Home > Magazin > Reviews > Pet Shop Boys – Electric
- Anzeige -

Pet Shop Boys – Electric

Ein Charteinstieg in der britischen Heimat auf Platz 3 (wie auch in Germany, by the way) – das bedeutet die erfolgreichste Platzierung seit 20 Jahren. Da müssen die Herren Tennant und Lowe ja doch einen Nerv getroffen haben mit „Electric“, diesem hedonistischen Elektroknaller von einem Album.

Im vorigen Jahr hatten die beiden Altmeister ja mit „Elysium“ die Hörerschaft gehörig gespalten. Im ersten Durchlauf wirkte jenes Album irgendwie leicht deprimiert und dabei auch vom Sound her relativ flach. Mit wiederholtem Hören (wenn man der Scheibe die Zeit zugestand) wuchs es jedoch zu einem durchaus eleganten, leicht sentimentalen und wieder einmal der beeindruckenden Diskographie würdigen Werk, das sein historisches Vorbild „Behaviour“ zwar nicht erreichen, ihm aber zumindest Referenz erweisen konnte.

Nach „Behaviour“ kam damals „Very“ (genau das Werk, was den letzten Top-3-Eintrag im UK schaffte), was einen ziemlichen musikalischen Sprung darstellte – und daher ist der Vergleich zum vorliegenden „Electric“ gar nicht so verkehrt. Damals wie heute gab/gibt es den gewollten Gegensatz zum Vorgänger. Mehr Elektronik, mehr Tempo, mehr Dance. Damals war jedoch das vorhergehende, düstere Album klar das bessere, während dieses Mal der kecke Neuzugang den Sieg davonträgt.

Genug der Vergleiche, obwohl… da müssten wir schon noch die „Disco“-Reihe nennen, denn in dieser immer leicht neben den regulären Platten stehenden Serie wäre „Electric“ fast erschienen, bis man sich entschloss, zusammen mit Produzent Stuart Price doch noch etwas mehr Arbeit zu investieren und ein „richtiges“ Album daraus zu machen.

Und so feuern die Pet Shop Boys uns nun neun konsequent auf den fetten Beat ausgerichtete Tracks um die Ohren, dass es nur so eine Freude ist. Eingerahmt von den vorab bekannten Stücken „Axis“ (großartiges, größtenteils instrumentales Intro) und „Vocal“ (der poppigen, fast trancigen Single – die in den nächsten Tagen übrigens mit zahlreichen Remixen erscheinen wird -, die schamlos an diverse Eurodancefrechheiten der 90er erinnert) gibt es kein Verschnaufen. „Bolshy“ lässt House-Sounds zu minimalistischen Textfragmenten bollern, die kommende Single „Love Is A Bourgeois Construct“ bietet einen dieser tollen, verweisfreudigen Tennant-Texte – und das zu einem gnadenlos das „Go West“-Stadion-Erbe (im Guten wie im Schlimmen) antretenden Ohrwurm.

Richtig coole Electro-Sounds fährt das fluoreszierende „Fluorescent“ auf, während „Inside A Dream“ mit seinen Retroanflügen, saftigen Synthies und den eingestreuten typischen PSB-Momenten der heimliche Höhepunkt der Platte ist. Ja, selbst das eigenwillige Springsteen-Cover „The Last To Die“ funktioniert im Albumkontext (aber auch wohl nur dort).

Eine ziemlich überraschende Scheibe, die selbst vor einem gnadenlos ballernden Dubstep-Rummelstück wie „Shouting In The Evening“ nicht Halt macht und bei der erstaunlicherweise ausgerechnet das Stück mit Gastrapper (und -sänger) Example die markantesten Pet-Shop-Boys-Momente setzt – im großartigen „Thursday“ finden sich Elemente aus bestimmt drei Songs vom Debüt „Please“ wieder. Kurzum, wir müssen wieder einmal begeistert konstatieren: Hut ab vor dieser Band!

Jetzt Pet Shop Boys – Electric bei Amazon bestellen/herunterladen
Zu Amazon

P.S. Die Pet Shop Boys spielen auf dem Berlin Festival!

www.petshopboys.co.uk
www.facebook.com/petshopboys

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

Kommentare sind geschlossen.

- Anzeige -
Consent Management Platform von Real Cookie Banner