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Review: Cascadeur – Revenant

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Ihr habt schon länger daran überlegt, euch mal wieder der (schon ein paar Jahre vergangenen) Blütezeit des französischen Kinos zu widmen? Sucht aber noch nach dem passenden Soundtrack dazu? Dann haben wir hier etwas für euch.

Beim Begriff Cascadeur – oder, halb eingedeutscht, Kaskadeur – muss der Autor immer an die Kindheit in der DDR denken. Denn das Wort Stuntman wurde da nicht verwendet (zu amerikanisch) für jene unbekannten Filmhelden, die für die gefährlichen Dinge zuständig waren. Und aufgrund der Französischstämmigkeit des Ausdrucks kommt als Nächstes der Komödienklassiker „Ein irrer Typ“ („L’animal“) in den Sinn, mit Jean-Paul Belmondo als überdrehtem Stuntman Mike. Und mit Raquel Welch, hach.

Aber wir schweifen ab. Alexandre Longo aus Metz hat sich das Alias des Cascadeurs ausgesucht, um unter dieser Kunstfigur seine Ideen freier ausleben zu können, und zieht das seit 2008 auch optisch und live durch, stets mit Helm und Kostümierung. Doch viel wichtiger: Musikalisch klingt das alles ganz wunderbar nach erwähntem schwelgerischem Franzosenkino von früher.

Obwohl Longo wie gesagt bereits seit 2008 den musikalischen Stuntman markiert, kennt man ihn außerhalb von Frankreich noch recht wenig. Überraschend eigentlich, denn seine bisherigen drei Alben waren in seiner Heimat erfolgreich und wären durchaus auch international tauglich gewesen, nicht einmal eine Sprachbarriere gab es, da der Großteil auf Englisch war.

Nun singt er auf „Revenant“ auf mehr als der Hälfte der Songs auf Französisch – entscheidet sich aber trotzdem endlich für den Sprung über die Landesgrenzen. Zeit wurde das. Vielleicht angefeuert durch den Erfolg seines Beitrags zum Soundtrack des Netflix-Hits „Lupin“, der auch die Streamingzahlen des Cascadeurs deutlich erhöht hat. Und ist „La Promesse“ (die erste Single) nicht wahrhaft filmreif?

Auf dem Album steht da aber vorher noch der Opener „Les Ombres“ (siehe unten), der mindestens genauso schwelgerisch ist. Die Songs basieren oft auf einer Keyboard- oder Klaviermelodie, die Longo dann aber reichhaltig ausarrangiert. Viele Soundschichten, gerne auch Streicher – und Chöre wie im opulenten Schmachtfetzen „Young“.

Das Tempo ist dabei oft eher getragener Natur, man sollte also in der passenden Stimmung für Prachtballaden wie „Rapaces“ und die Falsettstimme Longos sein. Wer dem Inhalt in die Tiefe folgen möchte, kann das außerdem tun, das Albumkonzept behandelt mehrere (wiederkehrende) Rollen – oder eher Inkarnationen der Hauptfigur? – Vinylfans können das im besonders großen Booklet genießen.

Selbst wenn im späteren Albumverlauf auch ein paar etwas schwächere Stücke vorkommen mögen, gelingt es dem Cascadeur immer wieder rechtzeitig, Highlights aus seinem Cape zu zaubern. Das, äh, traumhafte (und viel zu kurze) „In A Dream“ zum Beispiel. Oder das elektronische Sci-Fi-Movie „Silence“, das in der zweiten Hälfte komplett in den Orbit abhebt.

Zwischen den vielen cinematographischen Melodiebögen erklingt dann sogar noch eine vor allem in Indiekreisen hochverehrte Gaststimme. Stuart A. Staples von den Tindersticks nämlich, der „Wanted“ zu einem prächtigen Duett veredelt, bevor dieses schöne Album ganz ohne Spektakelstunt mit dem klaviergetragenen Titelstück endet (den Bonustrack ignorieren wir einfach mal, auch wenn diese Version von „Young“ an sich auch sehr schön ist).

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

„Cascadeur – Revenant“ bestellen:

www.facebook.com/cascadeursound

beacons.ai/cascadeur

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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