Anders Trentemøller hat mit „Memoria“ ein weiteres großartiges und unser amtierendes Album des Monats veröffentlicht. Wir hatten Gelegenheit, erneut ein Gespräch mit ihm zu führen. Über das Thema Erinnerung, wie man Vaterschaft und Musikmachen unter einen Hut bekommt und welcher Song von Depeche Mode inspiriert wurde.
Als wir uns Ende Januar 2022 via Zoom unterhalten, steht Dänemark gerade vor der großen Post(?)-Corona-Wiederöffnung. Anders probt für die Tour, ein Berlin-Termin ist für Ende Februar geplant, auch der Musiker hat noch keine Ahnung, ob das so stattfinden oder ob es noch einmal verschoben wird. Er rechnet eher mit Letzterem, ungefähr in den frühen oder späten Frühling hinein, aber die Pläne von Künstlern werden von den Umständen seit zwei Jahren permanent umgeworfen und geändert. Das Berlin-Konzert wird schließlich einige Tage nach unserem Gespräch auf den 31.08. verschoben.
depechemode.de: Letztes Mal hast du mir erzählt, dass dein nächstes Album vielleicht voll instrumental werden könnte.
Anders Trentemøller: [lacht] Ja, ich erinnere mich. Aber dann vergingen ein paar Monate, und ich wollte in eine andere Richtung gehen, mehr Songs schreiben. „Obverse“ hatte zwar einige Vocals, war aber mehr studioorientiert. Es war nicht geplant, aber irgendwo in meinem Kopf hatte ich wohl einen Drang, wieder mehr mit der Band zu spielen. Die Songs hier waren mehr bandtauglich, als ich sie schrieb. Auch wenn ich alle Instrumente im Studio selbst eingespielt habe, es ist nicht so, dass ich die Band am Schreibprozess beteiligt hätte. Aber ich fühlte, dass ich doch nichts rein Instrumentales machen wollte, ich habe ja schon einige instrumentale Stücke und war doch, um ehrlich zu sein, etwas ermüdet davon. Es ist sehr typisch für mich, dass ich Ideen für ein neues Album habe und dann, wenn ich mit der Arbeit daran beginne, kollabieren all diese Ideen und ich mache etwas ganz anderes. Das ist aber manchmal ganz gesund so, den Instinkten zu folgen und zu sehen, was zum Moment passt.
Am Ende bist du dem instrumentalen Album zumindest etwas näher gekommen. Etwas weniger als die Hälfte der Songs enthalten Vocals.
Ich bin ja auch immer noch ein großer Fan instrumentaler Musik. Das ist so eine schöne Art, Gefühle auszudrücken. Direkt ins Herz ohne Beschränkungen. Und meine Musik hat diesen cinematischen Ansatz, den auch instrumentale Musik hat. Aber dieses Mal habe ich tatsächlich alles geschrieben, erstmals auch die Gesangsmelodien und die Texte. Normalerweise arbeite ich zusammen mit einem Sänger, einer Sängerin, oft mit vier oder fünf verschiedenen Features auf einem Album. Dieses Mal wollte ich den Fokus auf nur einer Stimme haben. Manchmal können die verschiedenen Stimmen auch eine Herausforderung sein, wenn man einen intimen Ansatz verfolgt. Also dachte ich mir, warum nicht mal alles selbst schreiben. Ich habe meine Freundin, Lisbet Fritze, gefragt, ob sie die Songs singen will (selber singen kann ich nicht). Und so war das ganz leicht, auch während des Lockdowns. Während des Schreibens bin ich ja sowieso in einer Art Lockdown, wenn ich mich im Studio einschließe. Aber mit ihr war es sehr einfach, wir leben ja im selben Haus zusammen. Und so konnte ich ihr auch genau sagen, wie ich mir den Gesang vorstellte. Das war ein großer Unterschied zu meiner sonstigen Herangehensweise.
Es war also von Anfang an klar, dass du dieses Mal keine weiteren Kollaborationen eingehst?
Ja, das war die einzige Regel, die ich mir dieses Mal aufgestellt habe: [nur] eine Sängerin und der Versuch, die Texte und alles selbst zu schreiben. Es fühlte sich richtig an, das so zu versuchen. Das habe ich mir früher nicht zugetraut. Es war gut, mich da aus meiner Komfortzone zu wagen.
Denkst du, die Leute werden vom ganzen Album überrascht sein? Denn unter den vier Vorabtracks waren die drei wohl eingängigsten Stücke (mit Gesang) und dazu der schrägste Song auf dem Album. Der Rest folgt ja eher dem cinematischen Stil.
Für mich ist es immer so, dass meine Songs sowohl diese Popqualitäten als auch die mehr experimentelle Seite haben sollen, und diese Dinge versuche ich zu verschmelzen. Ich denke, die Leute werden schon ein bisschen überrascht sein. Erst gestern dachte ich daran, dass dieses Mal viele Songs in Dur sind. Es ist also etwas mehr Licht und Hoffnung drin als üblich.
Da ist immer noch Melancholie, aber es war mir immer von Bedeutung – darüber haben wir, glaube ich, auch letztes Mal schon gesprochen – mit Kontrasten zu arbeiten. Ein rein dunkles, melancholisches Album wäre mir zu eindimensional. Ich wollte also mehr Licht in der Musik, gerade einige der Songs mit Gesang haben das, aber auch einige Instrumentale. Zum Beispiel „When The Sun Explodes“, das sehr fröhlich ist, auf meine Weise.
Da stimme ich zu. Selbst einige der Songtitel klingen positiver. Mit all dem „Glowing“, den „Stars“ und „Daydreams“.
Stimmt. Da ist noch etwas, an das ich beim Schreiben noch nicht gedacht habe. Aber vor zweieinhalb Jahren wurde ich Vater, und das hat vielleicht meine Art des Schreibens auch ein bisschen verändert. Nicht so viel, aber man fühlt anders, man trägt Verantwortung für ein anderes Leben. Das hat mich auch über Leben und Tod nachdenken lassen. Wir sind nicht für immer hier. Nicht, dass ich das vorher gedacht hätte. Aber dieses Teenagerding von „Live forever“, nichts kann uns aufhalten und so weiter …
Auch meine Arbeitsweise hat sich verändert. Normalerweise kann ich die ganze Nacht im Studio arbeiten, bis zwei oder drei Uhr nachts. Nun bin ich um 8:30 Uhr, manchmal auch schon um acht morgens im Studio und arbeite bis drei Uhr nachmittags. Dann muss ich meinen Sohn von der Tagespflege abholen. Das funktioniert irgendwie ziemlich gut für mich. Am Anfang hatte ich Angst, dass das all meine Inspiration killen würde. Aber im Gegenteil. Meine Zeit war begrenzt, also musste ich sie zu 100 Prozent nutzen. Was wohl besser für mich ist, das hat mich selbst überrascht.
Hat nicht Nick Cave gesagt, dass er immer von neun bis fünf in seinem Büro an seinen Songs arbeitet?
Ja, er zieht seine guten Sachen an, geht in den Keller und macht Musik. Dann zieht er sich um und geht zurück zur Familie. Ich habe am Anfang versucht, Musik zu machen, während mein Sohn und Lisbet dabei waren. Das war sehr verwirrend. Aber als er dann in die Kindertagesbetreuung konnte, war das großartig, so konnte ich fünf, sechs Stunden am Tag ins Studio, und das passte.
Letztes Mal hast du gesagt, dass dir die Songtitel und insbesondere der Albumtitel meist sehr spät einfallen. Wie war das dieses Mal?
Genauso [grinst]. Meine Plattenfirma hat bestimmt zehnmal nachgefragt, was denn nun der Titel des Albums sein sollte. Und dann stolperte ich über diese lateinische Bezeichnung für Erinnerung namens „Memoria“. Und ich dachte, das ist doch ein toller Titel! Erinnerung ist so ein großer Teil unseres Lebens und des menschlichen Gehirns. Oder auch beim Erschaffen von Musik und Kunst. Ich war fasziniert von dem Fakt, dass man, wenn man einen 30 Jahre alten Song im Radio wiederhört, wieder in die damalige Situation gezoomt wird. Besonders, wenn einem der Song etwas bedeutet hat. Das Gleiche mit Gerüchen. Man hat etwas seit Jahren nicht mehr gerochen – und plötzlich ist man wieder in Großmutters Küche. Musik hat diese fantastische Fähigkeit, dich in der Zeit vor- und zurückzutransportieren. Das Kurzzeitgedächtnis ist auch so ein Ding. Manchmal nehme ich Musik, die mir einfällt, auf dem iPhone auf – und manchmal lasse ich das. Denn ich habe die Regel, dass Sachen, an die ich mich nach dem Schlafengehen am nächsten Tag nicht mehr erinnere, vielleicht keine guten Songs sind. [lacht]
Ich habe mich vor diesem Album wohl noch nie mit den fünf Kanons der Rhetorik beschäftigt …
Ich auch nicht. Nachdem ich über dieses Thema gestolpert war, habe ich gelesen, dass das ein großer Teil von unserem menschlichen Wesen ist. Das hat mich sehr fasziniert. Und auch, dass man sich an eine Sache erinnert – und jedes Mal, wenn man zu dieser Erinnerung zurückkehrt, ändert diese sich ein wenig. Und man ist nie ganz sicher, ob es das Gehirn oder die Erinnerung ist, was sich verändert. Mit Musik ist es auch so, du kannst dich auf eine bestimmte Weise an einen Song erinnern und ihn beim nächsten Mal auf eine ganz neue Art hören.
Wenn man sich mit Familienmitgliedern über Dinge unterhält, die man in der Vergangenheit erlebt hat, staunt man, wie unterschiedlich jeder sich an etwas erinnert.
Exakt! Wie unterschiedlich man die gleichen Dinge in Erinnerung hat!
Du setzt bei den Albumtiteln auch die Reihe der Ein-Wort-Titel fort.
Vielleicht durchbreche ich die beim nächsten Mal. Wie ich schon sagte, manchmal stelle ich mir Regeln auf, und meistens breche ich sie selbst irgendwann.
Das Album ist ansonsten sehr strukturiert, die Trackreihenfolge ist ja fast zwingend durch die Art, wie das Album seine Geschichte erzählt und sich entwickelt.
Das ist tatsächlich lustig. Der erste Song auf dem Album – „Veil Of White“ – war auch der erste Song, den ich dafür geschrieben habe. Und der zweite Song – „No More Kissing In The Rain“ – war der zweite. „Dead Or Alive“, der in der Mitte steht, entstand in der Mitte des Schreibprozesses, und „Linger“, der letzte Song, war der letzte, den ich geschrieben habe. Weil ich merkte, dass das Album noch einen Abschluss brauchte. Wir spielen das Album live übrigens auch in der exakt gleichen Reihenfolge, weil das so viel Sinn ergibt. Das war dieses Mal echt einfach für mich. Es war ein bisschen, wie wenn man einen Roman schreibt. Ohne jetzt eine große Story zu haben, es war mehr ein Gefühl. Ich bin immer noch ein großer Fan des Albumformates, auch wenn viele Leute wegen Spotify und Playlists kaum noch Alben hören. Deswegen veröffentliche ich auch immer auf Vinyl, denn ich mag es, wenn die Songs in der Reihenfolge gehört werden.
Ja, wir sprachen letztes Mal schon darüber. Du folgst auch immer noch nicht der „Zwölf-Sekunden-bis-zum-ersten-Refrain“-Regel.
Exakt [lacht]. Ich habe auch gehört, dass Spotify und einige Labels junge und neue Künstler bitten, den Refrain innerhalb der ersten halben Minute reinzupacken. Dabei muss man doch erstmal einen Vibe aufbauen! Das ist eines der Vergnügen, auf meinem eigenen kleinen Label zu sein – dass ich all solchem Zeug nicht folgen muss. Meine Musik wird jetzt auch nicht so oft im Radio gespielt – obwohl dieses Mal tatsächlich alle Singles im Radio gespielt werden, mehr als früher.
Ich habe dich hier auf unseren zwei großartigen Berliner Sendern – radioeins und FluxFM – gehört.
Schön!
Es ist auch ein sehr langes Album, mit über 70 Minuten. Auch recht unüblich heutzutage, oder?
Ja, ich weiß. Ich habe auch darüber nachgedacht, ob ich es kürzen sollte. Und ich hatte noch mehr Songs. Auch deswegen habe ich vorab ein paar mehr Singles veröffentlicht. Und auch den Song mit Tricky [„No One Quite Like You“, Anm. d. Red.], der erst auf dem Album sein sollte. Aber dann passte der nicht zu meiner Regel mit nur einer Stimme auf diesem Album, und er war auch mehr so ein Pianostück, daher kam er als Standalone-Single heraus.
Ja, es ist ein langes Album, aber als ich ein paar Songs herausgenommen habe, fühlte sich das nicht richtig an. Die Atmosphäre fehlte. Ja, es ist mein längstes Album. Ich hoffe, die Leute schlafen nicht ein – darum habe ich auch „Dead Or Alive“ in die Mitte gepackt. [lacht]
Wo wir von „Dead Or Alive“ sprechen: Ich mag den Song sehr, aber ein Freund von mir sagte, nachdem er die vier vorab bekannten Songs gehört hatte, dass er zwei davon liebt, einen okay findet und einen … nun, Hass ist ein zu harter Ausdruck, aber … Hast du dir schon gedacht, dass „Dead Or Alive“ möglicherweise die Meinungen spaltet?
Ja, definitiv. Der unterscheidet sich sehr vom Rest der Songs. Auf so ziemlich jedem meiner Alben habe ich einen Song, der herausfällt und in eine ganz andere Richtung geht. Weil das auch ein Teil von mir ist. Der hier ist großartig live zu spielen. Wir haben den gestern mit der Band geprobt, und da ist so viel Power, das gibt dem Liveset einen echten Vitaminschub. Und ich mag es, wenn ich ein Album höre und irgendwo überrascht werde. Trotzdem passt er in den Albumflow, denn das ganze Album hat diesen Postpunk-Sound – und da ist dieses Synthiethema in diesem Track, das tatsächlich von Depeche Mode inspiriert wurde. Weil ich diese Band natürlich liebe.
Ein weiterer Song mit einem interessanten Synthie-Sound ist „Swaying Pine Trees“.
Der ist sicher eines der mehr elektronischen Stücke. Und tatsächlich der einzige Song, den wir live nicht spielen, weil das nahezu unmöglich ist. Das bin nur ich mit einer Menge Synthesizern und einer Menge an Studiotricks. Das könnte ich live nicht reproduzieren, höchstens mit etwa 30 Leuten an Synthesizern. Der geht mehr in Richtung einiger Songs von „Obverse“. Den habe ich auch in den letzten Teil des Albums gesteckt, um diesem nochmal einen neuen Sound zu geben und den Hörer ein bisschen zu überraschen, besonders, wenn man das Album auf Kopfhörern hört.
Dann sind da die offensichtlichen Singles. Hast du früh erkannt, dass „In The Gloaming“ die erste Single sein würde, weil das vielleicht das eingängigste Stück ist?
Nein. Das Einzige, was ich wusste, war, dass „In The Gloaming“, „No More Kissing In The Rain“ und „All Too Soon“ Singles werden sollten. Über „Like A Daydream“ hatte ich auch noch nachgedacht, weil ich den wirklich liebe. Der kommt als Fokustrack zur Albumveröffentlichung heraus. Der ist etwas lang fürs Radio – und ich hasse es, Radioedits zu machen. Tatsächlich hat das Label „In The Gloaming“ als erste Single vorgeschlagen, weil der dieses eingängige Motiv hat.
„Like A Daydream“ ist auch einer meiner Favoriten. Der geht mehr in diese Dreampop-Richtung …
Ja, Cocteau Twins.
Die oder Slowdive oder Beach House. Wusstest du, dass die fast gleichzeitig ein neues Album veröffentlichen?
Beach House? Ich liebe diese Band. Die hatten vor ein paar Monaten auch eine fantastische EP. Man kann hören, dass sie die gleichen Inspirationen haben wie ich. Wir sind altersmäßig auch nicht so weit auseinander. Wir waren jung in den 90ern. Selbst wenn man es zurückweist – manchmal denke ich, das klingt jetzt zu sehr nach diesem oder jenem – aber um ehrlich zu sein, so macht man nun mal Musik. Die Musik, die du in deinen Teenagerjahren und den frühen Zwanzigern hörst, die bleibt bei dir für immer. Das ist die Zeit, in der du dich selbst findest. Die Herausforderung ist, das nicht zu 100 Prozent nachzustellen, sondern das Beste davon zu nutzen und davon ausgehend weiterzuschauen. Ich versuche nie, ein nostalgisches Album aufzunehmen, aber ich bin ganz offen mit meinen Inspirationen.
Ein anderer Song mit Einflüssen, die womöglich noch weiter zurück reichen, ist „When The Sun Explodes“. Klingt für mich, vor allem bei den Drums, nach Krautrock.
Ja, definitiv. Die Liveversion ist noch psychedelischer. Ich liebe die alten Krautrock-Bands wie NEU! und Can. Oder neuere Bands wie Beak> [ein Nebenprojekt von Portisheads Geoff Barrow]. Ich liebe diese Drumpatterns. Die klingen nach Maschinen, werden aber von Menschen gespielt.
„A Summer’s Empty Room“ dagegen erinnert mich ein bisschen an den „Twin Peaks“-Soundtrack.
Eindeutig [nickt]. Da ist ein großer Hinweis oder Gruß für „Twin Peaks“-Fans drin. Ich liebe diesen Soundtrack. Der hat viele Leute inspiriert und ist mittlerweile fast ein Klischee, aber ich liebe wirklich diese Art, Musik zu schreiben. Frisch und gleichzeitig nach den 50er Jahren zu klingen. Ich mag den Sound dieser Twang-Gitarre. Und der Song macht auch live viel Spaß.
Hast du denn schon darüber nachgedacht, einen Score für einen Kinofilm – oder heutzutage für eine Netflix-Serie – zu schreiben?
Ich habe das tatsächlich vor vielen Jahren mal für einen dänischen Film gemacht. Das war keine sehr gute Erfahrung, weil das so viel Zeit und Energie gekostet hat. Es war interessant, doch ich nutze diese Zeit lieber für meine eigene Musik. Aber wenn David Lynch mich fragen würde [lacht], wäre ich natürlich sofort bereit.
Ich muss noch nach dem Artwork fragen. Deine Artworks sehen immer toll aus, man merkt, dass da das Vinylformat wertgeschätzt wird. Wessen Hände sind das auf dem Cover, und sind das Röntgenbilder?
Das ist eine isländische Künstlerin [Dóra Dúna], eine gute Freundin von mir. Das ist ihre eigene Hand, glaube ich. Tatsächlich nur eine Hand, die dann gespiegelt wurde. Und dieser Röntgenlook passt gut zum Albumtitel, denn die Erinnerung ist ja auch wie so ein Durchschauen. Auch das ist etwas, was ich in letzter Minute gefunden habe. Ich habe mir eine Menge Bilder fürs Album angeschaut, ihr Foto entdeckt und sie einfach angerufen und gefragt, ob ich es verwenden darf. Dann hat sie noch weitere Fotos für die Singles gemacht, damit das alles schön zusammenpasst. Das Motiv mit den Händen passt auch gut, weil die Hände viel über jemanden erzählen und das Album für mich auch sehr persönlich ist. Diese zwei Hände, die eigentlich nur eine sind, die eine vielleicht in der Gegenwart, die andere in der Vergangenheit. Das kann jeder für sich selbst analysieren.
Du verkaufst ja viele deiner Platten und Sachen über Bandcamp. Wie sind da deine Erfahrungen?
Das macht hauptsächlich das Label. Auf Instagram bin es tatsächlich ich selbst, aber alles selbst zu betreuen, braucht zu viel Zeit. Aber ich bin glücklich über eine Plattform wie Bandcamp. Da geht es mehr um den Künstler und seine Fans. Und, um ehrlich zu sein, von Spotify bekommen wir so gut wie gar kein Geld. Ich mag es, dass es [bei Bandcamp] möglich ist, seine Musik und sein Merchandise direkt an die Fans zu verkaufen, ohne dass jemand mehr als die Hälfte des Einkommens wegnimmt. Das ist sehr wichtig und ich hoffe, dass das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ich mag die Idee der direkten Kommunikation zwischen Künstler und Fans.
Zum Schluss die Frage, was du derzeit so für Musik hörst. Du sagtest beim letzten Mal, dass du während der Aufnahmen gar keine Musik hörst, aber vor- und nachher schon.
Stimmt. Gerade höre ich nicht so viel, weil wir mitten in den Tourproben stecken. Aber ich habe kürzlich häufig eine alte schwedische Jazzplatte gehört. Die heißt „Jazz på svenska“, das sind alte schwedische Volkslieder im Jazzformat, von diesem fantastischen Künstler Jan Johansson, der unglücklicherweise später bei einem Autounfall starb. Ein fantastisches Album, das diese skandinavische Melancholie perfekt erfasst. Das sollte sich jeder mal anhören.
Vielen Dank für das Gespräch!
„Trentemøller – Memoria“ bestellen:
PS: Trentemøller live:
09.04. CH – Lausanne (Les Docks)
14.04. CH – Zürich (Kaufleuten)
30.08. Leipzig (Täubchenthal)
31.08. Berlin (Astra)