Mit seinem zweiten Album „Motel Songs“ hat Janosch Moldau ein emotionales, aber auch vielschichtiges zweites Album abgeliefert, das neben vielen vertrackten und liebevoll arrangierten Songs insbesondere durch seine Eigenstรคndigkeit รผberzeugen kann.
Im Interview – Janosch Moldau!
Du hast dir dreieinhalb Jahre Zeit zwischen „Redeemer“ und dem neuen Album „Motel Songs“ gelassen. Brauchtest Du diese doch recht lange „Auszeit“ oder wurdest Du dazu „verdonnert“. (Es gab ja den einen oder anderen Hinweis auf Schwierigkeiten mit den/der Plattenfirma/en)?
In meiner Situation war ich wohl eher dazu „verdonnert“, wie Du es treffend formuliert hast. Nachdem ich ja bekanntlich alle Plattenfirmen abgegrast hatte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ein eigenes Label her muss. Mein Label habe ich dann in England gegrรผndet, was mir auf Grund meiner Kontakte dort als richtig erschien. Nun bin ich also in England vertreten und in meiner alten Heimat Ulm / Donau zu Hause, wo ich ja herkomme. All das hat natรผrlich Zeit in Anspruch genommen und zusรคtzlich habe ich meine Zelte in Kรถln abgebrochen. So vergeht dann die Zeit. Ich habe ja auch 5 Singles mit zahlreichen B-Seiten verรถffentlicht und auch schon mit den „Motel Songs“ in ganz Deutschland diesen Herbst Shows gespielt. Ich habe bei all dem Trubel insgesamt nur noch 8 Monate รผbrig gehabt um schnell ein zweites Album einzuspielen.
Du hast ja „Motel Songs“ letztendlich รผber dein eigenes Label verรถffentlicht. War das die Konsequenz aus den vorgenannten Grรผnden oder gab es schon lรคnger Bestrebungen dazu?
Mein Label ist so wie jedes andere Label auch. Ich habe ein gutes Vertriebsnetz und meine CDs sind fast รผberall erhรคltlich. Es gibt รผberhaupt keine Zeit mehr nach zu denken. Ich mache einfach weiter. Irgendwie tun mir manche Musiker auf all den sagenumwobenen Labels leid, wenn man so hรถrt, wieviel von den CD-Verkรคufen letztendlich รผbrigbleibt. Ganz zu schweigen bei Bands mit z.b. 4 Mitgliedern. Da geht es mir mit meinem eigenen Label einfach besser! Das ist der ganze Trick dabei. Ich lasse mich halt nicht mehr verarschen. Die Musikbranche ist ein dreckiger Platz ohne schรถne Aussicht. Man schlรคgt sich einfach durch den Wald durch. Irgendwann hat man dann wieder den Blick ins Weite. Mein eigenes Label ist einfach ein Statement. Ich mรถchte in Ruhe gelassen werden. Ich mรถchte einfach nur gute Musik machen fรผr mich und meine Fans. Mehr nicht.
Denkst Du, dass es heutzutage generell schwieriger geworden ist, neben „Epigonen“ wie z.B. Bauer Heinrich, ernsthafte Musik zu platzieren?
Nein ich denke nicht. Es ist alles einfach hรคrter geworden, das ganze Umfeld der Medienwelt etc. Ich bin ja genauso veranlagt nach dem Schema: Musiker sucht treue Jรผnger und Sektenmitglieder. Bitte gebt mir alle Euer Geld, Eure Seele und Eure Frau! Ich schenke Euch dafรผr meine rabenschwarzen Balladen und einen Platz im Indie Pop Himmel .
Kommen wir zum neuen Album! Wie fรผhlt man sich, wenn nach so langer Zeit das Album erscheint?
Es ist ein aufregendes Gefรผhl. Auch beim zweiten Album wieder aufs Neue! Wahrscheinlich bleibt es immer wieder aufregend. Es ist eben Musik. Man hat einfach gar keinen Abstand mehr und nach mehreren Monaten Arbeit, bin ich mir oft nicht mehr sicher, ob das alles in die richtige Richtung lรคuft mit einer Album Produktion.
Musikalisch bewegst Du Dich, wie auch schon auf „Redeemer“, im Bereich der elektronischen Musik, wobei du eher balladesk zur Tat schreitest. Schnellere Songs sind auch auf dem neuen Album nicht vertreten, gibt es dafรผr Grรผnde?
Nun ja, ich kann einfach nur meinem eigenen Tempo folgen. Ich mag schnelle Pop-Songs nicht wirklich. Fรผr mich klingt das dann alles nach Micky Mouse:-)
Ich liebe schleppende und scheppernde Songs. Es ist irgendwie wie ein dunkles Ritual von dem ich nicht loskomme.
Hรถrt man sich die einzelnen Songs intensiv an, fallen einem unweigerlich die Counterfeit e.p.’s von Martin Gore ein. Musikalisch bekommt man den Eindruck, dass Du dich vom Sound der beiden Gore Soloalben hast inspirieren lassen, insbesondere was die vertrackte Elektronik angeht.
Das ist absolut wahr. Ich finde Martin Gore hat ein fantastisches Verhรคltniss zwischen dem Songwriting und den jeweils passenden Sounds gefunden. Ich versuche aber meinen eigenen Weg zu gehen und glaube, dass mir das mittlerweile gelingt. Ich bin eben nicht ein Synth-Popper unter Millionen anderen… Da gab es nur wenige hervorragende Bands und ich habe nicht den Anspruch dort mitzumischen. Ich mรถchte einfach etwas, das zu mir passt. Deshalb vieleicht auch so viele Balladen. :-)
Welche Kรผnstler / Band haben dich sonst geprรคgt bzw. haben einer Meinung nach Einfluss darauf was fรผr Musik Du machst?
Johnny Cash, Bjรถrk, Hildegard Knef ,The only ones…
Wird es nach den beiden Vorabsingles „Not with the son“ und „Follow me“ noch eine weitere Auskopplung geben und wie sieht es mit Live-Terminen aus?
Im Februar/Mรคrz erscheint die letzte Single Auskopplung „Clear + One with the sinner“ als Doppel-Single. Ob diese nur als Download erhรคltlich sein wird oder auch auf CD, ist noch nicht entschieden. Auf jeden Fall aber werden Remixes von People Theatre aus Frankreich mit am Start sein.
Die nรคchsten Shows werde ich in Neu-Ulm (12.02 + 16.02), Ulm (17.02), Wien (18.02) und Regensburg (20.02) spielen. Im Mรคrz geht es wieder nach Kรถln, Berlin und Hamburg. Im Frรผhjahr und Sommer hoffentlich auch auf einige Festivals.
Werden Deine Fans auf das dritte Album รคhnlich lange warten mรผssen?
Nun ja 2- 3 Jahre sind ja mittlerweile oft das รbliche an Wartezeit. Da gerade alles gut lรคuft, hoffe ich dieses Mal vielleicht irgendwann 2010 bereits ein neues Album am Start zu haben. Schaun wir mal. Unterwegs schreibe ich ja sowieso schon neue Songs!
Zum Schluss noch ein paar kleine Fragen:
– Die letzte CD / MP3 die Du dir gekauft hast?
Marlene Dietrich , Golden Greats (3 CD Box)
– Das letzte Konzert was Du dir angeschaut hast?
The Residents (Mute) in Ulm / Roxy
– Cola oder Bier?
Wein
– Was mรถchtest Du unseren Lesern zum Schluss noch sagen?
Frohes Neues 2009 , Cheers !
Danke fรผr das Interview!