Jetzt wird es aber spannend. Der Titel der inoffiziellen Houseweltmeisterschaft 2011 ging bis jetzt an Hercules And Love Affair (während Jessica 6 den Discopop regieren). Aber diese Kanadier hier setzen alle Zeichen auf Angriff. Mit einem echt fetzigen (ja, dieses Wort darf nicht aussterben) Tanzflächenstürmer von Debütalbum.
Dinamo Azari (in echt: Christian Farley) und Alphonse Alexander Lanza III aus Toronto sind die treibenden Kräfte, Fritz Helder und Cedric Gasiada komplettieren als Sänger/Performer die Gang, die bei Fotoshootings keine coole Pose auslässt. Gehört ja auch zum hedonistischen Lebensstil, den diese Musik verbreiten soll, dazu.
Wem klassischer Chicago House mit Elementen zwischen Disco und Acid nichts gibt, der ist hier verloren und darf das dann gerne als hoffnungslos gestrig bezeichnen. Wobei zwischen den Sounds der 80er und 90er hier auch durchaus einiges an modernen Sounds herumbollert, aber egal. Denn ganz entscheidend ist: Das soll Spaß bringen, und die Leute sollen tanzen.
Und das dürfte Azari & III locker gelingen, die ja auch als Remixer sehr gefragt sind, wie Arbeiten für Booka Shade, Creep, Friendly Fires, Cut Copy oder Robyn beweisen. Das eigene Album ließ dafür ganz schön auf sich warten, die erste Single daraus hat schließlich bereits zwei Jahre auf dem Buckel. Wobei „Hungry For The Power“ eine zeitlose Groovebombe ist, die immer noch zündet, ebenso wie die letztjährige Single „Reckless (With Your Love)“ mit ihren so markanten wie allseits bekannten 90er-Sounds.
Doch man muss keine Sorge haben, das Album legt mit gleichwertigen Singles nach. Gleich „Into The Night“ zeigt das eindrücklich. Pumpt, schwitzt, bleibt im Ohr. Doch man weiß auch, dass ein Album nicht nur von Singles zusammengehalten wird und variiert daher besonders im Mittelteil den Sound. „Tunnel Vision“ lässt entspanntes Chillen zu, „Indigo“ und noch mehr das zurückgenommene „Infiniti“ schielen auch mal von Chicago hinüber nach Detroit. „Change Of Heart“ und „Manhooker“ lassen andere (europäischere?) elektronische Sounds zu und überraschen mit netten Breaks.
Zum Ende muss dann aber die Kuh wieder fliegen. Das eigenartige „Undecided“ packt glänzende 80er-Synthies aus, wirkt aber irgendwie, als hätte man zwei verschiedene Tracks übereinander gelegt. Dagegen zaubert die aktuelle Single „Manic“ zum Finale nochmal alles an Housepower hervor, was der Dynamo hergibt.
Eine knallige und erfreuliche Scheibe, die vielleicht in der Tiefe nicht ganz an Hercules & Co. herankommt, aber den Kollegen ganz dicht auf den Fersen und, was Tanzbarkeit angeht, vielleicht sogar voraus ist.
(Addison)