Sowas kommt also dabei heraus, wenn man sich fünf Jahre im Studio einschließt und an seinen Maschinen herumschraubt. Auf ihrem mittlerweile fünften Album verstehen sich die Junior Boys wieder bestens auf das, was man am besten als Frickel-Pop oder Indie Electronic bezeichnen könnte. Die zwei Nerds aus Kanada scheren sich nicht um klassische Songstrukturen und um das, was das Formatradio vorgibt. Ihre Songs überraschen immer wieder: die Brüche, die elektronischen Spielereien – fast immer tanzbar, manchmal sogar richtig funky („Baby Give Up On It“) und ganz oft mit überdeutlichen 80er-Jahre-Anleihen (Achtung: Claps, Cowbells!) und Kraftwerk-Zitaten – sind genau das richtige für den angesagten Club abseits des Mainstreams. Dass sich trotzdem der geneigte Synthiepop-Hörer nicht verschreckt abwendet, liegt an den eingängigen Melodien, von denen Jeremy Greenspan und Matt Didemus so einige aus den Ärmeln schütteln und an Greenspans weicher Singstimme. Ein bisschen Zuckerguss muss dann doch sein.
Anspieltipps ist neben den beiden klasse Singles „Over It“ und „Big Black Coat“ die Kraftwerk-Reminiszenz „What You Won’t Do For Love“.
Wer die Jungs live sehen möchte, hat am 24. Februar im „Uebel und Gefährlich“ in Hamburg und am 3. März im Kölner „Gewölbe“ die Gelegenheit dazu.
Review: Junior Boys „Big Black Coat“
Von Henning Kleine
Von Henning Kleine
Henning (Jahrgang 1976) arbeitet als TV-Journalist in Hamburg. Er ist Synthie-Pop Liebhaber und großer Fan der Pet Shop Boys.
Die Platte ist wirklich gut anzuhören. Ein paar starke Titel drauf!
Noch wesentlich besser: das neue Album „Matter“ von St. Lucia. Es wird höchste Zeit für eine Besprechung hier! Album des Monats!!!!