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Eine Zeitreise in Neonfarben

Review: Sono – Lost Lovers Motel

Willkommen, fremder Gast! Lass dein Gepäck stehen, unser Personal kümmert sich sofort um alles. Auch um dein Auto, gib uns einfach deine Schlüssel. Du sollst dich ganz der Atmosphäre hingeben, hier auf unserer stilechten Zeitreise ins Schönste der 80er. Hier im „Lost Lovers Motel“.

Du hast den Weg ja trotz der spärlichen Wegweiser gefunden, mit dem letzten Tropfen Benzin vermutlich. Kleiner Tipp für die Zukunft: Wir haben auch E-Ladesäulen. Aber nun zu dir. Du seufzt, deine Schultern hängen, du steckst fest in der Vergangenheit? Keine Träume mehr? Dann lass dich bei uns einfach fallen. Aber pass auf, dein Herz wird brechen, „Like Glass“.

Die Klimaanlage muckt ein wenig, ab und zu fällt sie auch ganz aus. Ist halt ein älteres Modell und Motel. Wir hoffen auf dein Verständnis. Dafür funktioniert das historische Transistorradio. Die Frequenz ist allerdings festgelegt, Umschalten unmöglich: „106,7 FM“. Da läuft 24/7 so melancholischer Synthiepop, New Wave, Synthwave, wie auch immer du es nennen magst. Wir versprechen dir jedenfalls: „15 Minutes“ davon, und du wirst nie wieder umschalten wollen. Und ja, dieser eine leicht käsige Sound muss genau so.

Der letzte Gast hat übrigens irre Schoten erzählt. Wie er von einem Psychopathen gekidnappt worden sei – könnte aber auch der Ex seiner neuen Liebe gewesen sein, so genau wusste er das nicht, der Typ habe wenig bis gar nicht gesprochen. In einem Kofferraum habe er dann jedenfalls eine wilde Verfolgungsjagd aus nächster Nähe miterlebt. Bis die Polizei den Wagen gestellt und ihn befreit habe. Gleich hier um die Ecke übrigens. Ob die Story stimmt? Frag ihn selbst, er versteckt sich meistens in seinem Zimmer. Oder im Keller. Musiker ist er, behauptet er.


Guten Morgen, fremder Gast! Gut geschlafen? Geträumt von der großen Liebe? Von Wasser und Mond? Das bringt Glück, heißt es. Sagt jedenfalls unser Besitzer immer. Wenn er sich mal sehen lässt, um die Einnahmen einzusacken, haha. Aber ja, schöne Träume und die Bilder davon senken immer angenehm den Blutdruck, nicht wahr? So ein sanftes synthetisches Pluckern, eine angenehme Stimme dazu, vielleicht noch zwei zirpende Grillen, mehr ist manchmal nicht nötig.

Wie bitte, der alte Bildschirm in der Ecke hat zwischendurch immer geflackert? Kann schon sein, das macht er manchmal. Ich sage dem Hausmeister, sorry, Facility Manager, gleich Bescheid. Was, das Ding hat ständig irgendwelche politische Botschaften angezeigt? Persönlich und anklagend sollen die auch noch gewesen sein? Dubios! Haben sie wenigstens zum Nachdenken angeregt? Zweifel geweckt? Nein, da steckt keine Verschwörung dahinter. Deep State oder was? Wir sind doch nicht in „1984“. Höchstens auf dem Weg dahin, höhö.

Im Fahrstuhl ist dir ein Typ mit kultiger Jacke und Lederhandschuhen begegnet? Summte etwas von „Run to You“ und schwang dazu einen Hammer? Ja, der ist auch schon länger hier. Seit 2011. Der hat mächtig „Drive“, ist aber eigentlich ein ganz Lieber. Und funky Dance-Moves hat der drauf, hui! Davon kannst du dir gerne selbst ein Bild machen, er gibt gerne abends Partys. Auf Zimmer „No. 724“. Danach wirst du dich selbst wie ein Superstar fühlen. Musst nur beim Runterkommen am nächsten Morgen aufpassen, in den „Fading Echoes“ geht man schnell lost.

Vor allem, wenn man wieder die halbe Nacht imaginäre Liebesduette über eine verflossene „Love Affair“ gesungen hat. Unter dem Retro-Neonlicht. Aber mach dir nichts draus, das kennen wir hier alle. Wir sind alle Lost Lovers hier. Gestrandete, gebrochene, wieder aufgerichtete Seelen. Du nickst. Du möchtest bleiben, stimmt’s. Gerne auch länger. Willkommen im Lost Lovers Motel.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4.5/5)

PS: Wer dieses wunderbare Konzeptalbum live erleben will – und einen Stapel Sono-Klassiker natürlich obendrein – hier sind die Tourdaten:

28.03. Rostock, M.A.U. Club – 04.04. München, Backstage – 05.04. Stuttgart, Club CANN – 11.04. Berlin, Lido – 12.04. Hamburg, Markthalle – 19.04. Oberhausen, Kulttempel – 20.04. Rüsselsheim, Das Rind – 25.04. Leipzig, Werk 2 – 26.04. Dresden, Groove Station

Sono – Lost Lovers Motel kaufen:

www.sonomusic.de

www.facebook.com/sonofm

www.instagram.com/sono_fm

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

5 Kommentare

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  1. Ruhe in Frieden

    Da wird meine leichte Kritik kürzlich völlig egal.
    Ruhe in Frieden, Florian Sikorski.
    Herzliches Beileid und viel Kraft der Familie.
    Danke für alles.

    Antworten
  2. Too much

    Sorry Jungs.
    Nach dem Meisterwerk „In the haze“ nun dieses zu gewollt klingende 80er Album.
    Ihr habt eigentlich viel mehr drauf.
    Da holt mich die neue Dina Summer Platte mehr ab.
    Schade.

    Antworten
  3. Insgesamt und überhaupt

    Ja, das ist ein Konzeptalbum. Es sieht nach Mitte 80er aus, es klingt so, und wahrscheinlich hat das Label auch das Innencover mit Axe Marine eingesprüht.

    Wir alle habe das schon gehört, gesehen und gerochen. Und während die Labels mit aufgewärmten Geburtstagspressungen der Helden der 80er und 90er weiter einfach versilbern wollen, Bands geschickt und marketingtechnisch bravourös Konzept-Retro-Alben auf den Markt schieben, verstellt uns das die Sicht für Neues, für Frisches. Für neue Klangerlebnisse.

    So leider auch die Auswahl der Neuerscheinungen hier: Ich lese schon viele Jahre hier mit, habe aber zunehmend den Eindruck, die Site und ihre Leser wollen mit den Jahren nicht mehr mit, haben die Bereitschaft und Offenheit für Neues etwas eingebüßt.

    Stattdessen zieht man sich in die kuschelig gewohnten und bekannten Klangmuster zurück.

    Dieses Sono-Album hätte ich ehrlicherweise auch bereits 1984 als ‚alt‘ und ‚zu gerade/zu einfach‘ eingestuft.

    Lasst uns doch nicht so schnell alt werden! ;-)

    Antworten
    • Das Album ist genial

      Ich kann Deine Einschätzung nur teilweise teilen : Das neu Sono Album bockt und mit geschlossenen Augen führt es mich in Sphären, die ich gerne geniesse.

  4. Lost Lovers Motel

    Wow!
    Was für ein klasse ReView zum
    neuen Sono Album.
    Thnx @Thomas Bästlein.

    Jetzt bin ich wirklich neugierig darauf
    geworden, werde mich gleich am Wochenende in das Motel einchecken
    und die neuen Sono Songs anhören.

    Beste Grüße
    P.S.
    Hoffe, dass Norman Bates keinen
    Dienst am Wochenende hat

    Antworten

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