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JARV IS… – Beyond The Pale

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Man hat sie vermisst über die Jahre, diese Stimme. Pulp sind lange her. Jene sind hier nicht nur am Gesang wiederzuerkennen. Doch ansonsten sind JARV IS… schon anders, neu – und vor allem: sehr elektronisch. Ein Vergnügen allemal.

Er war ja nie ganz weg, der Jarvis Cocker, auch wenn Pulp, deren Hits „Common People“, „Disco 2000“ etc. unsterblich sind, seit 2001 keine neue Musik mehr veröffentlicht haben (es gab lediglich ein Live-Comeback 2011/12). Tauchte mit seiner markanten Stimme auf Coverversionen anderer Crooner (Leonard Cohen, Serge Gainsbourg), Soundtracks (The Fantastic Mr. Fox) oder als Gast bei Kollegen (Air, Marc Almond, Feist u. a.) auf, veröffentlichte zwei Soloalben und ein seltsames mit Chilly Gonzales.

Doch das konnte noch nicht alles sein. Die kreative Ader pulsiert in einem Künstler immer weiter. Und so fand sich für ein von Sigur Ros kuratiertes Festival auf Island eine Band zusammen (Ehre, wem Ehre gebührt – bei JARV IS… musizieren noch mit: Serafina Steer, Emma Smith, Andrew McKinney, Jason Buckle und Adam Betts. Die weiblichen Backgroundstimmen und die eleganten Arrangements sollen auch nicht unter den Tisch fallen.), die so gut funktionierte, dass nun ein vollwertiges Album vor uns liegt.

Ja, vollwertig, auch wenn das nur sieben Stücke auf „Beyond The Pale“ sind. Denn auf diesen lässt sich so viel entdecken, und insgesamt sind es ja dann auch (album-)klassische 40 Minuten Spieldauer geworden. Der erste Vorbote war im vorigen Jahr „Must I Evolve?“ mit einem gehörigen Krautrock-Einschlag.

Dem folgte in diesem Frühjahr die zweite Single, noch elektronischer und eingängiger. Tanzbar gar. Und Cocker beherrscht auch immer noch diese herrlich ironischen Texte. Er hat also „House Music All Night Long“ gehört, „lost in the land of the living room, adrift in a world of interiors“. Ein Hit (sollte das sein)!

Doch auch die übrigen Songs bestechen mit wundervollen Details. Auf dem Opener „Save The Whale“ staunt man, wie viel Ähnlichkeit Cockers auch schon 56 Jahre gereifte Stimme streckenweise mit dem großen Leonard Cohen haben kann. „Am I Missing Something?“ klingen verstärkt nach Pulp (plus Elektronik). Auf „Sometimes I Am Pharaoh“ wird die Stimme effektvoll bearbeitet, und man wartet jeden Moment auf einen Ausbruch. Der dann, kurz nachdem der Song nach über vier Minuten flüsternd gestoppt wurde, doch noch kommt.

Mit „Swanky Modes“ scheint das Album dann entspannt in ruhigeren Gewässern dem Ende entgegenzutreiben, doch mit „Children Of The Echo“ kommt doch nochmal Druck in die Band, die schließlich triumphierend auf einem stotternden Echo von der Bühne fährt. Welcome back, Jarvis, äh, JARV IS…! Album des Monats.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

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www.jarviscocker.net

www.facebook.com/Jarvis-Cocker-24870385942

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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