Diese beiden Franzosen haben womöglich die Kuschelelektronik erfunden. Butterweiche Klänge, wie gemacht für Loungelandschaften. Mit einem Meisterwerk von Album fing es an, danach schwebte man mal etwas nach hier, mal etwas nach dort, das Meisterwerk blieb unerreicht. Bleibt es weiterhin, aber man ist wieder näher herangekommen.
Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel haben im Jahre 1998 „Moon Safari“ geschaffen. Ein Album für die Ewigkeit. Wer so etwas als Debüt abliefert, kann danach eigentlich nur noch Erwartungen enttäuschen. Man versuchte dem zu entgehen, indem man erst Filmsoundtracks schuf (zum wunderbaren „The Virgin Suicides“) und dann experimentelle Seltsamkeiten auf die Folgealben packte. Das kam unterschiedlich an, wie auch die Werke unterschiedliche Qualitäten aufwiesen. Zuletzt schien man es sich zu sehr im Easy-Listening-Bereich gemütlich gemacht zu haben, ohne noch allzu viel beweisen zu wollen/müssen.
Das in Eigenregie und – abgesehen von einem Drummer – ohne Gäste aufgenommene „Love 2“ ist von Experimenten ähnlich weit weg wie ein Wattebausch von einem Holzhammer. Nein, eher scheint es sich ganz gezielt dem erwähnten Meisterwerk annähern zu wollen. Das ist vielleicht dreist und kann eigentlich nicht mit einem Sieg enden, aber: Wer, wenn nicht Air selbst, sollte so etwas versuchen dürfen?
Und so kleistern die beiden dem Hörer von vorne bis hinten mit einem zuckersüßen Klanggebräu die Ohren voll und zu, dass es ein schmaler Grat zwischen Begeisterung und Überzuckerung ist. Sehr positiv ist zu vermerken, dass es endlich wieder mehrere gute Songs gibt, durch die die Moogs, Glöckchen und anderen Klangerzeuger schmetterlingsleicht dahingleiten. Gerade die erste Hälfte des Albums bietet da viel Schönes, mit der eingängigen Vorabsingle „Do The Joy“, dem nun wirklich an die Mondsafari erinnernden „Love“, dem 70er-Jahre-Franzosenkino-Gedächtnisstück „So Light Is Her Footfall“, dem überraschend flotten Ohrwurm „Be A Bee“ und dem Pianoroboterpop von „Missing The Light Of The Day“ gelingen gleich fünf Treffer in Folge.
Ab der Mitte fällt die Klasse dann jedoch streckenweise ab, das laaange „Tropical Disease“ scheint z.B. einem alten Weichzeichnersoftsexschinken entsprungen zu sein, und einige Stücke plätschern etwas zu seicht-entspannt vor sich hin, bis das, jahaa, rockige „Eat My Beat“ doch endlich nochmal auf den Wecker haut.
Air haben kein neues Meisterwerk geschaffen, aber endlich mal wieder ein (größtenteils) gutes Album. In ihrem unverkennbaren Stil und in ihrem Bereich unschlagbar. Das ist doch auch etwas.
(Addison)