Bei unserer aktuellen Klopperei treffen zwei Herren aufeinander, die auf sehr unterschiedliche Weise die Synthesizer zum Heulen bringen. Da lauert in der einen Ecke das französische Techno-/House-Urgestein darauf, mit seinen knackigen Tracks den schnellen K.O. zu landen. Auf der anderen Seite macht sich ein bärtiger Mexikaner bereit, zum ersten Mal über die volle Distanz zu gehen – und er hat episches Material dabei.
Mr. Oizo – Stade 2
Quentin Dupieux also mal wieder. Der hatte natürlich Ender der 90er seinen großen Hit mit „Flat Beat“. Mit Flat Eric, der kopfnickenden Stoffpuppe. Davor und danach hat er so einiges mehr veröffentlicht, zuletzt außerdem einen hübsch trashigen Film mit „Rubber“ (ja, der mit dem Horrorreifen) gedreht (der nächste Film steht bereits an) und musikalisch begleitet. Hier tritt er mit seinem vierten regulären Album an.
Und das ist eine recht kurze Angelegenheit. Die 13 Tracks dauern von weniger als einer bis knapp über drei Minuten, und so ist nach einer reichlichen halben Stunde alles vorbei. Man kann dabei kaum behaupten, dass Mr. Oizo auf einen neuen Hit abzielt. Die Tracks knarzen alle oizo-typisch dahin, spielen mit Rockelementen und nehmen auch immer wieder recht eigenwillige Wendungen.
Das ist musikalisch spannend und für Soundinteressierte höchst interessant. Dazu in einem beeindruckenden Tempo vorgetragen. Aber: Es bleibt auch nicht so richtig viel hängen, und, um in der Boxersprache zu bleiben, den Killerpunch landet Dupieux hier auch nicht. Am besten eignet sich das Album wohl eher für DJs und Mixfreunde, die einzelne dieser durchweg gut gemachten Tracks passend in ihre Sets einbauen wollen (und werden).
Rebolledo – Super Vato
Nun zur Gegenseite. Mauricio Rebolledo aus Mexiko liefert hier zwar sein Debütalbum ab, ist aber schon länger als DJ, durch EPs und Remixe ein Begriff und ein Vorzeigeartist des aufstrebenden Cómeme-Labels (das u.a. von Matias Aguayo betrieben wird). „Super Vato“ erscheint bei uns auf dem Label von Kompakt.
Hier haben wir, was die Zahlen angeht, zehn Tracks, zwischen viereinhalb und acht Minuten lang, auf einer Gesamtdauer von einer knappen Stunde. Der Künstler nimmt sich also Zeit, setzt eher auf Kondition. Die Tracks bauen sich in Ruhe auf, rauschen dabei aber zugleich in einem atemberaubenden Stilmix durch House, Disco, 80er Pop, mexikanische/südamerikanische (Poly-)Rhythmen und noch vieles mehr.
Unterstützt von Gästen wie eben Matias Aguayo, aber auch Superpitcher – mit dem Rebolledo auch als Pachanga Boys auftritt-, ergibt sich ein schillerndes Debüt, das soundtrackartige Qualitäten (ja, der Name Carpenter fällt nicht zu Unrecht) aufweist, aber auch richtig ohrwurmig werden kann. Man höre nur mal in „Positivismo“ hinein oder das nach Kraftwerk in Mexiko klingende „La Pena“ oder erfreue sich am satten Klang der „Corvette Ninja“. Der kann was und kennt keine Grenzen. Höchst erfreulich.
Die Wertung: Tja, man konnte es sicher schon erahnen – Mr. Oizo gelang trotz interessanten Kampfstils leider kein endgültiger Treffer, Rebolledo dagegen zeigte die größere Eleganz, den variableren Stil und hatte letztlich auch mehr Puste – ein relativ klarer Punktsieg für den Mexikaner.
(Addison)
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