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Review: Paul Kalkbrenner – 7

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paul-kalkbrenner-7Mit dem letzten Album („Guten Tag“) hatte sich Paul Kalkbrenner dermaßen in die (von den Massen gefeierte) Belanglosigkeit gespielt, dass dem Rezensenten stattdessen lieber eine Kurzgeschichte aus der Feder floss. Doch dieses Mal war vorab von „totalem Neuanfang“, „Reset-Knopf“ und „neu generierten“ Sounds die Rede. Da hörte man dann doch wieder gespannt rein.

Es ist aber auch schwierig, wenn ein Künstler urplötzlich (damals, nach dem Dauerbrenner „Berlin Calling“ und mit dem Megahit „Sky And Sand“) vom Szene- zum Mainstreamerfolg wird und fortan weltweit in Riesenhallen auflegen, äh, spielen darf. Kalkbrenner bewältigte das alles ziemlich entspannt – zumindest wirkte das für Außenstehende so – und blieb sich treu, machte einfach weiter sein Ding. Dabei wurden die Sounds zuletzt allerdings ziemlich beliebig und austauschbar, der kleinste gemeinsame Nenner eben. Einzig die verschrobenen Tracknamen machten noch Spaß.

Das neue Album hingegen hat – kleine Enttäuschung – kaum noch so seltsame Titel wie „Altes Kamuffel“ oder „Das Gezabel“. Stattdessen klingen Namen wie „Channel Isle“, „Bright Roller“ oder „A Million Days“ eher, nun ja, brav. Einzig „Shuffleface“ oder „Mothertrucker“ lassen zumindest noch schmunzeln. Tja, so ein international angelegter Vertrag mit einem Majorlabel fordert eben Opfer.

Doch wichtiger sind natürlich die Sounds. Und bei den ersten Hördurchläufen stellt man tatsächlich fest: Das klingt wieder frischer als zuletzt. Und es gibt wieder ein paar Vocals! Gleich die ersten drei Tracks, das perfekt als Live-Opener passende „Battery Park“, das eingängige und mit Gitarrenloops sowie überraschendem Gepfeife aufwartende „Cylence 412“ sowie die geschickt um ein D-Train-Sample gestrickte Vorabsingle „Cloud Rider“ gehören zu Kalkbrenners besten Arbeiten.

Im weiteren Verlauf finden sich noch mehr Highlights, allen voran natürlich das Hit! Hit! Hit! rufende „Feed Your Head“, in dem ein Jefferson-Airplane-Song (ursprünglich von Grace Slick) gnadenlos auf Rave getrimmt wird (klar, gerade dieses Stück werden auch so einige Menschen ernsthaft hassen). Auch das technoid-minimale „Mothertrucker“ und das bassig groovende „Align The Engine“ gefallen sehr gut, während bei „A Million Days“ auch ein gesampelter Luther Vandross nicht aus der Seichtigkeitsfalle hilft.

Womit wir zum Ende doch wieder bei Kritikpunkten angekommen sind. Für eine Neuerfindung klingen große Teile der Tracks dann doch zu eindeutig nach altbekanntem Kalkbrenner-Muster. Und der Anteil an eher ereignisarm plätschernden (aber im Rahmen der zelebrierten Liveshows sicher funktionalen) Stücke ist auch nicht zu verschweigen. Ein besseres Album als zuletzt ist „7“ definitiv, aber trotzdem wünschen wir dem Paul für die Zukunft ein bisschen mehr Mut zum Risiko.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (3/5)

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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