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Im Soundcheck: Talisco, Tricky, Einar Stray Orchestra und Jennie Abrahamson

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tricky_adrianHochwertiges und ganz schön vielseitiges Material versammelt sich hier heute zur Überprüfung. Energiegeladener Alles-Mögliche-Pop aus Frankreich, Trip Hop mit Ausdehnungen in Unmengen von Stilen aus Bristol, UK, Orchestral-Opulentes aus Norwegen und verzauberter Pop aus Schweden.

talisco_runVon Talisco, diesem jungen Mann aus Paris, geboren in Bordeaux, schrieben wir bereits kürzlich. Als er uns nämlich seine wunderbare Version von „Never Let Me Down Again“ vorbeischickte. Und auch sein Debütalbum „Run“, das immerhin mit der Wiederbelebung des legendären Labels Virgin Records einhergeht, kann sich hören lassen.

Talisco fackelt nicht lange. Er spart sich nicht nur einen Vornamen, auch seine Songtitel sind stets kurz und knapp gehalten. Und die Musik prescht ebenfalls gerne direkt drauflos. Die ersten drei Stücke, „Your Wish“, „In Love“ und „The Keys“, wirbeln mit Synthies, Gitarre und Schlagwerk in opulenter Produktion und mit Woodkid-ähnlichem Pomp um die Ohren, dass man erstmal mit selbigen schlackert. Wer Talisco live gesehen haben sollte, weiß sowieso, dass es da ganz ordentlich abgehen kann.

Dass der Künstler auch mit den Herren von Air befreundet ist, den Aufbau von Spannung und Stimmung beherrscht und daher auch durchaus mal gezielt auf die Bremse treten kann, bekommt man später im Album mit. Beim gewaltigen „Sorrow“ zum Beispiel oder den akustischeren Momenten. Nur um gleich danach die nächste potenzielle Hymne („Glory“) abzuschießen oder gar pfeifend durch den wilden Westen zu galoppieren („Everyone“). Der könnte steil gehen! – 8 von 10 Euphorieschüben

P.S. Live: 05.11. Zürich, 06.11. Lausanne, 04.12. Frankfurt, 05.12. Dresden, 06.12. Bochum




tricky_adrianIm letzten Jahr hat Tricky mit „False Idols“ eine der Überraschungen des Jahres abgeliefert. So stark war der alte Trip-Hopper lange nicht mehr in Form gewesen. Nun erstaunt er damit, das bereits das nächste Album fertig zu haben. Mit „Adrian Thaws“ trägt es seinen bürgerlichen Namen. Nach Aussage des Künstlers sagt das aus, dass niemand ihn wirklich kenne. Doch was hat das für die Musik zu bedeuten?

Nun, vor allem wohl, dass dieser Mann eine vielschichtige Persönlichkeit ist und kein vor sich hin grummelnder Kiffer. Wie schon auf dem Vorgängerwerk überlässt er große Teile der Vocals den meist weiblichen Gästen (u.a. Francesca Belmonte, Nneka, Bella Gotti, Oh Land) und meldet sich selbst nur ergänzend zu Wort. Während „False Idols“ jedoch düster, atmösphärisch und wie aus einem Guss daherkam, wirkt das neue Album gewollt zerrissener und bildet die unterschiedlichsten Facetten von Trickys Schaffen ab.

Die grundsätzliche Dunkelheit bleibt natürlich trotzdem erhalten, ebenso der Trip-Hop-Kern, wie auf der kommenden Single „Sun Down“. Aber es gibt auch House („Nicotine Love“), knackigen Hip Hop („Lonnie Listen“), ein relaxtes Reggae-Cover („Silly Games“), Prodigy-Rabatz („Why Don’t You“) oder feinsten Electropop („Right Here“). Und in „Gangster Chronicles“ verwendet Tricky gar ein Sample, mit dem seine alten Kollegen von Massive Attack berühmt wurden. Ganz schön tricky, dieser Mann! – 8 von 10 Rauchschwaden



einar_politEinar Stray hatte sich schon mit seinem Debütalbum einiges Lob eingehandelt, nicht nur in der norwegischen Heimat. Mittlerweile heißt die Band offiziell Einar Stray Orchestra und hat es geschafft, bei den geschätzten Kollegen von plattentests.de den Chefredakteur aus der zweijährigen Pilzrahmsuppenpause zu locken. Dann muss „Politricks“ schon einiges auf dem Kasten haben, oder?

Hat es. Allein für den sensationellen Opener „Honey“, der während seiner über acht Minuten von Pianoklängen bis Streicherpassagen, von leisem Pop bis zu lauten Rockmomenten, alles bietet, lohnt sich der Kauf des Albums. Aber dem Ausnahmesong folgen noch weitere große Momente. Wie der Titeltrack, der eingängigen Pop mit düsteren Themen mischt. Oder „Pocket Full Of Holes“ mit seinen euphorischen Streichern.

Das triumphal aufspielende Orchester hat sogar das Selbstbewusstsein, mittendrin für einen ganzen Song (und ein klares Anti-Kriegs-Statement) die kompletten Instrumente wegzulassen. Dafür landet man später mit „Qualia“ noch den Sufjan-Stevens-Gedächtnispreis, zelebriert ein pompöses Finale und ist ansonsten, wenn man so weitermacht auf dem besten Weg in die Arcade-Fire-Liga. – 8 von 10 Taktstöcken

P.S. Den Titelsong gibt es hier als kostenlosen Download.




abrahamson_geminiMit ihrem dritten Album „The Sound Of The Beating Heart“ und insbesondere dem Hit „Hard To Come By“ hat Jennie Abrahamson vor drei Jahren international Aufmerksamkeit erregt, unter anderem auch bei Peter Gabriel, den sie dann auf seiner großartigen „So“-Jubiläumstour als Support, Backgroundsängerin und Duettpartnerin begleiten durfte. Ob sich das auf ihr neues Album „Gemini Gemini“ ausgewirkt hat?

Vermutlich schon, denn die eine oder andere Percussion erinnert durchaus an die starken Momente des Altmeisters. Darüber hinaus ist Kollegin Linnea Olsson, die ebenfalls auf der Tour dabei war (und selbst sehr empfehlenswerte Musik macht) einer der musikalischen Gäste, und an so mancher Stelle – wie in dem wunderschönen, von 80er Sounds durchzogenen „Wolf“ – erinnert man sich auch an Kate Bush, deren Live-Part bei „Don’t Give Up“ Abrahamson überzeugend ausfüllte.

Doch das Album hat auch ausreichend eigenen Stil. Gute Songs natürlich, unter denen neben erwähntem „Wolf“ mit „Entity“, „Saved“ und weiteren noch einige Hits lauern. Die präzise Produktion von Johannes Berglund (The Knife, Owen Pallett, Shout Out Louds u.a.). Und diese halligen, weitläufigen Sounds, die einen im Verbund mit Abrahamsons gelegentlich elfenhafter, aber zum Glück sehr vielschichtiger Stimme in die entlegeneren Gegenden Skandinaviens zu entführen scheinen. – 7,5 von 10 Schneestürmen





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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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