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Querbeats – Roundup Juni bis August, Teil 2

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sterne_fluchtUnd noch ein paar Scheiben, die wir nicht unerwähnt lassen wollten. Passt doch gerade zum schönen Wetter. Mit Sons Of Magdalene, JJ, Highasakite, How To Dress Well, King Creosote, Celebration, Trümmer und Die Sterne.

sons_moveEin Projekt zu starten, während der Vater an Krebs erkrankt, ist sicher keine leichte Sache. Das war 2007. Dann starb 2009 auch noch der musikalische Partner von Joshua Eustis (bei Telefon Tel Aviv), doch der künstlerische Drang trieb ihn weiter. 2010 war „Move To Pain“, das Debüt von Sons Of Magdalene, eigentlich fertig, aber zur Veröffentlichung konnte Eustis sich nicht durchringen. Nach einer Tour mit den Nine Inch Nails überarbeitete er das Album 2013 nochmals und nun haben wir sie endlich, diese wunderbare Mischung aus 80er-Synthiepop und verspielter Elektronik, die wir aufs Wärmste empfehlen möchten.

jj_vDiese beiden Schweden mögen es kurz. Bandname: JJ. Albumtitel: „V“. Dabei ist es erst Album Nr. 3, aber so was kommt davon, wenn man eine Single und eine EP mitnummeriert. Egal, Elin Kastlander und Joakim Benon haben es trotzdem drauf, den Hörer mit ihren flauschigen Sounds zu umhüllen. Chillige Beats, sanft fließende Melodien, gefühlvoller Gesang, das alles aber mit einer kraftvollen Produktion aufgenommen. Und mit vor allem in der ersten Hälfte (in der zweiten plätschert es leider etwas) starken Songs wie „Dynasti“, „Dean & Me“ und „All White Everything“.

Highasakite_silentDa ist kaum Bewegung in „Lover, Where Do You Live?“, dem ersten Stück auf „Silent Treatment“, dem Debütalbum von Highasakite aus Norwegen, und doch ist man bewegt. Die eindringliche Stimme von Ingrid Helene Håvik, die unauffällig scheinenden und doch dramatisch hallenden Synthesizer, das kann etwas. Auch wenn die Band später durchaus noch flottere Songs vorträgt und sich auf Albumlänge neben Gitarre, Schlagzeug und Klavier noch so interessante Instrumente wie Zither, Basstrompete und Steeldrum zu Wort melden – die Synthesizerschichten und die vielseitige Stimme, das sind die Haupttrümpfe dieses feinen Achtungszeichens. Wird zu Recht auch Fans von Lykke Li empfohlen.

howto_whatAbseits von dem ganzen Hype um neue Scheiben aus den Schubladen Chillwave, moderner R’n’B, Neo-Soul und was man sonst noch draufkleben möchte, dauert es bis zur Mitte des zweiten Songs auf „What Is This Heart?“, dem neuen Album von Tom Krell alias How To Dress Well, bis man aufatmet und feststellt: Egal, was es ist, es ist gute Musik. Der Mann kann mit seiner Stimme wundervoll leiden und schmachten, er kann aber auch spannende Songs arrangieren. Zwischen erwähnten Richtungen und weiteren (wie Funk, 80er-Pop, Dubstep) oszilliert Krell anscheinend mühelos umher. Der Hörer muss ihm ja nicht überallhin folgen, kann sich aber in der jeweilig präferierten Ecke über ein paar gelungene Songs freuen.

creosote_scotlandEs folgt eine klare Kaufempfehlung für alle, die Schottland lieben. Dort (genauer, im wundervollen Glasgow) fanden kürzlich die Commonwealth-Games statt, und zu jenem Anlass bastelte die Regisseurin Virginia Heath aus Archivmaterial einen Dokumentarfilm als Ode an die schottische Heimat. Dieser Film funktioniert jedoch ohne Erzähler, denn er wird allein von der Musik Kenny Andersons untermalt, besser bekannt als Plattenvielveröffentlicher King Creosote (der auch schon mit Jon Hopkins aufnahm, das als Tipp am Rande). Dieser gefühlvolle Soundtrack namens „From Scotland With Love“ funktioniert zwischen Instrumental, Folksong und Chorhymne auch ohne die Bilder. Am besten aber: Film und Filmmusik besorgen!

celebration_albuminMan darf sich von den ersten Klängen auf „Albumin“ (der ulkige Albumtitel hat was mit dem ulkigen Cover zu tun, Biologen wissen Bescheid) nicht täuschen lassen. Celebration sind jetzt keineswegs zur Synthiepopband geworden. Schon gegen Ende von „Razor’s Edge“ fahren Gitarren dazwischen, und Katrina Ford hat ja ohnehin eher eine Rockstimme. Die Band lässt sich nicht festlegen und bringt Pianopop, Classic Rock, Jamsession und eben auch elektronische Momente unter einen Hut. Also halbwegs, denn einige Stücke klingen dann eben doch etwas zu sehr nach den 70ern oder rühren in zu vielen Töpfen herum. Aber die ersten drei Stücke und das Finale bleiben stark.

Trümmer_trümmerWir kommen jetzt zum Abschluss noch zu ein paar deutschsprachigen Geschichten. Zunächst einmal Trümmer. Was haben diese jungen deutschen Bands eigentlich mit diesen kurzen, kaputten Bandnamen (siehe auch: Messer)? Keine Ahnung, aber es passt hier ganz gut zum Sound (Indie-Rock und -Pop, Punk und Post-Punk) auf dem gleichnamigen Debüt dieser jungen Hamburger. Paul Pötsch singt von „Schutt und Asche“, der „1.000. Kippe“, träumt von der „Revolte“, stellt aber in einem der besten Songs auch bereits fest: „Wo ist die Euphorie?“. So jung und schon so düster. Also vielversprechend.

sterne_fluchtBestimmt keine Debütanten mehr sind Die Sterne. Aber Systemkritik ist den Mannen um Frank Spilker auch nicht fremd. Was auch immer schön ist: Sterne-Alben erkennt man sofort, obwohl sie sich stets voneinander unterscheiden. „Flucht in die Flucht“ ist nach der Discoplatte „24/7“ wieder erdiger produziert, lässt auch mal ein dickes Riff vom Stapel, atmet durch eine dicke Nebelwand aus Psychedelik, hat dabei aber immer wieder diesen lässigen Sterne-Groove. Und neben herrlichen Songtiteln wie „Menschenverachtendverliebt“, „Innenstadt Illusionen“ oder „Mein Sonnenschirm umspannt die Welt“ großartige Texte, über die man gerne auch mal am nächsten Tag noch nachdenken kann.

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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