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Yeah But No im Interview: „Auf dem Stubenboden schlug mein Ohr die ersten analytischen Wurzeln.“

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Yeah but No (Foto: Fanny Böhme)

Seit ein paar Tagen sind Yeah But No mit ihrem großartigen zweiten Album „Demons“ auf Tour (Unbedingte Empfehlung! Die verbleibenden Tourdaten stehen weiter unten.). Zu Tourbeginn haben Douglas Greed und Fabian Kuss sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zu beantworten.

depechemode.de: Ich mag ja beide Alben sehr. Aber bei „Demons“ scheint ihr noch mehr auf den Punkt zu kommen, das wirkt mehr aus einem Guss. Hängt das mit dem (vermeintlich?) kürzeren Aufnahmezeitraum zusammen? Mit stärkerer Songfokussierung?

Yeah But No: Wir haben uns tatsächlich eher mehr Zeit gelassen als beim ersten Album. Einige der Songs sind auch schon ein paar Jahre alt. Es ist ja so, dass zwischen dem Zeitpunkt, zu dem Songs fertig sind, und dem Zeitpunkt, an welchem sie veröffentlicht werden, meistens ein halbes Jahr Zeit vergeht. Als wir damals unser erstes Album im Kasten hatten, haben wir einfach weiter geschrieben und neue Songs aufgenommen, ohne dass unser Label davon wusste.

Am Abend unseres Releasekonzertes luden wir das Label in unser Studio ein und präsentierten ihnen dann unser nächstes Album – naja … die Outline dafür. Da gingen bei denen auch erstmal die Kinnladen runter. Aber wir haben uns noch etwas mehr Zeit gegeben, wir waren ja auch ziemlich viel auf Tour.

Dass sie nun mehr danach klingen, als seien sie aus einem Guss, hat wahrscheinlich damit zu tun, dass wir zwei uns jetzt auch besser kennen. Dadurch ist der kreative Prozess auch geschmeidiger, was sich dann wohl auf die Musik überträgt.

Gab es (sound-)technische Veränderungen zwischen den beiden Alben?

Ich glaube, es ist eher so, dass sich die Art unserer Zusammenarbeit verändert hat. Als wir anfingen, wohnte Fabian in Berlin und Douglas in Jena – da lief dann viel mit Daten hin und her schicken und ein paar intensiven Blocktagen im Studio. Nun wohnt Douglas auch in Berlin, und wir haben jeder unser eigenes Studio, da ist man nur einen S-Bahn-Fahrschein voneinander entfernt. Da flutscht das organischer.

Wann und wie legt ihr die Trackorder fest? Gibt es dann Stücke, die dem zum Opfer fallen? Und was wird aus denen?

Es gibt immer Opfer bei unserem Musik-Nahkampf! Auch bei diesem Album war es so, dass es Nummern gab, von denen einer von uns beiden hundert Pro überzeugt war, während der andere diese gar nicht fühlte. Solche Nummern fliegen dann raus! So ist das halt …

Habt ihr persönliche Lieblingstracks auf dem Album? Welche?

Naja, irgendwie haben wir beide dann so unsere Lieblinge, lustigerweise – wie sich gerade herausstellt – bei uns beiden jeweils aus Gründen des Sounddesigns.

Fabian : „Forever Post Love“. Ich finde hier die Flächen und organischen Sounds, die sich gegenseitig die Hand reichen, so toll.

Douglas: „Put Your Armour On“. Die sich modulierende Snare lässt mein Sounddesigner-Herz höher schlagen.

Ich ordne euch ja (ganz grob) gerne klangtechnisch zwischen (neueren) Depeche Mode (ein bisschen) und Moderat (ein bisschen mehr) ein. Könnt ihr mit solchen Kategorisierungen – die wir Schreiberlinge manchmal brauchen – leben?

Bäcker haben Mehl und Schreiberlinge haben Schubladen. Neee, mal im Ernst – das ist total in Ordnung, verstehen wir auch eher als Lob.

Douglas: Als ich so in meine Pubertät hinein gerutscht bin, habe ich auch ganz viel Depeche Mode gehört. Kopfkissen auf dem Boden. Eine Box der elterlichen Stereoanlage links daneben. Die andere rechts daneben. Dann „Construction Time Again“ in das Tape Deck geschoben und in Tagträumen versunken. Ich war damals fasziniert davon, immer wieder neue Details entdecken zu können. Ich glaube auf dem Stubenboden schlug mein Ohr die ersten analytischen Wurzeln. Der Weg zum Produzenten wurde mit dem ersten groben Asphalt bedeckt.

Fabian: Und natürlich sind wir beide auch Moderat-Fans.

Was sind eure Erfahrungen und Schlussfolgerungen aus dem ausgiebigen Touren seit dem Debüt?

Fabian: Es ist ein super Gefühl, wenn man vor Leuten steht, welche mitsingen. Wenn man dann erlebt, wie – ein Jahr, nachdem man die Songs geschrieben und aufgenommen hat – fremde Leute eine emotionale Bindung dazu haben.

Eine Frage an Fabian: Du hast schon in diversen Projekten und unterschiedlichen Musikrichtungen mitgewirkt. Bist du jetzt bei Yeah But No so richtig angekommen? Was macht den Unterschied zwischen den bisherigen Sachen und Yeah But No aus?

Fabian: Als Sänger ist es eine Herausforderung für mich, auf den gesetzten Beat – der ja eher mechanisch ist – die gewisse Menschlichkeit draufzusetzen. Einen Kontrapunkt zu bringen. Wenn ich mit einem meiner anderen Projekte spiele, dann sitzt da jemand am Schlagzeug, einer steht am Bass usw. – und irgendwann trifft man sich dann im Song. Es entsteht ein Moment. Bei der Musik, die wir als Yeah But No machen, ist es daher für mich die große Herausforderung, diesen Moment zu erschaffen.

Daran anschließend eine Frage an Douglas: Wann entscheidest du, dass ein Sound besser zu Yeah But No und nicht zu einem deiner technoideren Stücke passt? Ach ja, und wird es nochmal etwas von Eating Snow zu hören geben?

Douglas: Da gibt es irgendwie keine richtige Auswahlkriterien. Wenn wir uns für neue Songs hinsetzen, bringt jeder ein paar Skizzen mit und wir schauen, was passt. Also sozusagen entscheidet Fabian eher, welcher meiner Sounds passt.

Mein Projekt Eating Snow liegt momentan eher auf Eis, aber immer, wenn Mooryc und ich uns treffen, machen wir auch Musik – irgendwann kommt da sicherlich mal noch was. Erst mal kommt vor dem Sommer noch ein Soloalbum als Douglas Greed.

Eine Jena-Frage an Douglas [der ja aus dem Umfeld des Jenaer Labels Freude am Tanzen kommt, Anm. d. Red.]: Wird das noch was mit dem Klassenerhalt vom FC Carl Zeiss? (PS: Vorsicht, ich bin gebürtiger Thüringer und Fan!)

Ich habe zu Fußball keinerlei emotionale Verbindung. Seltsamerweise schaue ich aber gerne die Frauenfußball-WM, da wird nicht so viel geschauspielert. Das mangelnde Testosteron macht den Sport für mich interessanter!

Eine Frage noch zum ersten Album, die mich schon länger beschäftigt: Der Schlussdialog (bei „New Again“), woher stammt der? Ich hatte da von der Atmosphäre immer den Film „Absolute Giganten“ im Hinterkopf, aber daher stammt er ja nicht.

Der Dialog stammt aus unserer Feder und wurde mit befreundeten Schauspielern für das Album extra aufgenommen. Ist also nicht „nur“ aus ’nem Film geklaut. Er bezieht sich inhaltlich auf den Song „New Again“, welcher sich ja auch mit der immerwährenden Suche nach dem „Neuen“ auseinandersetzt.

Ich muss es einfach noch fragen: Seid ihr Fans von „Little Britain“ im Allgemeinen und Vicky Pollard im Besonderen?

Wir haben „Little Britain“ zwar gesehen, aber als wir auf den Namen Yeah But No kamen, spielte das keine Rolle. Es war eher so, dass wir da „Little Britain“ auch schon wieder vergessen hatten, und erst, als das Album raus kam, wurden wir dann von Leuten darauf angesprochen.

Und die finale Frage: Was rotiert bei euch derzeit im Tourbus? Also welche Musik hört ihr gerade auf Tour (bzw. werdet ihr hören, die Tour startet ja erst)? Oder was habt ihr während der Aufnahmen so gehört?

Im Tourbus läuft eigentlich immer eher Radio.

Wenn wir mit Aufnahmen beschäftigt sind, stellt sich jeder von uns auch gerne Playlisten zusammen mit Sachen, die uns inspirieren. Die Essenzen der Playlists kann man übrigens auch auf unserem Spotify-Profil finden.

Naja und ansonsten sind das natürlich auch ganz klar die üblichen Verdächtigen aus dem Bereich herbstlicher Elektro(-Pop): Radiohead, Boards Of Canada, Son Lux, Depeche Mode, Moderat etc.

Vielen Dank für das Interview!

PS: Yeah but No live – 20.02. Basel (Rouine), 21.02. Stuttgart (Galao), 22.02. Offenbach (Hafen 2 Festival), 27.02. Berlin (Gretchen)

PPS: Einer guten Tradition folgend, erscheinen auch zu den Stücken von „Demons“ ein paar Remix-EPs. Teil 1 – mit dem Mollono.Bass Remix zu „Run Run Run“ und dem Andreas Henneberg Remix zu „I Still Keep Love For You“ ist bereits draußen und findet sich z. B. hier.

Yeah But No – Demons“ bestellen: Amazon

www.facebook.com/yeahbutnomusic

ybn-bln.bandcamp.com/

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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