillip: Ja. Wir haben auch festgestellt, dass „Shame“ genau 4:33 Minuten lang ist. Wie das John-Cage-Stück „4:33“.
Das ist übrigens mal von Depeche Mode „gecovert“ worden.
Phillip: Tatsächlich?
Ja, da gab es ein Charity-Album, auf dem diverse Bands dieses Stück „gecovert“ haben.
Phillip: Das ist ja geil!
Christine: Das wusste ich auch nicht.
Ihr habt als Produzenten wieder Olaf Opal genommen. War das von Anfang an klar?
Christine: Ja, doch. Wir arbeiten einfach total gerne mit Olaf zusammen. Wir merken auch, dass wir, je länger wir mit ihm zusammenarbeiten, zusammen eine Entwicklung machen.
Was trägt er zum Input bei, Produzenten haben da ja recht unterschiedliche Ansätze?
Phillip: Wir hatten schon relativ früh einen Tag, an dem er zu uns zum Proben gekommen ist. Da hat er ein Lied, was jetzt genau so auf der Platte ist, mit dem Handy mitgeschnitten. Dieses Arrangement haben dann wir wieder von seinem Handy transkribiert. Olaf ist sehr gut darin, Sachen zu konzentrieren. Zu sagen, mach mal nur das. Es ist eher eine Sache der Reduktion.
Christine: Ja, er war maßgeblich daran beteiligt, dass das jetzt so reduziert geworden ist. Da hat er uns total ermutigt, Sachen so zu lassen, wie sie schon sind. Und auch teilweise Sachen rausgeschmissen. „Wir brauchen da nicht drei Gitarrenspuren, eine reicht.“
Phillip: Er hat uns auch ermutigt, dass das so minimalistisch reicht. Da konnte ich mich beim zweiten Album auch viel mehr hinein begeben. Dazwischen war noch „Shame“, die Single, das war wie eine Brücke dahin.
Ihr hattet noch einen Song dazwischen …
Phillip: „Fierce“, die B-Seite.
Da war sicher klar, dass der nicht mit aufs Album soll, der hat ja einen recht anderen Stil. Habt ihr noch andere Songs übrig, die nicht auf dem Album sind?
Christine: Nee.
Phillip: Es gibt so drei halbfertige Songs, die wir aber erst danach geschrieben haben und an denen wir arbeiten. Aber wir haben keinen Song rausgenommen.
Christine: Manchmal ist das auch ein Fluch, dass wir echt so langsam im Schreiben sind. Wenn es hochkommt, zwei Songs im Jahr [lacht]. Weil wir auch total kritisch sind. Wir haben viel, viel mehr Skizzen.
Phillip: Wir verfolgen nur die weiter, wo sofort Magie passiert.
Dieses Album ist, es wurde ja schon angedeutet, ein Musterbeispiel in der Kunst, Dinge wegzulassen. Wie entscheidet man das, Teile herauszulassen?
Phillip: Da hat viel der Raum gemacht. Wir haben hier, vier Straßen weiter, in einem ganz kleinen Studio aufgenommen. Wo wir live gespielt haben, alle vier. Das erste Album wurde in einem großen, halligen Raum aufgenommen. Hier hatte das etwas Kompakteres, was es zum Beispiel mir ermöglicht, an der Gitarre viel leiser zu spielen.
Christine: Es war bestimmt aus der Zeit heraus geboren, aber es war auch der Wunsch da, Platz für etwas Feineres zu haben. Diese Lautheit und Wut, die das erste Album hat, nicht zu wiederholen.
Phillip: Weil das auch etwas ist, was in uns als Historie wohnt. Wir haben alle mal Jazz gemacht. Was ja an sich eine filigrane und feinteilige Musik ist. Ich habe auch viel Hip-Hop gehört, wo viel Platz ist für die Stimme. Was natürlich Christine einen ganz anderen Raum gibt, sich darauf auszubreiten. Wenn ich nicht die ganze Zeit Noise produziere. Es greift voll ineinander, da könnte jetzt nicht nur einer etwas weglassen. Ich verwebe mich dann immer mit den Keys von Martin, dass man das teilweise kaum auseinanderhalten kann. Aber es hat sich tatsächlich so entwickelt. Wir haben nicht gesagt, komm, jetzt machen wir mal eine ruhige Platte.
Man hört dadurch jetzt die einzelnen Elemente sehr gut heraus. Der Gesang steht akzentuiert im Vordergrund, ohne dass die anderen Teile untergehen. Hast du dann auch anders gesungen?
Christine: Total. Ich habe dadurch viel leiser gesungen. Das war auch mein Wunsch.
Phillip: Aber du hast schon auch anders geschrieben, in der Struktur waren die Lieder anders angelegt. Man hätte das als Band auch anders spielen können, aber … Es gibt ja immer noch Rhythmus und treibende Instrumente.
Der erste Song hat ja mit „Klavierskizze“ schon einen sehr spannenden Titel. War das ein Arbeitstitel, und man hat den irgendwann so gelassen?
Christine: Tatsächlich, ja. Ganz zu Anfang war eine Klavierskizze. Dieses Riff, das die Gitarre spielt, war auf dem Klavier. Die Skizze hat mir Phillip nach Kuba geschickt, wo ich eine Residenz zum Schreiben hatte, dann habe ich den Song daraus geschrieben.
War relativ früh klar, dass das der Opener wird?
Christine: Nee, überhaupt nicht. Wir haben nie gedacht, dass das ein Opener sein würde. Das hat uns jemand vorgeschlagen und wir dachten erst: Hä, das kann man doch nicht machen. Aber dann hat es total Sinn ergeben.
Mit der ersten Textzeile „I want soberness“ gibt der ja so ein bisschen das Album vor.
Christine: Stimmt.
Phillip: Ich glaube auch, dass das die Person, die uns das vorgeschlagen hat, erkannt hat. Aber es ist interessant, die ursprüngliche musikalische Idee ist mit Abstand die älteste.
Beim zweiten Song – „Untied“ – denkt man immer so, besonders an dieser „I go wild“-Stelle, dass jetzt gleich die Wilderness losgeht. Und dann kommt da so ein leichter Rest Noise, und das war es. Habt ihr überlegt, ob ihr da jetzt doch einmal auskreist oder doch lieber den Erwartungen zuwiderlauft?
Christine: Bei dem Song gab’s einen richtig langen Schreibprozess. Wir haben immer wieder ausprobiert, dass es ausbricht, so in der Art, wie das Songs auf dem ersten Album tun. Und jedes Mal dachten wir, nee, das ist es nicht.
Phillip: Es war so, als würde man sich selbst zitieren.
Der erste Song, der vorab erschien, ist „Shame“. Einer der elektronischeren Songs. Habt ihr da mit vielen Gerätschaften gearbeitet? So einen Moog erkennt man ja, aber vielleicht habt ihr noch ein paar Details.
Phillip: Tatsächlich ist der Martin ein absoluter Purist. Das sind nur drei Synthesizer, mit denen diese ganze Platte hergestellt wurde. Die Singleversion von „Shame“ ist eine andere, die jetzige hat noch weniger Instrumente. Zwei Moogs und ein Korg. Ich bin jedes Mal überrascht, wie viele Klänge er aus diesem einen Moog herausbekommt.
Für den Song habt ihr auch spannende Remixer gefunden. Gudrun Gut ist eine Legende, Paul Frick kennt man auch, dazu Dave von Archive, mit denen ihr vielleicht auch ein paar musikalische Adern teilt. Verfolgt ihr solche Bands und Remixer dann auch?
Christine: Ja, voll. Zum Beispiel mit dem Paul ist dann letztlich eine Freundschaft entstanden, den treffen wir seitdem immer wieder mal. Auch mit Gudrun haben wir jetzt immer mal Kontakt. Das war so ein Weg für uns, mit Künstlern in Kontakt zu treten, die wir seit Langem spannend finden.
Phillip: Mit Dave von Archive sind wir auch ganz gut befreundet, da gab es noch mehr Austausch. Wir haben einen Remix für sie gemacht und hätten sie fast jetzt [im Oktober] in Frankreich supportet.
Christine: Wir hätten fast einen Monat mit ihnen gespielt, aber der Fabian [Hönes, Schlagzeuger von Hope] wird Vater.
Einige der Songs haben auch einen Trip-Hop-Einschlag. Mehr noch als auf dem ersten Album.
Christine: Stimmt.
„Osmosis“ auf jeden Fall. „Fractals“ auch. Wo ich neben den schon erwähnten Bands auch an Hundreds denken muss.
Christine: Spannend! Wir teilen uns den Soundengineer. Deswegen sind wir auch mit denen immer mal im Kontakt.
Phillip: Und schätzen uns gegenseitig. Ich habe sie letztes Jahr auf dem Reeperbahn-Festival gesehen. Tatsächlich kennen wir uns über Berlin, haben aber noch nie zusammengearbeitet.
Christine: Ich habe im Albumprozess viel Hip-Hop gehört. Im Speziellen hat mich schnelles Rappen fasziniert. Ich bin total bei Kendrick Lamar reingekippt und habe angefangen, mitzurappen. „Fractals“ ist in dem Sommer entstanden, wo ich die komplette „DAMN.“ auswendig gelernt habe.
Phillip: Wir hören auch öfter mal D’Angelo beim Kochen. Das ist vielleicht auch in die Platte eingeflossen. [lacht]
Zum Albumcover: Ich habe es mir intensiv angesehen – und bin noch nicht drauf gekommen, was es darstellt.
Christine: Ah, dann verraten wir das auch nicht. Irgendwann wird ein Video kommen, dann wirst du es wissen.
Phillip: Aber cool, dass du da so [aufmerksam] hingeguckt hast.
Christine: Das freut mich voll, weil wir das auch deshalb ausgewählt haben.
Phillip: Weil es genau diese Uneindeutigkeit hat. Man kann viel da drin sehen. Wir hatten auch Sachen in der Auswahl, die viel expliziter, eindeutiger waren. Das kann alles sein, aber es ist klar, dass da etwas ist, dass es nicht eine rein ornamentale Mustersache ist.
Plant ihr jetzt für die anstehende Tour bestimmte Dinge? Ihr habt ja schon diverse Sachen ausprobiert.
Christine: Wollen wir gerne. Beim Releasekonzert wollen wir auf einer Bühne mitten im Raum stehen, ebenerdig spielen. Und das auch weiterverfolgen. Weil es uns gefällt, auf Augenhöhe inmitten der Menschen zu sein.
Zum Schluss noch die Frage: Was läuft oder lief bei euch im Tourbus, was könnt ihr empfehlen?
Christine: Wir haben auf Tour jetzt richtig wenig Musik gehört. Aber wir hatten mal eine Phase, ist schon eine Weile her – da haben wir ganz spät, als schon alle drüber waren, immer Busta Rhymes gehört.
Phillip: Tatsächlich versuche ich, während des Aufnahmeprozesses möglichst wenig andere Musik zu hören. Aber aktuell … Du [zeigt auf Christine] hast mir gerade diese Platte von Martin Gore geschickt. Die kannte ich noch nicht.
Christine: „The Third Chimpanzee“.
Phillip: Da habe ich total Bock, das jetzt zu hören.
Vielen Dank für das Gespräch!
Hope live:
30.11.23 Karlsruhe, KOHI
01.12.23 Kusel, Kinett
02.12.23 Haldern-Rees, Tonstudio Keusgen
12.12.23 Berlin, Betonhalle w/Jungstötter
10.05.24 Düsseldorf, Weltkunstzimmer
11.05.24 Siegen, Beautiful Noise Festival