Ach ja, Gothic Rock mit Electro-Einschlag. In der Szene immer wieder gern genommen. Die Schweizer von The Beauty Of Gemina versuchen sich auch auf ihrem zweiten Album „A Stranger To Tears“ an ihrer Version dieser Musik. Nicht schlecht, aber auch nicht überragend und ganz sicher nicht originell.
Michael Sele ist Mastermind und, äh, Seele der vierköpfigen Band. Er ist zuständig für Musik und Texte, Elektronik und Teile der Gitarrenspuren. Die anderen Drei ergänzen den organischen Teil der Musik, v.a. live, wo man sich immerhin rühmen kann, schon einmal die Smashing Pumpkins supportet zu haben.
Jedenfalls hat Mr. Sele ordentlich rangeklotzt und 16 Songs geschrieben, die Spielzeit des Albums ist mit über 75 Minuten reichlich bemessen. Und hier wäre möglicherweise weniger mehr gewesen. Denn die Musik, die bewegt sich inmitten reichlich genutzter musikalischer Trampelpfade und kann so auf Dauer recht ermüdend werden.
Aber erstmal zum Positiven: Man merkt, dass sich Mühe gegeben wurde. Die Produktion ist satt, der Gesang ist eindringlich und Freunde vieler Bereiche der dunklen Musik können hier fündig werden. Es gibt elektronisch verstärkten Gothic Rock, ebenso wie gitarrenverstärkten Dark Electro. Ein paar gelungene Hits für die vernebelte Tanzfläche fallen auch ab, wie das mit harten Beats pumpende „Shadow Dancer“ oder das (selbst-)ironisch betitelte „The Lonesome Death Of A Goth DJ„. Ebenso gefällt der Kampf zwischen tiefen, schweren Gitarren und dynamischen Synthies bei „In Your Eyes“
Und nun doch zur Kritik. Irgendeine Spur von Innovation sucht man vergebens. Gitarren, Sounds, alles schon sehr oft dagewesen. Dazu kann der Gesang, der sich mal Richtung Deine Lakaien, mal Richtung Covenant, mal Richtung Diary Of Dreams orientiert, keine eigenen Akzente setzen. Und bei der Menge des Materials fällt eben auch auf, dass vieles sich wiederholt und einiges an Füllstoff dabei ist.
Fazit: Hätte man die Highlights genommen und auf eine gesunde Albumlänge von knapp 45 Minuten eingedampft, dann wäre ein ordentliches Album drin gewesen. Zwar „nur“ für nicht zu anspruchsvolle Fans typischer Szenemusik, aber immerhin.
(Addison)