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Querbeats – Roundup Juni

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Huch, schnell noch die Reste vom Juni verabschieden, bevor wir im traditionell dünner bestückten Juli herumscharren. Mit CSS, Matias Aguayo, Elia Vens, Fenin, Housemeister, Dean Blunt, Waxahatchee und Tom Odell.

Die (mittlerweile) vier Brasilianerinnen von CSS sind mit „Planta“ nun schon beim vierten Album angelangt. Hätte man bei dem auf sympathische Weise spontan-dilettantisch wirkenden Debüt „Cansei de Ser Sexy“ kaum erwartet. Das ewige Problem bleibt allerdings: An die Hits von damals kommen die Damen um Sängerin Lovefoxx einfach nicht mehr heran. Trotzdem kann man sich dieses Album – auch dank der gelungenen Produktion von Dave Sitek (TV On The Radio) – gut anhören. Es gibt einige hübsch eingängige Electropop-Nummern, dazu ein paar leicht kantige, punkig angehauchte Stücke… und eben auch einiges an Mittelmaß. Bitte die Perlen herauspicken.

Matias Aguayo, umtriebiger Deutsch-Chilene mit Studio in Berlin und gern gesehener Gast bei anderen Künstlern (u.a. Battles und diverse Kompakt-Artists) hat für sein passend betiteltes neues Album „The Visitor“ nun selbst zahlreiche Besuche bekommen. Daniel Maloso, Philipp Gorbachev, Ana Helder, Juliana Gattas, Aérea Negrot und einige mehr sorgen hier für erhebliche Vielfalt bei Sounds und Vocals. Trotzdem wirkt die Scheibe nicht bruchstückhaft, alles verbindet sich in dieser vielschichtigen Produktion zu einem originellen Konglomerat aus House und Techno mit einer ganzen Menge Rhythmus und Südamerika im Blut.

Wer ist denn dieser junge Mann, der da im spacigen Silberoverall unter der Brücke steht und um eine Mitfahrgelegenheit „Back To Bedlam“ bittet? Elia Vens heißt er, aus Bochum (Jahaa!) kommt er, und dieses ist sein Debütalbum. Zwischen Underground Techno und rhythmischem House soll es sich bewegen – und das tut es auch. Manche Tracks fließen angenehm dahin, bei anderen wird dagegen ordentlich der Beat angezogen, und dann gibt es außerdem noch ein paar echt poppige Stücke (wie den Titelsong). Nicht überragend, aber gut hörbar, das alles.

Wir bleiben technoid, legen aber mehr Hall und Dub sowie eine Prise Ambient und einen Hauch Soul in den Mix. Lars Fenin aus Berlin hatten wir zuletzt mit dem bei den guten Menschen von Shitkatapult erschienenen „Maxis And Mixes“ auf dem Schirm, jetzt gibt es (auf gleichem Label) das neue Album „Heartware“. Ein wesentlicher Wert wurde auf Atmosphäre gelegt. Die neun Stücke verbreiten keinerlei Hektik, alles ist im Fluss, die Beats werden auch mal weggelassen, nur um stets rechtzeitig wieder einzusetzen. Perfekt ausgewogenes Album für die lauschige Sommernacht… das plötzlich ganz am Schluss noch einen richtigen Electropop-Hit mit Gesang („Same Pictures“) auspackt.

Jetzt ein paar mehr Beats, okay? Dann sind wir beim Housemeister an der richtigen Adresse und können dabei gleich in Berlin bleiben (wechseln nur zum ebenfalls sehr geschätzten Label Boysnoize Records). Der Albumtitel „OP-1“ gibt das Programm vor: Sämtliche Sounds wurden mit ebenjenem elektronischen Multitool (Synthesizer, Sequencer und mehr in einem) erzeugt. Auf 14 knackigen Tracks in gerade mal reichlich 36 Minuten führt der Housemeister uns um seine Welt. Benannt nach Städten (da das Album rund um die Welt in Flugzeugen und Hotelzimmern entstand), können die Stücke auch mal leicht enervierend wirken, insgesamt ergibt sich aber ein stimmiger Gesamteindruck, und Fans des namensgebenden Gerätes werden sicher begeistert sein.

Und dann gibt es immer wieder Musik, die schwer zu besprechen ist, weil sie sich nahezu sämtlichen Kategorisierungen entzieht. So geht es sicher vielen, wenn sie „The Redeemer“ von Dean Blunt (ein Künstlername und ziemlich sicher nicht verwandt mit einem gewissen Schmalzbarden) hören. Die Geschichte einer Beziehung (und ihres Scheiterns), untermalt von einer einzigartigen Soundkulisse. Da treffen außerirdische Streicher auf Stimmfetzen, Bläsereinlagen, schräge Samples, wirre Sounds, aber auch auf klassisches Songwriting. Zwischen Collage, Filmsoundtrack, Lagerfeuerstimmung und fremden Planeten gibt es hier eine Menge zu entdecken.

Zum Ende hin wieder einmal zwei eher traditionell klingende Alben. Da wäre zum einen „Cerulean Salt“ von Waxahatchee. Katie Crutchfield schrammelt auf ihrem zweiten Album die Gitarren in schönster Manier und singt dazu bemerkenswerte Texte, zumeist über das Thema Nummer Eins. Amerikanischer Indierock mit einer gehörigen Portion Grunge im Blut. Die Welt ist schlecht und ungerecht, die Liebe oft genauso, und irgendwer muss das auch alle paar Jahre mal passend auf der Gitarre vertonen. Waxahatchee ist da eine gute Wahl.

Nun noch etwas überraschend Feines. Tom Odell, dieser freundlich vom Plattencover guckende Jüngling aus Chichester, England, ist einer der aktuellen Hypes auf der Insel der Hypes. Doch allem Celebrity-Gelaber zum Trotz ist dieser 22-Jährige ein ernsthafter Musiker, und zwar ein richtig guter. Auf seinem Debüt „Long Way Down“ beweist er, dass das altgediente Klavier auch in der Popmusik immer noch eine gute Wahl sein kann. Wenn es mit starkem Songwriting und einem begabten Sänger einherspielt. Erstaunlich, dass der Bursche (im November übrigens auch auf den Bühnen hierzulande unterwegs) die Songs fast alle allein geschrieben hat. Stücke, die halbwegs vergleichbare Künstler wie Keane oder auch Coldplay schon seit Jahren nicht mehr hinbekommen. Wow, das hier ist „Another Love“, indeed!

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.