Home > Magazin > Reviews > Review: Drangsal – Zores
- Anzeige -

Review: Drangsal – Zores

/

Eine Frechheit ist das! Dieses zweite Album von Drangsal. Ja, so wird mancher beim ersten Hörkontakt denken (Bitte dranbleiben!). Und Max Gruber lacht sich darüber ins Fäustchen.

„Harieschaim“ war für viele eines der Alben des Jahres 2016. Da kam so ein 22-jähriger Bursche daher und vermengte alles, was aus den 80er Jahren (in denen es ihn ja noch gar nicht gab) und dort vor allem aus dem (New-)Wave-Bereich kam, zu einer wunderbaren neuen Mixtur. Und dann kam der auch noch von „hier“!

Letzteres ist nun viel offensichtlicher. Denn, was damals sprachlich nur kurz mal anklang, regiert nun in neun der zwölf Songs: die deutsche Sprache. Gruber spielt lustvoll damit, wirbelt Gedanken, Assoziationen und Wortspiele bis an die Kitschgrenze und auch mal darüber hinaus durch die Luft.

Ja, die Vergleiche mit den frühen Ärzten oder dem jungen (des Rezensenten Erachtens nach auch mit dem solo unterwegsen) Farin Urlaub sind nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Warum auch (es gibt schließlich schlimmere Assoziationen)? Nachzuhören auf der mit Over-the-top-“ich lieb‘ dich so“-Refrain verzuckerten und fürs Album absolut nicht repräsentativen Vorabsingle „Turmbau zu Babel“ oder bei „Magst du mich (oder magst du bloß noch dein altes Bild von mir)“.

Doch Gruber klingt vielseitiger als nur so und variabler als zuvor – die Stimme ist mithilfe der Co-Produzenten Markus Ganter (Sizarr, Casper) und Max Rieger (sonst bei Die Nerven und als All diese Gewalt aktiv) auch deutlich markanter in den Vordergrund getreten und kann wie bei „Laufen lernen“ auch mal nach dem vom Künstler hochverehrten Klaus Lage klingen. Oder nach Knabenchor wie zu Beginn des Albums.

Der Sound bedient sich nach wie vor an allem, was Gruber inspiriert. Die 80er hatten ja neben Wave und NDW noch mehr. Immer wieder scheint das große Vorbild Paddy McAloon (Prefab Sprout) durch. Dabei gelingt es, insgesamt sowohl noch poppiger, als auch streckenweise härter zu klingen.

Er will eben nur das beste für uns bzw. „Jedem das Meine“ – übrigens einer der Songs, die noch am ehesten ein Bindeglied zum Debüt darstellen, neben dem wunderbaren Wave-Stück „Arche Gruber“. Und die vielen musikalischen (und inhaltlichen) Ideen und Anspielungen belohnen bei wiederholtem Hören ungemein. Welche Favoriten sich dann letztendlich herausstellen, wird unterschiedlich sein. Vielleicht sind es ja sogar die drangvolleren Stücke wie das Powertrio „Sirenen“ (wo die gesamte Drangsal-Band plus Gäste ordentlich auf den Sound drückt), „Weiter nicht“ (mit fast grunge-eskem Intro) und „ACME“ (das Albumfinale, das dann doch fast noch die Liebe des Künstlers zum laaaaauten Metal erkennen lässt)?

Und nächstes Mal? „Saumagen“? Oder etwas ganz anderes? Dieser Künstler wird spannend bleiben, da sind wir uns sicher. Mehr zum Thema in unserem Drangsal-Interview (Teil 1 findet ihr hier).

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

Drangsal – Zores“ bestellen: Amazon

P.S. Drangsal live:

Festivals:
24.05. Neustrelitz – Immergut Festival
02.06. Konstanz – Campus Festival
08.06. Kaltenberg – PULS Open Air
22.06. Neuhausen ob Eck – Southside Festival
24.06. Scheeßel – Hurricane Festival
29.06. Chemnitz – Kosmonaut Festival
30.06. St. Gallen – Open Air Festival
08./09.08. Rothenburg o.d. Tauber – Taubertal Festival
08./09.08. Püttlingen – Rocco del Schlacko Festival
10.08. Eschwege – Open Flair Festival
17.-18.08. Berlin – Pop-Kultur Festival
25.08. Wiesbaden – Broilers City Riot Fest

„Zores“-Tour:
24.10. Karlsruhe
25.10. Luzern
26.10. Zürich
27.10. München
02.11. Dornbirn
04.11. Wien
15.11. Hannover
16.11. Berlin
17.11. Hamburg
29.11. Leipzig
30.11. Mannheim
01.12. Köln
02.12. Bochum

www.facebook.com/frucadeodereierlikoer
www.drangs.al

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

- Anzeige -
Consent Management Platform von Real Cookie Banner