Auch das letzte Quartal hat eine Zusammenfassung verdient, selbst wenn es da traditionell vor allem zu Ende hin an allzu vielen Neuheiten mangelt. Aber für ein paar Empfehlungen hat es dann doch gereicht.
Beatle-Georges Sohn Dhani Harrison und sein famoses Solodebüt „In///Parallel“ haben wir ebenso wie „Inside“ von Digital 21 + Stefan Olsdal (ja, der von Placebo) hier besprochen. # Das Duo Blue Hawaii (Raphaelle Standell-Preston, auch von den Braids bekannt, und Alexander Cowan) beschäftigt sich auf „Tenderness“ mal wieder mit allen Stadien der menschlichen Beziehung. Und das zu entspannten Dance- und House-Sounds der 80er, 90er und von heute. # Wenn Violinisten auf Schlagzeuger treffen … Nein, jetzt kommt kein schlechter Witz, sondern ein Lob. Auf die beiden Schweizer von Egopusher, die daraus und mit reichlich Elektronik auf „Blood Red“ ein filmreifes Ereignis zwischen Soundtrack, Dancefloor und Ambientcouch zaubern.
Über die drei durchweg spannenden Künstlerinnen Kelela (mit „Take Me Apart“), Tusks (mit „Dissolve“) und St. Vincent (mit „Masseduction“) gibt es hier etwas zu lesen. # Ein weiteres Duo, das elektronische Popmusik macht, sind Kllo, bestehend aus Sängerin Chloe Kaul und ihrem Cousin und Soundzuständigen Simon Lam. Die Australier verbinden auf „Backwater“ Two Step, Dubstep und andere Strömungen zu einem chilligen bis tanzbaren Ganzen. # Jetzt aber mal ein paar Gitarren zwischendurch. Makhtaverskan aus Göteborg spielen auf „III“ einen so schmissigen Wave- und Postpunk, dass die Siouxsie sofort ihre Banshees losfliegen lassen möchte. Und Frontfrau Maja Milner hat den richtigen Sirenengesang dazu.
Wie gut die neue Platte von Destroyer („Ken“) ist, kann in Kürze bei uns nachgelesen werden, zu Dave Clarke und „The Desecration Of Desire“ steht hier alles Wissenswerte und zu John Maus und seinen „Screen Memories“ haben wir uns hier ausgelassen. # Baxter Dury (Sohn von Ian, für die Checker hier) ist immer noch ein Geheimtipp. Aber der Name spricht sich langsam herum. Währenddessen hat er mit „Prince Of Tears“ ein weiteres hübsches Album aufgenommen, das viele Stile streift, am besten aber wohl tatsächlich mit Britpop zu beschreiben ist. # Nochmal Hawaii, verrückt. Dieses Mal Girls In Hawaii – und die kommen aus Belgien und sind auch noch Jungs. Auf „Nocturne“, ihrem vierten Album, lassen sie wieder mehr Licht und Pop (und Synthies) in ihre Songs. Tut ihnen und uns gut.
Was Depeche-Mode-Studio-Unterstützer und Dave-Gahan-Songwritingpartner Kurt Uenala als Null + Void auf seinem Album „Cryosleep“ (u.a. feat. Mr. Gahan) treibt, kann hier nachgelesen werden, während Liima und ihr synthiegeschwängertes „1982“ in Kürze bei uns noch Thema sind. # Tellef Raabe fügt unserer langen Liste hörenswerter Skandinavienpopper einen weiteren Namen hinzu. Der junge Mann mit der einschmeichelnden Stimme hat mit „Idiographic“ ein angenehmes 80er-Pop-Album aufgenommen. Und von seiner auf einigen Songs gastierenden Schwester Sigrid werden wir in Kürze noch sehr viel mehr hören. # Noch so ein Mann mit einer Stimme, die das Ohr streichelt. Maarten Devoldere, sonst Frontmann von Balthazar, hat mit „Warhaus“ das bereits zweite Soloalbum als, genau, Warhaus veröffentlicht. Und ja, Namen wie Cohen und Gainsbourg tauchen im Vergleich mit dieser lässig abgehangenen Musik nicht zu Unrecht auf.
Wenn eine Band sich so kraftwerkmäßig Autobahn nennt, werden wir hellhörig. Und das schadet auch nicht, auch wenn diese jungen Herren aus Leeds sich deutlich eher an Sounds aus dem gut eine Autostunde südöstlich gelegenen Manchester orientieren. Ja, mal wieder Joy Division. Aber auch Hörer von Bauhaus oder – wenn es jemand von heute sein soll – The Horrors dürfen sich gerne an das wild trommelnde „The Moral Crossing“ wagen. # Techno-Urgestein und Radio-Eins-Moderatorin Anja Schneider hat mit „SoMe“ überraschenderweise erst ihr zweites „richtiges“ Album aufgenommen. Neun Jahre nach dem ersten. So ist das halt mit diesen hauptberuflichen DJs. Aber sie kann eben auch Album, das hört man hier in diesen dem (Berliner) Techno, Minimal und auch House huldigenden Tracks an. Plus: ein feiner Gastauftritt von Stereo MC Rob Birch. # Zu unseren „Album des Monats“-Preisträgern von Yeah But No (mit „Yeah But No“) steht hier alles geschrieben, zu Dillon und ihrem kräftigen „Kind“ hier (Interview folgt) und zu We Are Aust und ihrem gleichnamigen Album gibt es auch in Kürze noch etwas zu lesen.
Wer das leicht Eiernde in den Sounds vom etwas weiter oben erwähnten John Maus schätzt und auch mit dem (überwiegenden) unpoppigen Teil des Schaffens von The Knife vertraut ist, der mag ruhig mal ein Ohr für Xenoula und ihr gleichnamiges Album riskieren. Bei Kassetten hätte man früher den Verdacht gehabt, dass sie leiern. Und trotzdem ist das Debüt der gebürtigen Südafrikanerin aufgrund seiner Sounds und mystischen Elemente interessant. # Es gibt Bands die live großartig sind, auf ihren Alben aber nie ganz dieselbe Klasse haben. Aktuelle Beispiele aus Norwegen und Island: Kakkmaddafakka und FM Belfast. Wobei die Alben trotzdem zumindest immer okay bis gut sind, nur eben nicht überwältigend. Auch „Island Broadcast“, der neueste Streich der Zweitgenannten, lässt sich so einordnen. Das Songwriting ist etwas ernsthafter als früher, nicht mehr durchgehend euphorisch, es gibt ein paar sehr schöne Electropopstücke und einiges, das eben „nur“ in Ordnung ist. Aber live, wie gesagt: Umwerfend. # Bleiben wir im Norden. Anna Ternheim hat mit ihrem siebenten Album „All The Way To Rio“ eine ihre stärksten Platten aufgenommen. Wobei diese mit 33 Minuten mal gerade so als Album durchgeht. Aber unter diesen acht Songs, die die Schwedin mit befreundeten Stockholmer Musikern produziert hat, sind einige erstklassige Perlen (und der Rest ist auch nicht übel).
Bruder Liam hat gar kein so schlechtes Album aufgenommen, aber Noel war und ist natürlich immer noch der deutlich begabtere Gallagher. So weit nach draußen gewagt hat er sich jedoch noch nie. Alles weitere zu „Who Built The Moon?“ von Noel Gallagher’s High Flying Birds steht hier. # Und dann waren da noch U2. Wie gut diese Band mal war (und live noch ist), durfte man im Sommer auf ihrer Jubiläumstour zu „The Joshua Tree“ erleben. Wer lieber nicht hören will, wie belanglos ihre Musik mittlerweile klingt, meide bitte „Songs Of Experience“. Weiträumig.
That’s it, wir verweisen noch auf unsere kürzlich hier ausgesprochenen Empfehlungen aus dem Bereich Remixe/Re-Releases/Sampler/Livealben/Soundtracks (dort gäbe es natürlich noch viel mehr tolle Dinge zu nennen, z.B. Re-Releases der Pet Shop Boys oder von Radiohead, einen wunderbaren Sampler über „The Early Days (Post Punk, New Wave, Brit Pop & Beyond)“, Soundtracks zu „Twin Peaks“ oder „Stranger Things“ undundund …) und freuen uns abschließend auf ein hoffentlich mindestens ebenso gutes Musikjahr 2018.
Jetzt Anja Schneider - SoMe oder andere dieser Alben bei Amazon bestellen
Zu Amazon