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Neue Tour ab Herbst

Schiller im Interview: Klangwelten live 2017/18

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Depechemode.de ist in Hamburg mit Christopher von Deylen verabredet. Anlass ist das neueste SCHILLER-Projekt: Die Klangwelten-Tour 2017/18. Als Ort des Treffens haben wir die Elbphilharmonie ausgewählt. Seit ihrer Fertigstellung im Januar hat sich der Klassik-Tempel mit der einzigartigen Architektur zur meistbesuchten Sehenswürdigkeit Deutschlands entwickelt.

Christopher, wie gefällt Dir die Elbphilharmonie nach den ersten Eindrücken?

Das ist sehr beeindruckend. Ich hatte bisher viele Fotos gesehen und Erzählungen gehört, aber dann tatsächlich hier vor Ort zu sein, ist toll. Es ist ein richtiges Prunkstück geworden. Wir hatten mit der vergangenen Klangwelten-Tour die Gelegenheit, als erster elektronischer Act in der Philharmonie in Berlin zu spielen und wollten das mit der nun anstehenden Tour auch hier in der Elbphilharmonie machen. Da die Planungen für die Tour aber bereits vor drei Jahren begonnen haben, war noch unklar, ob die Elbphilharmonie überhaupt rechtzeitig fertig wird (lacht). Das Risiko erschien uns letztlich etwas zu groß. Jetzt werden wir in Hamburg im Mehr! Theater spielen. Das wird sicherlich auch schön.

Man hat von der Plaza der Elbphilharmonie einen tollen Blick über die gesamte Stadt. Verbindest Du noch viel mit Hamburg?

Ich habe in Hamburg fast sechs Jahre lang gelebt. Das ist wie nach Hause zu kommen. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Diese offene Atmosphäre, das Wasser und der Hafen sind einmalig.

Ende des Jahres geht es für Dich wieder auf Tour. Was ist an der Klangwelten-Tour anders als an den Arena-Shows, die Du zuletzt gespielt hast?

Die Klangwelten-Tour machen wir jetzt zum dritten Mal. Das ist die instrumentale und elektronische Essenz von SCHILLER ohne Gesang. Quasi das SCHILLER-Konzentrat. Die Konzerte finden in bestuhlten Locations statt. Es geht in erster Linie ums Hören. Wir arbeiten zwar auch mit Visuals, so dass es viel zu sehen geben wird, aber man kann auch einfach nur die Augen schließen und den Surround-Sound auf sich wirken lassen.

Wie wird denn die Klangwelten-Tour musikalisch?

In die Klangwelten kann man richtig eintauchen. Es ist eine sehr sphärische und hypnotische Musik. Es ist was die Dynamik angeht ein bisschen wie ein Klassik-Konzert, nur elektronisch gespielt. Wir spielen den Soundtrack zum eigenen Film im Kopf. Man kann mit uns für zwei Stunden mal den Alltag vergessen.

Ist die Musik der Klangwelten-Tour auf der Bühne komplett live?

Wir sind auf der Klangwelten-Tour zu Dritt. Die Bühne ist vollgestellt mit Synthesizern und elektronischen Musikinstrumenten. Die Musik wird also komplett live erzeugt mit allem was dazu gehört. Wir proben natürlich vorher intensiv, aber es gibt auch Abende mit Besonderheiten, auf die wir spontan reagieren. Grundsätzlich versuchen wir auf der Bühne Emotionen zu erzeugen, die sich auf das Publikum übertragen und im Idealfall eine musikalische Entführung auf Zeit darstellt.
Die Rollen auf der Bühne sind klar verteilt. Cliff Hewitt spielt das elektronische Schlagzeug. Martin ist für die zusätzlichen Sequenzen und Soundeffekte zuständig. Ich versuche mich auf die Hauptmelodien zu konzentrieren. Ich habe zwar Klavierunterricht gehabt, spiele aber nicht sonderlich virtuos (lacht). Das Gestalten von Sounds hat glücklicherweise mit Spieltechnik nicht so viel zu tun. Es ist eher eine Symbiose aus Melodie und Klang.

Fühlst Du Dich auf der großen Arena-Tour oder auf der Klangwelten-Tour wohler?

Das kann man gar nicht vergleichen. Die Arena-Tour ist eine große logistische Herausforderung. Wir haben dort viele Musiker und Sänger auf der Bühne. Das ist eine Produktion mit sieben oder acht Trucks. Da kommt viel zusammen. Die Klangwelten-Tour hingegen ist etwas intimer und ich glaube auch persönlicher. Das Besondere ist sicherlich auch die Länge der Tour. Wir spielen in diesem Jahr 50 Konzerte an 51 Tagen. Man kommt dann in einen ganz eigenen Rhythmus. Die reale Welt ist ganz weit weg. Genau das wollen wir auch transportieren: Wenn man auf ein SCHILLER-Konzert geht, kann man für diese Zeit die reale Welt vergessen.

50 Shows an 51 Tagen klingt nach einem enormen Pensum.

Ich bin zwar kein Marathonläufer, aber ich kann mir vorstellen, dass man beim Langstreckenlauf auf gar keinen Fall stehenbleiben darf. Dann ist es vorbei und man veliert die Energie. Man muss also immer in Bewegung bleiben. Das ist bei einer solchen Tour genauso. Wenn man sich die Tage gut einteilt und eine gewisse Routine entwickelt, dann kann man das endlos machen. Da kann ein freier Tag schon fast eine Störung sein (lacht). Man hat zwar frei aber die Routine wird durchbrochen. Wenn man morgens aufwacht und der Countdown zur abendlichen Show ist nicht da, kann das irritierend sein. Ich mag es, auf Tour zu sein. Gleich morgens fängt die Stoppuhr an zu laufen und am Abend um acht Uhr soll und wird es ein Konzert geben, egal was passiert. Das ist fast wie eine Meditation.

Wird es auf der Klangwelten-Tour auch neue, noch unbekannte Songs für die Fans geben?

Ich bin gerade dabei, das Repertoire für die Klangwelten-Tour zusammen zu stellen. Es wird natürlich viele bekannte Stücke aus fast 20 Jahren SCHILLER geben, aber auch einiges Neues. Die Arbeiten an einem neuen Album, das wahrscheinlich im kommenden Jahr erscheinen wird, haben gerade begonnen. Daher wird es sicherlich auf der Tour einige neue Klangbeispiele geben (lacht).

Kannst Du schon Details zum neuen Album nennen?

Es ist noch etwas zu früh. Ich habe gerade begonnen, einige Sound-Skizzen fürs neue Album anzufertigen. Ich kann noch keine Richtung beschreiben, in die es gehen wird. Alles, was ich bisher gemacht habe, ist instrumental. Mal schauen.

Du bist ja nicht nur auf Tour unterwegs, sondern auch privat. Wie ist es dazu gekommen, dass Du Dein Zuhause aufgelöst hast?

Das ist während der vergangenen Klangwelten-Tour im Jahr 2013 entstanden. Ich kam damals nach dem letzten Konzert nach Hause in Berlin und habe gemerkt, dass ich alles, was dort rumstand, gar nicht brauche. Den Kühlschrank, das Sofa, den Esstisch und all das habe ich weggegeben und verschenkt. Ich habe meinen Hausstand auf zwei Koffer reduziert. Und seitdem reise ich – oder man kann es sogar mäandern nennen – durch die Welt. Das war nie so geplant, vor allem, dass es so lange geht. Ich finde das immer noch großartig. Ich weiß jetzt zu diesem Zeitpunkt gerade mal, wo ich morgen sein werde. Wenn die Klangwelten-Tour startet, ist die Frage, wo ich wann sein werde, allerdings für ein paar Monate beantwortet.

Wie sieht dieses Leben praktisch aus?

Ich wohne bei Freunden oder suche mir eine Unterkunft über Airbnb. Es gibt viele interessante Orte und viele interessante Sachen, die man machen kann, ohne dass man zu Hause sein muss.

Zieht es Dich mit dieser Lebensweise auch an ungewöhnliche Orte?

Im Jahr 2000 habe ich mit meinem Vater zusammen eine Autotour nach Peking gemacht. Dabei sind wir auch durch Kirgisien gekommen. Wir waren zwar nur einen Tag dort, aber das Land und die Menschen dort haben einen solchen Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich dort irgendwann nochmal hinwollte. 16 Jahre später habe ich den Moment für gekommen gesehen und habe beschlossen, dort hinzufahren und für einige Zeit dort zu bleiben. Das war großartig. Kirgisien hat man nicht unbedingt auf der Landkarte. Es liegt in Zentralasien, hat eine fantastische Landschaft und viele tolle, sehr ruhige, unaufgeregte Menschen. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Zeit. Beispielsweise habe ich mal einen Ausflug an den Yssykköl See gemacht. Das ist der zweitgrößte Gebirgssee der Welt. In dem Hostel, in dem ich untergekommen bin, waren Russen zu Gast, die kein Wort Deutsch und nur wenig Englisch gesprochen haben. Mein Russisch ist auch sehr überschaubar (lacht). Und trotzdem haben wir uns den ganzen Abend unterhalten, obwohl wir uns eigentlich gar nicht unterhalten konnten. Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt. Das war toll. Solche Momente kann man nicht erfinden, die muss man erleben.

Christopher, vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß auf der Klangwelten-Tour 2017/18.

Die Tourdaten: Klangwelten live 2017/18 (Tickets)

02.10.17 Dortmund | Sold Out
03.10.17 Saarbrücken
04.10.17 Gera
05.10.17 Würzburg
06.10.17 Augsburg
07.10.17 Mannheim
08.10.17 Fulda
09.10.17 Stuttgart
10.10.17 Karlsruhe
11.10.17 Düsseldorf | Sold Out
12.10.17 Osnabrück
14.10.17 Flensburg
15.10.17 Neuruppin
16.10.17 Bremen | Zusatzkonzert
17.10.17 Wuppertal
18.10.17 Frankfurt/Main
19.10.17 Worms
20.10.17 Lingen
21.10.17 Kassel
22.10.17 Leipzig
23.10.17 Cottbus
24.10.17 Erfurt
25.10.17 Halle
26.10.17 Jena
27.10.17 Zürich
28.10.17 Basel
30.10.17 Dresden | Sold Out
31.10.17 München
01.11.17 Bern
02.11.17 Erlangen
03.11.17 Zwickau
04.11.17 Chemnitz
05.11.17 Ravensburg
06.11.17 Dresden | Sold Out
08.11.17 Essen
09.11.17 Hamburg
10.11.17 Hannover | Sold Out
11.11.17 Neubrandenburg
12.11.17 Magdeburg
13.11.17 Potsdam
14.11.17 Kiel
15.11.17 Bremen
16.11.17 Neubrandenburg
17.11.17 Brandenburg
18.11.17 Schwedt
19.11.17 Gütersloh | Sold Out
20.11.17 Neunkirchen
21.11.17 Regensburg
22.11.17 Berlin
15.01.18 Marburg
16.01.18 Dortmund
17.01.18 Aachen
18.01.18 Siegburg
26.01.18 Baden–Baden
27.01.18 Ulm
28.01.18 Düsseldorf
29.01.18 Koblenz
30.01.18 Lübeck
01.02.18 Bergheim
03.02.18 Luckenwalde
05.02.18 Hannover
06.02.18 Rostock
07.02.18 Bremerhaven
08.02.18 Aschaffenburg
09.02.18 Wiesbaden
14.02.18 Wien
15.02.18 Dresden

Henning Kleine

Henning (Jahrgang 1976) arbeitet als TV-Journalist in Hamburg. Er ist Synthie-Pop Liebhaber und großer Fan der Pet Shop Boys.

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