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Review

Roosevelt – Polydans

Wir hatten euch ja noch ein weiteres Album des Monats versprochen, das bereits Ende Februar veröffentlicht wurde. Dieses kommt von Roosevelt und ist bestens geeignet dafür, den Frühling (und Sommer) durchzutanzen – und die irgendwann hoffentlich wieder öffnenden Clubs zu beschallen.

Okay, wir müssen irgendwann mal mit den Jahreszeitenassoziationen aufhören, damit haben wir auch schon die beiden tollen Vorgänger „Roosevelt“ (2016) und „Young Romance“ (2018) zu sonnigen Sommerverlängerungen gemacht. Aber es ist eben so, dass die Musik von Marius Lauber nach Strandbar und Clubtanzfläche ruft, am besten beides gleichzeitig.

Electropop der 80er, Yacht(rock)pop, moderne Clubmusik, mit House und Techno im Sinn – das waren schon immer die wesentlichen Faktoren der Roosevelt-Formel. Und das hat sich auch auf „Polydans“ nicht geändert. Der Kritiker möchte daher kurz einwenden, dass Lauber auf dem dritten Album vielleicht eine Spur zu sehr auf Nummer sicher unterwegs ist. Einfach wieder neun potenzielle Singles geschrieben hat und fertig.

Doch da meldet sich der Musikfan und sagt: Neun potenzielle Singles, das muss man erst einmal hinbekommen. Versuch es mal selbst, Kritikerpfeife! Ha, dachte ich mir. Und das ist genau der Punkt: So viel Hitmaterial auf einem Haufen – und das alles in unpeinlichen Gewässern – bietet derzeit kaum einer. Na gut, The Weeknd vielleicht. Und natürlich gibt es auch Weiterentwicklungen zu den Vorgängern und jede Menge Sounddetails, man muss nur genau hinhören.

So hat Lauber, wie der Albumtitel ja bereits andeutet, dieses Mal seiner Liebe zur Clubkultur Ausdruck verliehen und versucht, verschiedene Aspekte davon abzubilden. Interessanterweise stehen die beiden ersten Singles in der Trackliste ganz hinten. So endet die Reise wieder am Anfang, mit den eingängigen Synthies und Oldschool-Beats von „Sign“ und den Euphorieschüben von „Echoes“.

Auf der anderen Seite fängt die Platte mit „Easy Way Out“ an, das genauso erste Single hätte sein können. Dicke Sounds, Captain-Future-Erinnerungen (beim Rezensenten jedenfalls) und auch mal eine zackige Gitarre. Übrigens hat Multitalent Lauber alles selbst eingespielt, Synthies, Maschinen, Drums, Gitarren … und auch selbst produziert.

Da finden sich dann French-House-Coolness mit Streicheraufstrich („Strangers“), klassisch strukturierter Ohrwurmpop („Feels Right“) oder auch mal ein bisschen Kitsch für Teenieromanzen („Closer To My Heart“), der dann vom einzigen Instrumental „Montjuic“ wieder heruntergekühlt wird – von dessen düsterer Soundästhetik darf Roosevelt gerne mal mehr bringen, das könnte sehr spannend werden.

Diese coolen Synthies leiten jedoch gleich in den nächsten Hit über, das herrliche „Forget“, dem mit „See You Again“ gleich noch so ein ultraeuphorischer Sonnenstrahl folgt. Und dann wäre da noch „Lovers“, der letzte Song, den Lauber fürs Album geschrieben hat. Von der Leichtigkeit von The Cures „Friday I’m In Love“ inspiriert, klanglich eher an OMD und Erasure in ihren poppigsten Momenten erinnernd, ein echter Valentinstagsstrauß mit Zuckerguss.

In Amerika (Nord und Süd) gehen sie schon lange steil auf Roosevelt, wird Zeit, dass das auch hier in größerem Umfang passiert.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

1 Kommentar

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  1. Also die Musik finde ich ja jetzt eher flach, aber das Video von „See you again“ ist wirklich das zeitgemäßestes was ich seid langem gesehen hab. Hut ab!

Kommentare sind geschlossen.

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