Von Michael Horling
Seit ein paar Wochen gibt´s nun Tom Shears neuestes Produkt im Handel: „Endure“ von Assemblage 23, das achte reguläre nach „Contempt“, „Failure“, „Defiance“, „Storm“, „Meta“, „Compass“ und „Bruise“. Im Schnitt alle drei Jahre lässt der Amerikaner etwas von sich hören – und mal ganz ehrlich: Die Qualität seiner Scheiben nimmt von Mal zu Mal zu.
„Endure“ in Dauerrotation bedeutet: Spätestens nach dem dritten Anhören ist man ziemlich süchtig. Anders als sonst leitet mit dem Titelstück „Endure“ ein Intrumental die Scheibe ein. Danach aber geht´s los mit Electrop-Pop-Perlen aufgereiht an der Schnur, neun in Folge.
Man muss die Songs von Tom ein paar Mal hören, damit sie einen richtig erfassen. Spätestens beim dritten Mal ist das wirklich stets der Fall. Doch man entdeckt auch beim zehnten oder gar 20. Mal immer wieder etwas Neues. Vor allem: Man sollte sich Zeit nehmen und die Texte aufmerksam durchlesen. Kaum jemand schafft es, Zeilen von solcher Qualität über mittlerweile schon fast Jahrzehnte auf Silberscheiben und das dazu beigelegte Booklet zu bekommen.
Melodien, Rhythmen, tolle Refrains – irgendwann kristalisieren sich auf dem neuen Tonträger zwei Titel heraus, deren Qualität – natürlich ist das eine subjektive Einschätzung – noch ein wenig herausstechen unter den anderen. „Static“ und „Butterfly Effect“.
„Static“ packt einen vom ersten Moment an. Natürlich auch aufgrund der anspruchsvollen Zeilen der drei Verse. Mit Schul-Englisch kommt man da kaum weiter, ein Wörterbuch muss her um zu erkennen, was Tom Shear da ausdrücken will, wenn er dichtet:
It’s a tangled web we weave, an eloquent debris
When we drape the truth in such a grotesque tapestry
Embellished words and deeds, a fictional disguise
Imagined glories fade beneath the weight of lies
Imagine to cultivate, illusion to maintain
Vulgar in sentiment and wrapped in the profane
The cracks in the facade too numerous to count
The points of weakness are of infinite amount
The story falls apart like ruins in decay
The truth exposed at last to the blinding light of day
A fallen city burns where once it stood so tall
Brought down by the deadly myth that penetrates its walls
Und der Refrain ist ebenfalls großes Wörter-Kino:
It’s a game we play and we agreed upon the rules
Pretend our make-believe is basically the truth
A mental static – a cognitive dissonance
The lies we tell ourselves will increase in expense
„Butterfly Effect“ kommt langsamer ins Hirn, dann aber gewaltig. Und auch dieser Text fasziniert:
A ripple rolls across the water
The water carves into the stone
The stone erodes into a valley
No process ever acts alone
The match head strikes against the paper
The paper sets the wood alight
The fire spreads throughout the forest
Illuminating half the sky
A block of ice falls off a glacier
And tears a passing tanker’s hull
The oil spills out into the ocean
An entire ecosystem nulled
A seagull takes flight by the water
Flapping it’s wings, against the air
Air pressure drops off in the distance
Setting loose hurricanes elsewhere
Und auch hier der Refrain:
No man’s an island
Driven mad by silence
So why do I feel such a disconnect?
I’m reaching out now
In the only way I know how
Stranded in this Butterfly Effect
Wer sich die Doppel-CD besorgte, bekommt als Bonus neun weitere Titel, darunter sieben Remixe, „Bravery“ und „December“ gleich doppelt neu abgemischt. Doch mit „Ignorance“ und „Goliath“ finden sich hier zwei weitere Zusatztitel, von denen zumindest letzterer locker auch der zehnte nicht instrumentale Song der „normalen“ CD hätte werden dürfen.
Schade, dass Tom Shear mit Assemblage 23 derzeit nur in den Staaten auf Tour ist und sich Konzerte in Deutschland bislang nicht abzeichnen.
Das Album ist ein absolutes Highlight in 2016
Meine Favs sind Bravery&Barren