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The Murder Capital – When I Have Fears

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Geht es einem Land schlechter, geht es der Musik besser. Steile These oder teils traurige, teils aufrüttelnde Wahrheit? Musterbeispiel ist (immer!) Großbritannien. Damals, als die eiserne Lady das Land in kaltherzige Depression tauchte, da entstanden zwischen Punk, Post-Punk und New Wave, ja später auch Synthiepop, Unmengen an grandioser Musik. Es gibt erste Anzeichen für Vergleichbares heutzutage, auch jenseits des großen Ozeans. Und diese Jungs aus Dublin sind ein Beispiel dafür.

Machen wir uns nichts vor, ewig geht das alles so nicht weiter. Aktuelles Beispiel: der Brexit-Wahnsinn. Der, wenn nicht doch noch Besinnung einkehrt, auch und vielleicht sogar insbesondere Irland treffen wird. Womit wir bei The Murder Capital sind. Die mit einem Livemitschnitt des wütenden „More Is Less“ und als Support ähnlich gelagerter Hoffnungsträger wie Shame, Slaves oder Idles bereits Aufmerksamkeit sammelten. Und nun ihr Debüt von Produzentenlegende Flood (damit bekommen wir um die Ecke sogar den Bogen zu unserer Lieblingsband geschlagen) in klangliche Brillanz gießen ließen.

Denn die Wut (ohne dass man sie übrigens als politische Band bezeichnen sollte, das sind sie eher nicht) und der Lärm sind längst nicht alles hier. Ja, die Gitarren von Damien Tuit und Cathal Roper können kreiseln und lärmen, der Bass von Gabriel Paschal Blake ganz tief grummeln, das Schlagzeug von Diarmuid Brennan gewaltig antreiben und Frontmann James McGovern seine düsteren Texte herausschreien – aber er kann auch ganz gefühlvoll, und sie können auch melodisch und subtil. Man höre nur das herausragende „Green & Blue“ und scheitere daran, die Worte „Joy“ und „Division“ dabei im Kopf zu haben.

Also stehen kraftvollen Lautstärkeattacken wie „For Everything“ oder „Feeling Fades“ intensive Atmosphärebrocken wie das zweiteilige „Slowdance“ – das nebenbei auch noch Nick Cave als Referenz ins Spiel bringt – oder die Gänsehaut bereitende Fastballade „On Twisted Ground“ gegenüber. Doch bei allem kunstvoll mäandernden Songaufbau beherrscht man auch kurz und eingängig, siehe „Don’t Cling To Life“.

Am Ende steht „Love, Love, Love“ – und das ist zugleich ein finaler, düsterer Liebesabschiedssong und eine Liebeserklärung an die Musik. Die Fans werden sie zurückgeben, diese Liebe.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

The Murder Capital – When I Have Fears“ bestellen: Amazon

PS: The Murder Capital live:

12.11.2019 – Molotow, Hamburg
13.11.2019 – Musik & Frieden, Berlin
14.11.2019 – Artheater, Köln

www.themurdercapital.com

www.facebook.com/MurdrCapitalBand

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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