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Im Soundcheck: Dieter Meier, Davidge, Douglas Greed und Dapayk & Padberg

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Hoher Besuch in den Untiefen unseres Soundchecklabors. Yello-Frontstimme Dieter Meier persรถnlich schwarwenzelt mit seinem Soloalbum vorbei. Aus dem Massive-Attack-Umfeld ist Davidge zu Gast. Technospezi Douglas Greed hat auch Neues dabei. Und letztlich haben Dapayk & Padberg noch ein paar Remixe in der Umhรคngetasche.

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Wer hรคtte das gedacht? Dass Dieter Meier auf seine reifen Tage (mit 69 Jahren!) noch ein Soloalbum aufnehmen wรผrde. Der Mann hat doch mit Bio-Rinderzucht, Seidenkrawattendesign und dem reichhaltigen Yello-Backkatalog genug zu schaffen, oder? Und bei Yello war ja auch eher Kollege Boris Blank beim Musikalischen federfรผhrend. Doch nun erhebt sich Meier plรถtzlich solo โ€žOut Of Chaosโ€œ.

Na gut, so gรคnzlich solo ist er hier natรผrlich nicht unterwegs. Er hat sich reichlich und mit viel Gespรผr Unterstรผtzung besorgt. Zuvorderst sollten da wohl die Herren Nackt (von den groรŸartigen Warren Suicide), T.Raumschmiere und Ben Lauber (Apparat Band) genannt werden, mit denen Meier im Berliner Chez Cherie Studio seine Songentwรผrfe in ein Klanggewand hat kleiden lassen. Dort wurde dann mit diversen Musikern an den Instrumenten geprobt, umarrangiert und schlieรŸlich aufgenommen.

Das Ergebnis kann sich erstens hรถren lassen und ist zweitens eine echte รœberraschung. Die Begleitung bewegt sich zwischen zurรผckhaltendem Barpiano, saftigem Orchester mit Streicherpower und elektronisch ploppenden Ausflรผgen und Meier gibt dazu den weisen Chansonnier, den eindrucksvoll aus seiner Erfahrung singenden Kรถnner oder auch mal den albernen Kasper. Yello scheinen nur gelegentlich durch, ansonsten ist das hier ein richtig gekonntes, eigenstรคndiges Statement eines groรŸen Kรผnstlers. – 8 von 10 begeisterten โ€žOh Yeahโ€œ’s


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Neil Davidge ist seit Ende der 90er ein wesentlicher Studiobestandteil von Massive Attack. Mit vielen weiteren Kรผnstlern (Damon Albarn, Primal Scream, David Bowie u.a.) hat er auรŸerdem gearbeitet und zuletzt auch mit dem Score fรผr โ€žHalo 4โ€œ Geld verdient. Fast erstaunlich, dass er sich erst jetzt mit โ€žSlo Lightโ€œ zu einem Soloalbum entschlossen hat.

Wobei auch hier Soloalbum nur bedingt zutrifft, aber aus anderen Grรผnden als eben. Davidge hat die Songs geschrieben und die reichhaltigen Sounds gebastelt โ€“ und das sind zwischen Trip Hop, Indie-Pop, orchestralen Einschรผben, soundtrackartigen Elementen und allerlei elektronischen Zaubereien eine Menge. Aber ans Mikrofon stellt er sich dann doch nicht, das lรคsst er auf allen elf (bzw. 13, je nach Fassung) Songs Gรคste wie Cate Le Bon, Sandie Shaw, Stephonik Youth, Patrick Duff und einige mehr erledigen.

Und so entwickeln die Stรผcke vom Auftakt mit dem trip-hoppigen und noch stark an Massive Attack erinnernden Titelstรผck an eine sehr einnehmende und zugleich ordentlich dรผstere Atmosphรคre. Mit zahlreichen Highlights โ€“ den Tribal-Sounds bei โ€žHow Was Your Dayโ€œ, dem intensiven Breitwandkino bei โ€žHome From Homeโ€œ, dem druckvoll stampfenden โ€žThey Won’t Knowโ€œ, dem dramatisch-opulenten โ€žRiot Picturesโ€œ, dem EBM-Kracher โ€žZero One Zeroโ€œ oder dem portishead-esken โ€žSleepwalking. – 8,5 von 10 Bristolreferenzen

http://youtu.be/FCpuY1jyCiE


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In der zweiten Hรคlfte wird es nun etwas technoider. Zunรคchst mit Douglas Greed, der mit โ€žDrivenโ€œ sein zweites Album verรถffentlicht. Die Musik des Mannes aus der Stadt mit dem besten aller FuรŸballvereine, also aus Jena, ist mit den Begriffen House und Techno zwar grob einzuordnen, aber so eigentlich nur unzureichend beschrieben.

Denn Greed ist weder an reinen 4-to-the-floor-Exzessen noch an gleichbleibenden Tempi und Stimmungen interessiert. AuรŸerdem liebt er wohl auch die Popmusik zu sehr. Also รผberrascht er uns nach dem entspannt tanzbaren Opener โ€žFurtherโ€œ mit dem Titelstรผck, in dem plรถtzlich der an anderer Stelle bereits von uns empfohlende Mooryc seine Stimme รผber einen vertrรคumten Electropop erhebt.

Nach einem basslastigen Track erfreut das von Yeah, But Noi gesungene โ€žHurricaneโ€œ mit trocken klackenden Sounds, bevor Mooryc noch einmal (dieses Mal mit seinen Synthies) vorbeischaut. Und danach erst startet mit โ€žSummertimeโ€œ die erste eigentliche Dancefloor-Rakete, der spรคter mit โ€žThis Timeโ€œ noch eine weitere folgt. Aber selbst da setzt Greed zwischendurch mit โ€žMy Mind Is a Monkeyโ€œ noch einen trรคumerisch groovenden Zwischenstopp. – 8 von 10 Tracks, die auch Songs sein kรถnnen

http://youtu.be/8BCksFzlKSM


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Zum Schluss ausnahmsweise mal eine Remixplatte. Aber der Autor ist ja bekennender Fan von Dapayk & Padberg und war auch vom letztjรคhrigen Album โ€žSmokeโ€œ schwer angetan. So dass auch die โ€žSmoke Family Remixesโ€œ auf groรŸes Interesse stieรŸen. Und man wird nicht enttรคuscht, vielleicht abgesehen davon, dass ausgerechnet der tolle Titelsong des Ursprungsalbums nicht vertreten ist.

Nun war ja โ€žSmokeโ€œ das bislang wohl introspektivste Werk von Niklas Worgt und Eva Padberg. Mit mehr Gesang und Songs und weniger Techno als zuvor. Um die Anhรคnger ihrer tanzbareren Seite zu erfreuen, hat man die Stรผcke nun befreundeten Kollegen vom hauseigenen Label Mo’s Ferry in die Hรคnde gedrรผckt, und siehe da, jetzt passen die Tracks auch wieder in den Club.

Die Tracks bleiben โ€“ in den meisten Fรคllen zumindest โ€“ wiedererkennbar und sind dennoch krรคftig bearbeitet worden. Und da Leute wie Marek Hemmann (bei โ€žSilent Fireworksโ€œ), Chloe (โ€žLayersโ€œ), Darlyn Vlys & Maximiljan (โ€žNo Wordsโ€œ) oder eben bereits besprochener Douglas Greed (โ€žDance In Your Flameโ€œ) ihr Handwerk beherrschen, gibt es elf bzw. (in der digitalen Version) 16 Tracks mit reichlich feinem Clubmaterial. – 7,5 von 10 rotierenden Plattentellern




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Thomas Bรคstlein

Thomas Bรคstlein schreibt (frรผher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 fรผr depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im รถffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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