Mit dem Debütalbum diverse Ausrufezeichen gesetzt. Nun mit dem Nachfolger noch deutlich weiter gereift. Wo soll das noch hingehen mit Sizarr, die Kerle sind doch noch so jung?!
Nach Vorab-EPs und von vielen mit großem Interesse beobachteten Auftritten gelang den drei Landeiern, sorry, Landauern, im Jahr 2012 mit „Psycho Boy Happy“ ein ganz starkes Debüt, das es von der Ideenvielfalt und auch von der Qualität der Produktion mühelos mit der internationalen Klasse aufnahm. Doch Fabian Altstötter, Philipp Hülsenbeck, Marc Übel und das quasi vierte Bandmitglied, Produzent (und Co-Songschreiber) Markus Ganter ruhen sich nicht auf dem vielen Lob aus.
Stattdessen strecken sie nun auf „Nurture“ neugierig die Fühler in diverse weitere Richtungen aus. Topmoderne Sounds können sie, aber das haben sie ja bereits bewiesen. Also hat man nun zusätzlich den Blick in die Vergangenheit geworfen und sich dann (auch aufgrund mittlerweile verschiedener Wohnorte) die sprudelnden Ideen hin- und hergeschickt. So landen als Aufnahme bzw. Produktionsorte schließlich Berlin, Hamburg, Leipzig, Erfurt, Mannheim und Heidelberg auf der Bandlandkarte.
Die Qualitäten der Popsongs der 80er sind dabei offensichtlich mal wieder stark zu Rate gezogen worden. Denn man hört so einiges zwischen Paul Simon, Sting und den Talking Heads heraus. Dabei hantiert die Band aber immer auch mit modernen Synthesizer-Sounds, so dass stets ihr eigener Stil gewahrt bleibt, nicht zuletzt auch dank Altstötters markanter (und auch einen Tick weiter gereifter) Stimme.
Vor allem aber können Sizarr: Gute Songs schreiben. Der Opener „Clam“ bietet Police-Gitarre, fluffigen Beat und anschmiegsame Melodik, im „Baggage Man“ werden zu leicht fernöstlich anmutenden Sounds markant deutsche Wörter wie „Einsamkeit“ zwischen die englischen Texte gesetzt. „Timesick“ könnte, nein, müsste David Byrne gut gefallen und bei „Scooter Accident“ erfreuen zunächst beschwingte Synthies und Percussion, bevor nach dem nur scheinbaren Ende des Songs erst der eigentliche Höhepunkt mit einem großartigen finalen Soundgewitter folgt.
Im Schlussdrittel erinnert das eingängige „Slender Gender“ an verschiedene Songvorbilder (ohne, dass dem Rezensenten direkt die Quellen einfielen…), schwebt „You And I“ entspannt durch den Raum und steigert sich „How Much For This?“ zum mächtigen Finale. Wie eingangs gesagt, die sind doch noch so jung, gerade erst über die 20 gehüpft. Wo soll das noch hinführen? Toll!
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P.S. Die Tourdaten:
26.03. Stuttgart, Universum
27.03. Freiburg, Schmitz Katze
08.04. Bremen, Lagerhaus
09.04. Hamburg, Übel & Gefährlich
10.04. Köln, Gebäude 9
11.04. München, Strom
12.04. Nürnberg, Club Stereo
13.04. Frankfurt, Zoom
15.04. Dresden, Scheune
16.04. Leipzig, UT Connewitz
17.04. Berlin, Lido
Ohweh, da steckt sogar mehr (gutes) Erasure drin, als in den aktuellen Erasure-Singles. :D