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Tanz auf dem Wasser

Review: Florence + The Machine – „Big God“

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Eine wunderschöne Choreographie in einem, für Florence + The Machine, sehr minimalistischen Video: Die neueste Veröffentlichung „Big God“ aus dem aktuellen Album „High As Hope“ wartet darüber hinaus mit musikalischen Beiträgen von Jamie xx und Kamasi Washington (Bläser) auf.

Doch es wären nicht Florence + The Machine, könnte die Band nicht auf einen Funken Epik verzichten: Inspiration zum Video war, laut Regisseur Autumn de Wilde, ein Gemälde des berühmten Spaniers Francisco de Goya: „Hexenflug“. Der Gedanke dahinter: Die Frauen in diesem Gemälde verbinden sich auf eine Weise miteinander, die sie, im wörtlichen Sinne, emporsteigen, in die Höhe wachsen lässt. Im Mittelalter wurden solch starke Frauen gerne mal als Hexen beschuldigt – das nur am Rande.

In „Big God“ zeigt Florence Welch wieder einmal wie viel tänzerische Ausdruckskraft in ihr steckt. Kannte man sie zu Beginn ihrer Karriere als dramatisches, unnahbares rothaariges Fabelwesen, könnte ihre Wandlung bis heute nicht deutlicher werden: Nahezu ungeschminkt, hautfarbenes Kleid – nackt im wörtlichen Sinne – legt sie den Fokus nun auf ihre Bewegungen. Sie lässt los, lässt ihre Kraft sprechen. Hinter ihr, einer Armee nicht unähnlich, verschiedene Frauen, in verschiedenfarbige transparente Chiffon-Tücher gehüllt. Die verschiedenfarbig gekleideten Frauen sind eine Abstraktion von Florence, als wäre jede Frau ein Stückchen Glas, das in ihr zersplittert wäre: „Now they join her outside her body and fight with her, love with her, go to war with her“, fasst Regisseur Autumn de Wilde zusammen. In diesem Video gehe es außerdem um die Kraft, die die düstere Seite des Verlangens einem Menschen verleihen kann, wenn dieser sein inneres Biest annehmen lernt. Denn Florence hat dies auf unangenehme, für die heutige Zeit, geradezu „normale“ Weise erfahren:

„‚Big God’ was written about that feeling when someone has not replied to your text, the modern phenomenon of ‘ghosting’ which is one of my favourite words but not my favourite feeling. I was describing it to someone and they said to me ‘you need a big god’, as if the need in me were so cavernous it would take something enormous to fill it. Probably something bigger than a text message.“

Für alle, die sich irgendwann einmal ein ähnliches Gefühl erlebt haben, lautet die Botschaft von Florence + The Machine: „Verbindet euch mit euren Freunden, seid eure eigene Armee und findet den Kämpfer in euch.“

Eleni Blum

"The only truth is music" (Jack Keruac)

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