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Review: Neneh Cherry – Broken Politics

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Letztens beim Popkultur Festival in Berlin: Neneh Cherry spielt im Kesselhaus der Kulturbrauerei. Wie passend, braut sie in ihrem Klangkessel doch in ihrer nunmehr über 30-jährigen Karriere stets einen ganz eigenen Zaubertrank zusammen.

Dabei ist „Broken Politics“ erst ihr fünftes Soloalbum. Aber Neneh war immer auch mit anderen Künstlern tätig – und nahm sich eben außerdem viel Zeit für ihre Familie. Um so angenehmer war vor vier Jahren das überraschende Comeback mit „Blank Project“, in Zusammenarbeit mit Kieran „Four Tet“ Hebden, dem Team von Rocketnumbernine und – wie schon immer – ihrem kongenialen musikalischen und Lebenspartner Cameron McVey entstanden und beeindruckend in seiner Vielfalt zwischen Trip Hop, Pop, Hip Hop, Elektronikelementen, Jazz-Einflüssen und mehr.

„Broken Politics“ knüpft da an, kein Wunder, war (neben McVey) Hebden doch wieder und dieses Mal noch intensiver mit von der Partie. Was man der warmen Produktion anhört, mit ihren luftigen Sounds und ihren Glockenspielereien. Aber vom mitunter kantigen und druckvollen Vorgänger unterscheidet diese Platte ihre relaxter wirkende Atmosphäre – die jedoch durchaus im Gegensatz zu ihren ernsten und politischen Anliegen steht. Der Zustand der Welt und ihrer politischen Zerrissenheit ist Thema, Waffengewalt, Frauenrechte, die Ignoranz der reichen Teile der welt gegenüber den ärmeren. Um es nur mal grob anzureißen.

Das alles bringt Neneh Cherry jedoch keineswegs predigend herüber. Dafür ist sie auch gar nicht der Typ, wie sich jeder denken kann, der die Künstlerin schon einmal live erlebt hat (sehr, sehr empfehlenswert, die Tourdaten stehen unten). Da redet sie schon einmal zwischen den Songs daher, wie ihr der Mund gewachsen ist, verliert den Faden und bringt dann doch auf den Punkt, was sie ausdrücken wollte. Oder sie verhaspelt einen Live-Einsatz und improvisiert diesen dann lachend zurecht.

Und so drückt sie ihre Gedankengänge und Gefühle hier eben auch immer mit einem Lächeln und einem Hüftschwung aus, ohne an Nachdruck einzubüßen. Obendrein sind die Songs einfach stark, gleich vom wunderbar übers bunte Laub schwebenden Auftakt „Fallen Leaves“ an.

Dem mit der Single „Kong“ ein so eindeutig nach ihren alten Buddys von Massive Attack klingendes Stück folgt, dass man einfach locker weiter mit dem Kopf nickt, wenn man weiß/erfährt, dass deren 3D hieran mitgearbeitet hat. Neneh spricht und singt mal ganz reduziert, nur mit getupftem Klavier und Glöckchen („Synchronized Devotion“), an anderer Stelle fährt eine fette Sirene durch das knackige „Natural Skin Deep“, während „Shot Gun Shack“ nochmal zum Trip Hop zurückkehrt. Und es finden sich problemlos weitere Höhepunkte auf diesem starken Werk einer wunderbaren Künstlerin.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

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P.S. Neneh Cherry live:
19.02.19 – Köln – Kulturkirche
20.02.19 – Berlin – Festsaal Kreuzberg

www.facebook.com/nenehcherryofficial

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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