Nein, die CD ist nicht kaputt. Das kratzende Stรถrgerรคusch soll so. Denn um eine gestรถrte Zukunft geht es auch in der Multimedia-Konzept-Serie โAlpha 0.7โ, mit der dieses Debรผtalbum des neuesten Projektes von Aydo Abay (Blackmail, Ken) untrennbar verbunden ist. Ein sehr elektronisches und eingรคngiges Debรผt รผbrigens.
Irgendwie scheint Abay, der sicher eine der markantesten Stimmen im deutschen Indie-/Pop-/Rock-Bereich hat, seit seinem Ausstieg bei Blackmail kreativ auf dem Durchmarsch zu sein. Erst legte das einstige Nebenprojekt Ken mit einem รผberzeugenden Album los, nun kommt gleich die nรคchste Band daher, die retrofuturistischen, ja, Synthiepop macht.
Doch noch einmal zum Ausgangspunkt. Derzeit lรคuft die Science-Fiction-Serie โAlpha 0.7 โ Der Feind in Dirโ (auf Arte, dem SWR und weiteren dritten Programmen), die im Jahr 2017 in einem totalitรคren รberwachungsstaat Deutschland spielt, der sehr an George Orwells Meisterwerk โ1984โ erinnert. Die Serie ist รคuรerst empfehlenswert, das Drumherum mit Radiosendungen, Onlinespielen und mehr – virales Marketing nennt man so etwas ja gerne – fast noch spannender. Ein Besuch auf www.alpha07.de (wo man auch die verpassten Folgen nachholen kann) wird wรคrmstens empfohlen.
Den Soundtrack dazu liefern nun also Crash:Conspiracy, fรผr die Abay mit Musikern von Bands wie Urlaub in Polen, Von Spar und weiteren Bands zusammen gearbeitet hat. Es geht in der Serie zwar unter anderem um Widerstand gegen ein unmenschliches System, aber die musikalische Revolution kommt eher subtil und erstaunlich zugรคnglich daher. Vom anfรคnglichen Stรถrgerรคusch und einigen anderen Soundeffekten abgesehen, gibt es hier tatsรคchlich รผberwiegend richtig gute Popsongs, zwar auch mit Gitarre und Co., aber ansonsten eindeutig elektronisch bestimmt, mit Verweisen zu New Wave und Electro-Pop.
Dazu muss man sich nur mal das herausragende โProtesterโ anhรถren, die Synthiesounds dรผrften DM-Fans (aber nicht nur denen) wirklich gefallen. Das folgende โSleeplabโ lรคsst ordentlich knarzende Tรถne aus den Gerรคten, wohingegen โMonotypeโ noch am ehesten an das erinnert, was Abay vorher gemacht hat. Doch schon โWrightโ ist dann wieder ein tanzbarer elektronischer Ohrwurm erster Gรผte. In โMoonlitโ dรผrfen gar Chorgesรคnge die Synthies unterstรผtzen, โThe Escapistโ oder โSlowsandโ wรคren weitere Single-Kandidaten.
Kurzum, โ<>โ ist eine echte Entdeckung, die ein sehr interessantes Gesamtkonzept auch auf musikalischer Ebene hochklassig weiterfรผhrt.
(Addison)