Urlaub und so. Deswegen der Restrundumschlag für den Mai erst jetzt (dafür ist der für den Juni dann gar nicht mehr lange hin). Heute mit Fenin, Du Blonde, Bernard + Edith, Eccentronic Research Council, Becoming Real, Dub Pistols, Mono Inc. und Heather Nova.
Den feinen Leuten vom Shitkatapult-Label leihen wir ja immer wieder gerne ein Ohr (oder auch zwei). Über neues Material von Fenin ist man auch stets erfreut. Der hat sich auf „Lighthouse“ mal wieder auf klassischen Dub-Techno konzentriert, also weniger Songs, mehr Tracks, aber immer noch mit melodiösen Spuren im minimalistischen Klicken und Klacken – und das Label liefert das Ganze auch klassisch mit sieben Tracks auf Doppelvinyl aus. Alles klasse eben.
Apropos Klasse: Dass diese sich auf Mute zuhauf finden lässt, müssen wir auf diesen Seiten ja keinem mehr erklären. Und dass diese Klasse sich in den verschiedensten Stilrichtungen austobt, weiß man auch. Beth Jeans Houghton beispielsweise. Die hat den Pop, ihren Namen und fürs Plattencover auch noch große Teile ihrer Kleidung abgelegt und reinkarniert sich jetzt als kratzbürstige Du Blonde, die der Welt auf „Welcome Back To Milk“ ordentlich die Meinung darlegt und ihrer Laune freien Lauf lässt, selbst wenn sie schlecht ist. Oft rockig, aber auch mit Glam und einem tollen Gastauftritt des Verrückten von Future Islands (Samuel T. Herring). Zwischen PJ Harvey und Nick Cave ist noch Platz.
Greta Carroll und Nick Delap kommen aus Manchester und haben, Briten halt, einen schrägen Sinn für Humor. Denn als musikalisches Duo nennen sie sich Bernard + Edith, und wer kommt sonst auf solche Ideen? Die Musik auf „Jem“ hingegen ist wunderbar verträumter Electro-Pop mit einer leicht spukigen Note. Irgendwo zwischen Cocteau Twins und Beach House. Auch Fever Ray in ihren fröhlicheren Momenten ist nicht weit weg. Und die beiden sind riesige Fans des Twin-Peaks-Soundtracks von Angelo Badalamenti, auch das lässt sich wiederfinden. Wie man hier überhaupt immer wieder neue Feinheiten entdecken kann. TIPP!
Wo wir gerade bei spinnerten Briten und Soundtracks sind – so etwas in der Art liegt auch bei „Johnny Rocket, Narcissist & Music Machine… I’m Your Biggest Fan“ von Eccentronic Research Council vor. Es klingt jedenfalls so, der Film zu diesem Konzeptalbum über einen besessenen Fan einer fiktiven Band (The Moonlandingz) wäre bestimmt interessant und vermutlich auch äußerst schräg. Eine Schauspielerin für eine Hauptrolle hätte man schon zur Hand, schließlich intoniert Maxine Peake (u.a. aus der Serie „Silk“ bekannt) die Texte stilvoll. Ein wild-verrückter Synthie-Sci-Fi-Psychedelik-Spaß.
Wenn ich mal wieder eine Rezension verschwitzt habe, könnte ich ja auch einfach behaupten, der Rechner mit dem fertigen Text sei gecrasht. Besser als die Sache mit dem Hund und den Hausaufgaben, oder? Wir wollen aber Toby Ridler nichts unterstellen, vielleicht ist sein bereits vor zwei Jahren fertiges Debütalbum ja wirklich mit dem Computer verstorben. Jedenfalls ist das, was der Glasgower als Becoming Real nun auf „Pure Apparition“ nachliefert, noch absolut auf der Höhe der Zeit und das Warten wert gewesen. Und die Acts, mit denen Ridler so getourt ist, passen fast perfekt als Beschreibung seines Sounds: SBTRKT, Grimes, Mount Kimbie, Salem. Vielschichtige Synthies, technoid, dubsteppig, auch mal experimentell. Spannend!
Um zwischendurch mal wieder richtig Partylaune in die Bude zu bekommen, schalten wir um zu den Dub Pistols. Die gibt es ja nun auch schon seit Mitte der 90er, mit einem maßgeblich von den Big Beats rund um die Chemical Brothers beeinflussten Sound, der das Ganze aber kräftig durch Dub vernebelt. In diesem Sinne lassen Barry Ashworth und Tim Hutton auch auf „The Return Of The Pistoleros“ ihren Electro-Dub rollen. Die Dub-Bässe grooven, die Bläser trompeten stimmungsvoll, und die zahlreichen Gäste wie Neville Staples (The Specials), MC Earl 16 (u.a. Leftfield), Seanie Tee, Darrison oder Lindy Layton (Beats International) wechseln sich am Mikro ab. Eine dufte Sause – und live sollen die Pistoleros erst recht die Wucht sein!
So, jetzt ein bisschen „Szenemusik“. Der Autor hat wohl den Anschluss an die Charts verloren, denn ihm ist glatt entgangen, dass Mono Inc.. schon seit zwei Alben eine Top-10-Band sind. Und mit „Terlingua“ soll sich die Erfolgsstory fortsetzen. Die Vorabsingle „It Never Rains“ ging mit ihren Sisters-of-Mercy-Gitarren und Ohohoho-Refrain schon mal echt gut ins Ohr, und auch das Album wird bestimmt reichlich Anhänger finden. Der Rezensent steigt allerdings zumeist nach spätestens drei Songs aus, weil: Für ernsthaften Gothic Rock ist es zu seicht, die Texte sind zudem echt schwach – und insgesamt schwimmt das doch zu dicht auf unheiligen Wellen mit.
Wer kann denn jetzt für ein schöneres Finale sorgen? Vielleicht so eine ätherische Schönheit von Frau? Heather Nova! Wie jetzt, die ist auch schon 47? Jaja, das waren noch Zeiten, diese 90er! Dass es von dieser immer etwas außerirdisch wirkenden Dame noch einmal etwas Relevantes zu hören geben würde, war kaum zu erwarten, die letzten drei bis sechs Alben waren doch mit wenigen Ausnahmen allesamt zu eintönig-gleichförmig. Auch auf „The Way It Feels“ wird kein Riot-Girl mehr aus der oft (und schon vor den Herr-der-Ringe-Filmen) als Elfe Bezeichneten. Aber ihr gelingen hier einige ihre besten Songs seit Langem, und in der richtigen Laune kann man bei jenen sehr angenehm die Seele baumeln lassen.
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