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Review: Muse – Drones

MUSE_DRONES-COVER-2400Man könnte es sich einfach machen mit Muse. Schwächen suchen, sich lustig machen und über Konzept, Pomp, Pathos und mehr lästern. Aber das wäre Springer-Presse und kein ernsthafter Musikjournalismus. Also lasst uns über diese Drohnen reden!

Das Trio um Chefdenker, Verfolgungswahnfanatiker und (musikalisches) Multitalent Matthew Bellamy ist mittlerweile eine der größten Stadionbands der Welt (ja, nicht überall, gerade hierzulande ist da noch Luft), mit spektakulären Liveshows und monumental produzierten Alben. Doch inhaltlich haben Muse sich schon immer recht kritisch mit den Problemen der modernen Welt beschäftigt – und das durchaus, mal mehr, mal weniger subtil, in ihre Auftritte einfließen lassen.

Nun hat Bellamy Ernst gemacht mit dem Konzeptalbum. „Drones“. Es geht um die zunehmende Entmenschlichung der Gesellschaft, Technologiehörigkeit, mangelnde Empathiefähigkeit, die Gemeinsamkeiten von computergesteuerten Maschinen und Psychopathen – und doch von der Entwicklung der Story her auch um Hoffnung. Science Fiction, die nicht gar so weit von der Realität weg ist. Mit Texten, die das Komplexe mit einfachen Worten zu greifen versuchen. Und die Liebe ist auch noch dabei.

Das ist spannend, und wenn es Muse-Hörer zur Beschäftigung mit den verhandelten Themen (und in die Nähe weiterführender Literatur wie Jon Ronson, Daniel Suarez und Glyn Williams) bringt, ist schon einmal einiges gewonnen. Doch was ist mit der Musik?

Aufnahmen mit Mutt Lange in Nordamerika deuten es an – der amerikanische Markt ist der Band wichtig. Da hätte man nun in Richtung angesagter Rummelplatz-EDM gehen können – ist man aber nicht. Oder – und die Wahl des u.a. von AC/DC und, schluck, Def Leppard, bekannten Produzenten bestätigt das – man murmelt etwas von ‚back to the roots‘ und pfeffert dem Hörer schweinische Gitarrensoli um die Ohren.

Im Ergebnis führt das zu einer starken ersten Albumhälfte und einem starken Finale – aber auch zu ein paar Schwächen im Mittelteil. Die Single „Dead Inside“ ist ein Riesenauftakt mit brillantem Groove, ein Instant-Muse-Klassiker. Nachdem der „Drill Sergeant“ uns zusammengebrüllt hat, headbangen wir mit „Personal Jesus“, äh, „Psycho“ (schlicht, aber okay) und denken beim „Mercy“-Klavier kurz an „Starlight“, bevor uns die Riffmonster „Reapers“ und „The Handler“ vom Sessel pusten.

So weit, so gut. Mit dem ideenarmen „Defector“ und dem scheußlichen Totalausfall „Revolt“ verlieren Muse dann leider etwas den Faden. Da braucht es eine Ballade wie „The Aftermath“ um zurück auf den Boden zu finden. Die für das nötige Durchatmen vor der finalen Großtat sorgt. Denn mit „The Globalist“ hat man ein zehnminütiges Epos aufgenommen, dass Ennio Morricone, ein bis drei Pop- und Rocksongs, ein bisschen Klassik und magische Klaviermomente vereint.

Innerhalb der hochwertigen Muse-Diskografie müssen die „Drones“ sich letztlich aufgrund leichter Schwächen und dank weniger genialer Momente als auf ihren besten Werken eher im hinteren Drittel einordnen. Im Vergleich zu großen Teilen der Konkurrenz auf den Hauptbühnen der Welt bleiben sie allerdings ganz vorn.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (3.5/5)

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P.S. Muse spielen am 13.09. auf dem Lollapalooza Festival in Berlin.

www.muse.mu
www.facebook.com/muse

Themen: Schlagwörter
Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

7 Kommentare

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  1. @ Exitmusic / Mike B.

    Jeder hat das Recht, Muse nicht zu mögen. Bei Muse aber mit Begriffen wie „08/15-Poprock“, „Radiomusik“ und „ohne Profil“ um sich zu werfen, zeugt schon von ein bisschen Ignoranz. Ich mag z.B. die Musik von Pink Floyd auch nicht, würde mir aber nie erlauben, die Qualität und die Bedeutung der Band in Zweifel zu ziehen.
    Zum Album: Für mich leider das erste richtig enttäuschende Muse-Album. Außer Dead Inside nichts besonderes drauf. Naja, ich werde mich mit den alten Scheiben trösten, da gibt es genug überragende Musik drauf. (5/10)

  2. Nicht mein Fall

    Die Musik von Muse klingt ehrlich gesagt ziemlich langweilig und durchschnittlich, ist halt typische glatt gebügelte Mainstream 08/15 Poprock Musik. Alles schön auf Tauglichkeit für die Radiocharts getrimmt und für den modernen Hipster von nebenan… der fährt garantiert darauf ab.

    Gehört genau in die selbe Kategorie wie Coldplay oder U2 die ähnlich klingendes fabrizieren.

  3. Langweilig und nervige Stimme! Eine Band ohne Profil mit verwirrten Interpretationen von Musik. Nix für mich.

    • Deren Lyrics sind auch nicht halb so unterhaltsam, wie dieses eloquente Bonmot deinerseits. ;-)

  4. Defector

    Ich finde Defector einen der besseren Tracks des Albums mit einem sehr starken Refrain.
    Über die ganzen Queen-Anleihen in den Songs braucht man eh nicht mehr reden, aber es gibt in meinen Augen auch keine Band, die sich das leisten kann wie Muse.
    Insgesamt gefällt mir das Album besser als „2nd law“. 7 von 10 finde ich einen Punkt zu schwach, weil es vielleicht nicht Muses bestes Album ist, aber noch einiges über dem Durchschnitt.

    • Dem schließe ich mich an. Gefällt mir auch besser als „The 2nd law“. Gute 8 von 10 Punkten dürften’s schon sein, mindestens. :)

      Gerade läuft das Album bei mir wieder täglich. „The Handler“ ist einfach spitzenmäßig & mein pers. Highlight auf dem Album.

    • Eben. Davon abgesehen ist das Albumin meinen Au… äh, Ohren zu gut, um beim dritten Hören schon vollständig „gezündet“ zu haben. Für mich wird es mit jedem Hören stärker. Und das, obwohl – oder gerade weil – es so minimalistisch ist. DEFECTOR ist definitiv ein starker Song. Für mich ist eher DEAD INSIDE ein wenig zu seicht. (:

      Und REVOLT ist nicht schwach, sondern genau das richtig an dieser Stelle des Albums. Ich finde aber vor allem die Soundästhetik hammer, im Gegensatz zum in weiten Teilen ziemlichkonsum
      poppig-faden Albumvorgänger.

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