Heute, morgen und übermorgen besucht unser Lieblingsdäne wieder einmal die Konzerthallen der Republik. Im Gepäck hat er sein aktuelles Album „Dreamweaver“. Höchste Zeit, sich dieser wunderbaren Platte noch einmal gründlich zu widmen.
Zuverlässig veröffentlicht Anders Trentemøller Album um Album. Ebenso zuverlässig ist jede dieser Platten ein Genuss. Und wie es scheint, wird er dabei immer schneller. Dauerte es vom Debüt – dem immer noch grandiosen „The Last Resort“ – bis zum Nachfolger „Into The Great Wide Yonder“, der bereits die vielfältigen musikalischen Interessen des Künstlers zeigte, noch vier Jahre, folgten „Lost“, „Fixion“, „Obverse“ und „Memoria“ dann im stabilen Drei-Jahres-Rhythmus. Doch bis zu „Dreamweaver“ ließ die skandinavische Fleißmeise nun kaum zweieinhalb Jahre verstreichen.
Vielleicht liegt es daran und am auf den ersten Blick vergleichbaren Artwork, dass der Traumweber wie ein Geschwisterchen zum erinnerungsphilosophischen Vorgänger wirkt. Doch keine Sorge: Außer der zügigen Veröffentlichung geht es hier keineswegs hektisch zu, auch wenn dieses sein mit „nur“ knapp 49 Minuten kürzestes Album ist. Denn bei Trentemøller-Tracks liegt stets in der Geduld und der Tiefe der Sounds die Kraft. Am Rezept der letzten Alben wird dabei nur in Detailbereichen geschraubt. Der Musiker hat im Bereich wischen melancholisch elektronischem Dreampop, Shoegaze-Elementen und eher akustischen Momenten noch einiges zu sagen. Auch zur rein instrumentalen Platte konnte er sich erneut nicht durchringen, dazu liebt er den Pop und den weiblichen Gesang wohl doch zu sehr. Im Gegenteil, dieses Mal wird sogar auf fast allen Stücken gesungen.
Schon bei „Memoria“ konzentrierte er sich dabei auf eine Gaststimme. War es dort noch seine Partnerin Lisbet Fritze, singt dieses Mal die Isländerin Disa. Trentemøller-Konzertgängern dürfte sie bekannt sein, denn sie war schon auf der letzten Tour für den Gesang zuständig. Klanglich muss man sich da also kaum umstellen. Und so klingt eben alles positiv vertraut: Wenn „A Different Light“ zwar mit gezupfter Gitarre startet, sich dann aber allmählich von Disas schwebender Stimme in ein Bett aus Synthesizern legen lässt, aus dem sich auch das wie für einen Film gemachte „Nightfall“ nur ungern wieder erheben möchte.
Mit dem fantastischen Titelstück und seinen sich steigernden Beats kann dann auch die Tanzfraktion ein bisschen Bewegung in die Beine bringen. Während man zu den Gitarrensounds von „I Give My Tears“ einen anerkennend nickenden Robert Smith vor dem inneren Auge sieht. Der dann zum folgenden Highlight „Behind My Eyes“ so richtig begeistert ausrasten darf. Wenn ein Robert Smith denn noch ausrastet. Doch mehr zu The Cure morgen auf dieser Welle. Das Album begibt sich nach diesem Höhepunkt in seine schwelgerische zweite Hälfte, in der nur auf dem knackigen „In a Storm“ noch einmal wuchtige Drums die Gedanken durcheinanderwirbeln. Zum Ende nimmt Trentemøller die Beats dann komplett heraus und entlässt uns ganz sanft in die kalte Jahreszeit.
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PS: Und nun genießt diese wunderschöne Musik live: Für München (14.11.) und Köln (16.11.) gibt es noch Restkarten, vom ausverkauften Berlinkonzert (15.11.) könnt ihr in Kürze bei uns einen Bericht lesen.
Sehr schön!
Dem guten Review von Thomas Bästlein ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Ein wirklich ausgesprochen schönes Album und eine gute Entwicklung von Anders. Im Gegensatz zu vielen anderen findet hier auch wirklich (Weiter)Entwicklung und teilweise spannende Fusion statt.
Ich hab die Augen zugemacht und bei den sphärischen Klängen in moderner Abmischung immer wieder auch mal Flashbacks gehabt: Dabei sind mir Siouxsie and the Banshees, Joy Division, The Raveonettes und Berti, der Schmied erschienen.
Nice! Nach knapp 50 Minuten war der Ausflug auch wieder vorbei… – war früher ja auch eine übliche Albumlänge – also mal nicht aufregen… Construction Time Again war ja soggar nur 42min und Speak & Spell nicht mal 40 min.