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Querbeats – Roundup März/April/Mai, Teil 1

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terje_albumSo, Kinners, der Frühling geht dem Sommer entgegen, was lag denn da noch so alles auf den Plattentellern in den vergangenen Wochen? Das Roundup des letzten Vierteljahres kommt randvoll und darum in zwei Teilen. In Folge 1 spielen mit: Marc Romboy, Chris Imler, Todd Terje, Khan, Vermont, Hauschka, The Ministry Of Wolves, Foster The People, Timber Timbre und Boozoo Bajou.

romboy_shadesMarc Romboy, Techno- und House-Urgestein, hat sich wohl Folgendes gedacht: ‚Hm, „Shades“ ist ja mein drittes Soloalbum, mache ich mal eben ein Triple-Album daraus.‘ Also hat man nun drei packvolle Scheiben mit seinem Schaffen der letzten Jahre, sowohl eigene Stücke – mit zahlreichen Gästen – als auch Remixe. Romboy hat die CDs auch thematisch ein wenig aufgeteilt – und so groovt CD 1 recht soulig durch, mit Gästen wie Robert Owens oder Stephan Bodzin und u.a. einem tollen Remix von The Juan MacLeans „One Day“. Auf CD 2 werden die Bässe tiefer und es finden sich beispielsweise feine Remixe von Künstlern wie Sono (das unkaputtbare „Keep Control“) und GusGus („Hateful“). Auf CD 3 dagegen wird dann dem reinen und gerne auch etwas schroffen Techno gehuldigt. Eine Menge guter Stoff insgesamt.

imler_nervoesWir sagen Danke an Jens Friebe und Schneider TM. An Ersteren, weil er Chris Imler immer wieder zu dessen erstem Soloalbum antrieb, an Letzteren, weil er „Nervös“ so wunderbar knackig produziert hat. Imler, als Schlagzeuger Hansdampf in allen Gassen und nach einer Punkband in den 90ern neben Friebe auch schon für Peaches, Maximilian Hecker oder Die Türen tätig, hat schon eine ganze Weile Songs geschrieben, nun darf er endlich in der ersten Reihe glänzen. Und es hört sich – abgesehen von der Rhythmusbetonung – gar nicht nach einem Schlagzeugeralbum an. Die Beats und Sounds kommen nahzu komplett aus dem Computer und obendrauf lässt Imler seine ausgebufften Slogans purzeln. Unterhaltsam, hörenswert und arschcool.

terje_albumTodd Terje , verschrobener und bärtiger Norweger hat schon eine Menge produziert (u.a. Franz Ferdinand, Robbie Williams) und geremixt (u.a. Hot Chip, Brian Ferry) und auch einige Clubhits (z.B. „Eurodans“) gelandet, nach jahrelangem Vorlauf entschloss er sich endlich: „It’s Album Time“. Darauf lässt er nun dem inneren Spaßvogel freien Lauf und verbindet Stile, die vorher selbst nicht gedacht hätten, dass sie zusammenpassen. So schlurft Playboy „Leisure Suit Preben“ (Nerdalarm!) durch sonnig-cineastische Sounds, um sich gleich anschließend nach Acapulco davonzumachen. Dann hüpft eine Salsatruppe durchs Bild, bevor man lässig an der „Strandbar“ wippt und vom „Delorean Dynamite“ zum Tanzen gezwungen wird. Brian Ferry schaut vorbei und covert Robert Palmer in Zeitlupe, „Alfonso Muskedunder“ fordert das Taktverständnis, mit „Oh Joy“ geht es in den Weltraum und am Ende fackelt „ Inspector Norse“ die Disco ab. Wild!

khan_machineApropos verschroben und bärtig: Was die Story von der bärtigen Großstadtnonne zu bedeuten hat, die sich als Hintergrundstory durch „The Enlightenment Machine“, das neue Album von Can „Khan“ Oral zieht, weiß wohl nur der umtriebige Berliner selbst. Es schadet aber auch nicht, wenn ein Künstler immer mal wieder Rätsel aufgibt. Die Musik dazu ist weniger rätselhaft, sanfte Grooves, zurückhaltende Beats, viel Raum für die Vocals, die aber trotzdem oft nur gehaucht daherkommen. Und ab und zu streicht mal ein Cello um die Ecke. Klingt nach wenig, ergibt aber einen einnehmenden Flow und schließlich ein Album, das seine Facetten erst bei mehrmaligem Hören entfaltet.

vermont_vermontDa kommen zwei erfahrene Produzenten elektronischer Tanzmusik auf dem Expertenlabel Kompakt zusammen und das Ergebnis klingt ganz anders als erwartet. So geschieht es bei Vermont und ihrem gleichnamigen Album. Die Künstler dahinter sind Marcus Worgull (Innvervisions) und Danilo Plessow (Motor City Drum Ensemble) und die Musik ist kaum clubtauglicher House oder dergleichen. Stattdessen setzt an der Stelle, wo man bei „Übersprung“ den Beateinsatz vermutet, eine wunderbare Geige (Dermot O’Mahony) ein, klingt fernöstliche Entspannung mit Thereminsounds durch, gastiert Can-Legende Jaki Liebezeit und schwebt die Musik generell entspannt in Elementen von frühem Electropop und Krautrock. Empfehlenswert.

hauschka_cityDas präparierte Klavier ist ja mittlerweile eine Kunstform für sich. Einer der Meister dieses Fachs ist Volker Bertelmann, besser bekannt als Hauschka. Sein neues Album hat er „Abandoned City“ getauft und den neun Tracks Namen von Geisterstädten verpasst. Das soll aber nicht immer unbedingt mit Tristesse gleichgesetzt werden, es sollen eher Stimmungen und Fantasien (der Künstler hat keine der Städte bersucht) transportiert werden. Dazu bearbeitet und bestückt er das Klavier mit allem Möglichen, vom Filzstreifen über Papierfetzen, Gummi und Holz bis hin zu Tischtennisbällen und braucht ansonsten außer ein bisschen Bass nicht viel mehr um interessante Musik zu kreieren.

ministry_wolvesWir bleiben gleich mal im Bereich ernsthafter Musik. Unter dem Namen The Ministry Of Wolves vereinen sich vier namhafte Künstler – Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten), Mick Harvey (u.a. Nick Cave & The Bad Seeds), Danielle de Picciotto (wie Hacke bei Crime & The City Solution) und Paul Wallfisch, früher bei Firewater, jetzt aktueller Leiter des Schauspiels in Dortmund. Und genau dort wurde die auf Grimms Märchen und deren Neuauslegung „Transformations“ (durch Anne Sexton) fußende Aufführung „Republik der Wölfe“ gezeigt. Dies hier ist die Musik dazu. Und die geht viel leichter ins Ohr als erwartet. Irgendwo zwischen Kino-Soundtrack, Konzeptalbum und Liedersammlung. Abwechslungsreich, blutrünstig und vor allem: Märchenhaft!

foster_modelManchmal möchte man aber auch einfach nur mal gut gelaunt beschallt werden. Foster The People hatten vor drei Sommern mit „Pumped Up Kicks“ den Hit dafür. Das zugehörige Debütalbum hatte noch ein, zwei weitere Perlen und einen angenehmen Synthie-Sound, viel mehr blieb aber nicht hängen. Der Nachfolger „Supermodel“ versucht nun, mehr Substanz und Vielfalt zu bieten, experimentiert gerne auch mal in verschiedenste Richtungen, von Afropop bis Singer/Songwritertum. Die Synthies sind fast komplett raus, stattdessen geht der Klang eher in Richtung später 60er und hat immer wieder psychedelische Momente. Das Problem bleibt jedoch: Ein paar gute Songs sind wieder drauf, einen richtigen eigenen Stil erkennt man nicht. Für die eingangs erwähnte Beschallung reicht’s aber.

timber_hotEs darf auch mal schlurfige Kellerbarmusik sein, oder? Taylor Kirk und seine Band Timber Timbre sind Meister darin, was sie auf „Hot Dreams“ erneut beweisen. Detailliert listet das Booklet zu jedem Song die Instrumentierung auf. Und was da alles verwendet wurde: Mellotron, Tubular Bells, Tape Machine, Fender Rhodes, Chamberlin, Novachord, Marxophone, Harpsichord, Farfisa, Wurlitzer, dazu natürlich die „üblichen“ Instrumente und Streicher und Bläser und Synthesizer. Dazu die warme Stimme Kirks und träumerisch schleichende Songs mit gelegentlichen Ausbrüchen, fertig ist die Wohlfühlleidensmusik.

boozoo_4Auch Peter Heider und Florian Seyberth, besser bekannt als Boozoo Bajou, haben einen Hang zu interessanter Instrumentierung. Auf ihrem am 4.4.14 erschienenen und passenderweise „4“ betitelten Album lassen die Downbeat-Experten Gäste wie Ricardo Villalobos, Markus Stockhausen, Max Loderbauer, Stefan Pötzsch, Frank Freitag oder Frank Zeidler an Dingen wie Duduk, Mbira, Daumenklavier, Flügelhorn, Violine und Violas sowie natürlich Synthesizer und Gitarre musizieren und schaffen es trotzdem, dass ihr Sound weiterhin minimalistisch und aufgeräumt klingt. Die Soundscapes fließen entspannt dahin und sorgen, ohne je in abgenudelte Kaffeehaus-Lounge-Klischees abzudriften, für entspannten Ruhepuls beim Hörer. Eine Wohltat.

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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