In dieser Ausgabe der Querbeats bleiben wir ausnahmslos elektronisch und schicken Saiteninstrumente in den Abstellraum, betreiben aber ein wenig wildes Genre-Hopping.
Von dรผster bis ‚hell‘ und von Uniform bis Overall ist dieses Mal einiges an Musik dabei.
Den Auftakt macht DJ Hell, der zusammen mit der 80er Jahre Epigone Bryan Ferry den Song „U Can Dance“ aufgenommen hat. Eher รผberraschend wurde die Single zum aktuellen Album „Teufelswerk“ nachgeschoben. Blubbernde, monotone Synthesizer und ein knackiger Bass bilden die Basis, auf der die markante Stimme von Bryan Ferry thront.
Ein wenig retrolastig und doch clubtauglich und verfรผhrerisch frisch wie der Rest vom „Teufelswerk“ tรถnt „U Can Dance„. Ursprรผnglich geschrieben von Bryan Ferry, kam der Song nie zur Verรถffentlichung und wurde im Rahmen einer Zusammenarbeit mit DJ Hell neu arrangiert. Das Ergebnis kann man nur als gelungen, nein… als brillant bezeichnen. Als Remixer wurden unter anderem so namhafte Acts wie Simian Mobile Disco und Carl Craig herangezogen. Entsprechend umfangreich sind die bis zu 11 Minuten langen Mixes ausgefallen.
Leider gibt es die Single bisher nur im digitalen Format und auf Vinyl. Bleibt zu hoffen, dass vielleicht doch noch ein silberne Version erscheint….
www.djhell.com
www.bryanferry.com
Ostberliner Baustellenromantik prรคgen die Thematiken die den Verรถffentlichungen von Patenbrigade: Wolff zu Grunde liegen. Ob mit Hochstapler, Turmdrehkran, Gefahrstoffe oder einfach nur dem Maurerradio โ Sven Wolff und Lance Murdock haben in ihren orangen Overalls die Herzen ihrer Fans erobert. Auf ihrem neuesten Werk, das den Namen „Baustoffe (Popmusik fรผr Rohrleger)“ trรคgt, bleibt sich das Duo im Groรen und Ganzen selbst treu. Musikalisch wie auch thematisch orientieren sie sich dabei an den vorherigen Verรถffentlichungen. Gekonnt verschmelzen dabei die einzelnen Songs mit den musikalischen Zwischenstรผcken, die von dem Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke (u.a. bekannt aus Pro 7 Galileo) besprochen sind, und generieren dadurch ein kurzweiliges und unterhaltsames Album.
Gesangliche Unterstรผtzung bekommt die Patenbrigade dieses Mal von Andrรฉ Hartung (Sero Overdose), Nadine Stelzer (ehem. In Strict Confidence), Alexander Pitzinger (Painbastard) und Julia Beyer (Technoir, mesh).
Neben Clubtracks wie „Das Kraftfeld“ und „Abrissbude„, sind es insbesondere „My Mountain„, „Dreh mir die Zeit zurรผck“ und die groรartige Ballade „Sun After The Rain„, die dem Album seine groรen Momente verleihen.
Die Patenbrigade hat auch auf ihrem sechsten Silberling wieder den richtigen Sound fรผr die Baustellen und Clubs dieser Republik und liefert ein solides Album ab.
Nach dem Baustellenfetisch kommen wir nun zum Uniformfetisch. รsterreichs Industrialexport Nr. 1 Nachtmahr widmet gleich eine ganze EP den „Mรคdchen in Uniform“.
Sieht man mal von dem plumpen Text von „Mรคdchen in Uniform“ und den eher drรถgen 08/15 Beat ab, bleibt der klebrige Refrain. Und genau dieser wird den Song in den Clubs etablieren โ jede Wette. Das Gute an der EP ist allerdings, dass Thomas Rainer nur zwei Versionen des Titeltracks liefert. Dafรผr gibt es aber zwei weitere neue Songs, die durchaus zu รผberraschen wissen!
Da wรคre zum Beispiel das tanzbare Instrumental „El Chupacabra„, das mit lateinamerikanischen Klรคngen Akzente setzen kann, und die Coverversion von Falco’s High Society-Abgesang „Titanic„. Thomas Rainer schreitet bei der Coverversion mit dem nรถtigen Respekt zur Tat und liefert eine gelungene Interpretation dieses Klassikers. Knackig, dรผster und doch schwer melodisch avanciert „Titanic“ zum heimlichen Favoriten auf der EP.
Abgerundet wird der Silberling mit den Songs „Tanzdiktator“ und „Mรถrder„. Insgesamt in 5 Versionen fordert Tanzdiktator Rainer dazu auf das Bein zu schwingen. Dabei gestalten sich die einzelnen Mixes รคhnlich wuchtig und cluborientiert. Wirkliche รberraschungen gibt es daher nicht.
In die gleiche musikalische Kerbe haut auch „Mรถrder„, das unter anderem von Feindflug geremixt wurde und durch Soundsamples vertont wird.
Solides DJ-Futter fรผr die einschlรคgigen Clubs trifft es wohl am ehesten, wenn auch einzelne Remixes und Songs durchaus รผberzeugen kรถnnen, fehlt es auf Dauer an innovativen Momenten.