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Querbeats: Remixe, Re-Releases, Sampler, Livealben, Soundtracks

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Im Rahmen unserer Jahresendreviewoffensive haben wir hier ein paar empfehlenswerte Spezialveröffentlichungen versammelt, damit das geschenkte Weihnachtsgeld von Oma gleich richtig investiert werden kann.

Wir fangen mal entspannt an, mit den Potsdamer Psycho- und Rockabilly-Königen von Thee Flanders. Wir erinnern uns natürlich an ihr grandioses Video zur Coverversion von „Enjoy The Silence“ mit dem unvergessenen Achim Menzel. Zum 20-jährigen Bandjubiläum haben sie sich aber nun ihrer elektronischen Wurzeln besonnen und liefern „The Electro Remixes“, ein sattes Paket, das zwar nur aus drei Songs besteht (darunter ein Cover von „You Spin Me Round“), diese allerdings in fetten 20 Remixen – und die Beteiligtenliste ist stark: Bela B, Markus Meyn, Robert Görl, Die Krupps, Leaether Strip, In Strict Confidence, Absurd Minds, Blind Passenger, Beborn Beton und viele weitere mehr. Fetzt!

Wo wir schon bei Remixen sind: Einer der gefragtesten Remixer der letzten Jahre (der außerdem auch als Produzent und DJ beliebt ist) ist Erol Alkan. Dieser hat nun mit „Reworks, Volume 1“ einen Überblick über sein Remixschaffen der letzten Jahre kompiliert. Unter den 20 (schon wieder) von ihm erstellten Mixen finden sich Künstler wie New Order, Daft Punk, Franz Ferdinand, Hot Chip, Tame Impala, Metronomy und viele andere. Lohnt sich.

Wer Anhänger dessen ist, was so ab den späten 70ern aus Manchester musikalisch in die Welt schwappte (von Joy Division über New Order bis hin zu Oasis u.v.m.), für den war 2017 ein sehr ergiebiges Jahr. New-Order-Livealbum, Neues von den Gallaghers, eine wunderbare Box namens „Manchester North Of England: A Story Of Independent Music Greater Manchester 1977-1993“ – und nun startet Mute auch noch eine Wiederveröffentlichungsoffensive zu A Certain Ratio. Erfolgstechnisch zwar immer etwas unter dem Radar, waren sie eine der prägendsten Postpunk-Bands, deren Einfluss auf zahlreiche Künstler nicht zu unterschätzen ist. Der gesamte Katalog steht nun als Reissue (auch auf Vinyl!) an, los geht es mit dem Debüt von Ende 1979, „The Graveyard And The Ballroom“, dem Nachfolger „To Each …“ (1981, beide von Martin Hannett produziert, wie man auch gut heraushören kann) sowie dem 1986er „Force“. More to follow.

Vor drei Jahren taten sich Euphorie aus Hamburg und Staatsakt aus Berlin, Labels und Geschwister im Geiste, erstmals für einen Sampler zusammen, um dem einheimischen Untergrund eine Plattform zu geben. Das klappte so gut, dass nun mit „Keine Bewegung 2“ die Fortsetzung folgt. Da versammeln sich schon etwas Bekanntere wie Isolation Berlin (verpassen Pulps „Common People“ eine herrliche deutsche Version), Schnipo Schranke oder unser Liebling Drangsal („Heultage“, neuer Song, Album Nummer Zwei naht!) sowie demnächst hoffensichtlich bekannter Werdende wie Das Paradies, Trucks, International Music, Candelila oder Albrecht Schrader (der mit seinem aus dem Neo Magazin Royale bekannten Rundfunk Tanzorchester Ehrenfeld eine zauberhafte „Ode an die Öde“ zelebriert). Empfehlung, gibt’s auch auf schickem Doppelvinyl.

Wo wir gerade bei Staatsakt und einheimischer Qualitätsware sind: Anfang des Jahres empfahlen wir gar sehr Klez.e und ihr wunderbar cureeskes Album „Desintegration“. Da trifft es sich doch prima (Kreise schließen und so), dass wir zum Jahresfinale das zugehörige Livealbum „November“ wiederum wärmstens ans Herz legen dürfen. Auf der diesjährigen Tour mitgeschnitten, entfalten die Songs auch in den teilweise mächtig ausufernden Liveversionen ihre düstere Wirkung. Das Publikum ist nur marginal zu hören, stört also die Atmosphäre kaum. Alte Stücke bekommen ein passendes neues Kleid – und mit „Raupe“ hat sich sogar noch ein ganz neuer Song aufs Album geraupt. Mehr zu einem anderen Projekt von Tobias Siebert in Kürze.

Nun noch zwei Soundtrackempfehlungen. Erstens Daniel Lopatin, den meisten besser bekannt als Oneohtrix Point Never. Der vielseitig interessierte Elektronikmusiker hat in den letzten Jahren auch begonnen, Soundtracks zu schreiben. So auch für „Good Time“, einen kleinen feinen, filmischen Geheimtipp (mit Robert Pattinson). Dafür hat Lopatin einen wunderbar nach den dunklen Seiten der 80er Jahre klingenden Synthesizerscore aufgenommen. Was in Zeiten von „Stranger Things“ und „Blade Runner 2049“ (oder etwas früher „Drive“ und „The Guest“) bestens passt und auf dem Filmfestival in Cannes völlig zu Recht gefeiert wurde.

Ebenfalls zu Recht viel Lob gab es für die Sky-ARD-Co-Produktion „Babylon Berlin“, deren erste zwei Staffeln das Berlin des Jahres 1929 aufleben lassen. Ein großes Plus der Serie ist der Soundtrack, der nun als Doppelalbum erschienen ist. Serienmastermind Tom Tykwer hat den Score gemeinsam mit seinem musikalischen Langzeitpartner Johnny Klimek geschrieben und einen brillanten Mix aus modernen, ja mitunter technoid pulsierenden Sounds und klassischen Klängen gefunden. Funktioniert auch ohne die (sehenswerten) Bilder dazu, aufgeteilt übrigens in eine klassische Scorehälfte und einen zweiten Teil, in dem die in den Berliner Clubs spielenden Szenen und Songs vertont werden – von der herausragenden Single „Zu Asche, Zu Staub“ angeführt, aber auch mit Beiträgen von Brian Ferry (mit seinem Orchester). Stark!

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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