Der August geht, der Juli-Rückblick kommt. Und selbst mitten im Sommerloch fanden sich doch wieder einige interessante Scheiben an, über die es wert ist, berichtet zu werden. Mit Purity Ring, Shed, Miaoux Miaoux, Dan Le Sac, Maximilian Hecker und Can.
Fangen wir gleich mal mit den mittlerweile so angesagten verschleppten Beats an. Purity Ring beherrschen diese in Perfektion. Das Duo veröffentlichte vor diesem Debüt eine Handvoll Singles, die die Erwartungen in den Online-Parallelwelten fiebrig ansteigen ließen. „Shrines“ wird nun hier und da vorgeworfen, dass sich zu viel ähnele (und die Stimmeffekte mag sicher auch nicht jeder). Aber die tollen Sounds, die vielen elektronischen Details und herausragende Songs wie „Belispeak“, „Obedear“ und „Crawlersout“ machen diese dann eben doch zu einer sehr empfehlenswerten Platte.
Nun etwas viel Geradlinigeres. Techno. Shed ist mit seinem dritten Album beim Modeselektor-Label 50 Weapons gelandet und wollte, obwohl er auch neuere Richtungen basslastigen Sounds beherrscht (und einfließen lässt), klassischen Techno machen. Der Titel ist Programm: „The Killer“. Spätestens beim dritten Track, dem knochentrockenen „I Come By Night“ vibriert jeder Kellerclubbeton. Subtile, dubsteppige, auch ambiente Stücke gibt es zwischendurch ebenfalls, aber dann drückt „Day After“ uns wieder an die Wand, bevor später das reizende „V10MF!/The Filler“ sogar noch eine Melodie auspackt. Laut hören!
Aus Glasgow schummeln wir mal eben noch Miaoux Miaoux in diese Liste. So melodischen Electropop kennen wir aus der (einstmals) staubigen Perle Schottlands bislang kaum. Doch Julian Corrie, der Mann hinter dem miezekatzigen Namen, zielt auf „Light Of The North“ mit dem großen Synthie gleichzeitig in so viele (zu viele?) Richtungen wie möglich. Schöne Melodien, schöner Gesang und alles zwischen New Order, moderner Bassmusik, Chartspop und Eurodance. Ja, wirklich. Darf man mal reinhören.
Dan Le Sac macht sonst meistens zusammen mit Scroobius Pip elektronisch angehauchten Hip Hop. Auf „Space Between The Words“, seinem Soloalbum, ist zwar der Rap immer noch ein (kleiner) Bestandteil, der Sound ist aber – auch dank der zahlreichen GastsängerInnen (Merz, Sarah Williams White, Emmy The Great, Joshuas Idehen, Fraser Rowan u.v.a.) – vielfältiger und offener. Da gibt es eleganten Trip Hop, entspannten Dub, lässige bis hektische Breakbeats und vieles mehr aus dem Computer. Sehr interessant, eine positive Überraschung.
Dieser Mann, der uns vor knapp einem Jahrzehnt mit zwei wundervollen Alben – „Infinite Love Songs“ und „Rose“ – beschenkte, wird mittlerweile hierzulande zumeist sträflich ignoriert (während sich seine treuesten Fans ausgerechnet in Japan tummeln). Maximilian Hecker. Auf „Mirage Of Bliss“ versucht er sich seit langem mal wieder mit externem Produzenten (immerhin: Youth), die Songs sind daher breitwandiger als zuletzt (gut so). Leider bringt ihn das gleichbleibende, langsame Tempo auf Dauer nicht weiter, es fehlt die Abwechslung. So bleiben einige schöne Songs, die immer noch tolle Stimme – und die parallel erschienene Autobiographie.
Und zum Schluss noch etwas Historisches: Die Elektronikpioniere von Can haben ihre Archive weiter geöffnet und versammeln nun auf „The Lost Tapes“, einem prallen 3-CD-Boxset, Unerhörtes und zum Teil bislang Ungehörtes aus den Jahren 1968 bis 1977. So etwas entsteht, wenn man – wie damals bei Can üblich – im Studio fast immer die Bandmaschinen mitlaufen lässt. So finden sich unter den 30 Stücken verschiedenste Perlen, vom Soundtrackbeitrag über Livematerial bis hin zu vogelwilden Improvisationen. Höchste Bildungsqualität!
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P.S. Unsere passende Playlist beim Streamingdienst WiMP gibt’s wie gewohnt hier (Nichtabonnenten hören für je 30 Sekunden rein, WiMP-Mitglieder natürlich vollständig). Viel Spaß!
Beats By Dre Studio
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