Man verwendet ja gerne mal die Formulierung „ein Album wie aus einem Guss“. Róisín Murphy hat das für ihre neue Platte auf die Spitze getrieben. Alles geht nahtlos ineinander über, alles fließt zusammen. Eine knappe Stunde Tanz- und Hörgenuss ohne Unterbrechung. Und so sollte man das auch genießen – wobei trotzdem reichlich Singlematerial darunter ist.
Seit einigen Jahren hat Róisín Murphy schon mit Richard Barratt alias Crooked Man alias DJ Parrot an dieser Platte gearbeitet. Zunächst immer mal wieder, doch nun wurde dieses fünfte Soloalbum konkret und konzentriert zum Abschluss gebracht. Tanzbar sollte es werden, ein House-Album. Aber auch eines, das die weiteren musikalischen Facetten der Künstlerin zwischen Disco, Kunst und natürlich auch Pop vereint. Als Gesamtwerk funktioniert und doch einzelne Höhepunkte zulässt.
Hat bestens funktioniert. Und nun Einsteigen in die „Róisín Machine“ bitte!
Starten wir die „Simulation“. Gleich ein achteinhalbminütiger Trip zum Auftakt. Kurzes Streicherintro, dann setzen die Beats ein und man groovt sich erst einmal ein paar Minuten durch den Housekeller, gönnt sich ein atmosphärisches Break, groovt weiter und schwebt am Ende hinüber ins „Kingdom Of Ends“. Hier wird man im Prinzip für sechs Minuten in Trance versetzt und erwartet jeden Moment den Ausbruch. Der nicht kommt. Stattdessen gibt es „Something More“. Die Single, zusammen mit der Songwriterin Amy Douglas entstanden, lässt zum ersten Mal die großartige Stimme Murphys stärker in den Vordergrund treten. Auf dem Album in der relaxten Variante, es gibt aber auch sehr vielseitige Remixe davon.
Wir nehmen einen flotten Zwischensnack bei der „Shellfish Mademoiselle“ zu uns. Derart gestärkt fühlt man sich auch nicht „Incapable“, dem erhöhten Tempo zu folgen. Man trifft andere Verschwitzte auf der – coronabedingt leider nur virtuellen – Tanzfläche und wirft mit dem Ruf „We Got Together“ die Hände in die Luft. Anschließend lässt man sich von Róisíns Stimme becircen und etwas von „Murphy’s Law“ erzählen, das ja bekanntlich ein festes Naturgesetz ist. Das Brot fällt halt immer auf die Butterseite.
Ein kurzer Verschnaufer wirkt als „Game Changer“, um die Energie für das doppelt fabelhafte Finale zu sammeln. Wir spiegeln uns in der übergroßen Discokugel, die da seit den 70ern hängt, und rufen wiederholt freudestrahlend „Narcissus“. Luftsprünge nicht vergessen! Ein Glücklichmacher von einem Album, da ist kein Platz für „Jealousy“, höchstens als hitverdächtiges Finale (und hinterher noch im zwölfminütigen Extended Mix für den Extended Schweiß).
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PS: Róisín Murphy ist live eine Sensation – hier sind die aktuellen Konzertdaten: 24.09.21 Köln (Live Music Hall), 02.10.21 Berlin (Astra), 04.10.21 Hamburg (Docks), 07.10.21 Stuttgart (Im Wizemann), 08.10.21 München (Muffathalle)
die frau ist eine naturgewalt
ich habe sie (bzw damals eben noch moloko), es muesste 1996 gewesen sein, an einer jubilaeumsfeier eines museums in bern live erleben duerfen. waren maximal 200 zuschauer. aber hui, ging da die post ab! wenn sie sich auf ihrer tour in die schweiz bemueht, werde ich sicher hingehen.